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Und während Eruption's 'I cant stand the rain' im Hintergrund leise vor sich hin lief, hatten wir uns auf den Boden gesetzt und begonnen die Platten und CD's, die ebenfalls in dem Karton waren, zu sortieren. "Schau mal." Sagte ich amüsiert. "Madonna". Ich wedelte mit der CD vor Liz hin und her. Sie hatte mehrere offene Hüllen vor sich liegen und war dabei diverse 'Ultimative Chartshow'- CD's wieder in ihre passenden Verpackungen zu ordnen. Sie schüttelte amüsiert den Kopf. "Was denn? Sie hat eine Zeitlang gute Musik gemacht." Ich verdreht die Augen. "Ja schon klar. Meine Mutter hat auch CD's von ihr noch irgendwo rumfliegen, aber mich wundert es, dass ihr echt weder Radio noch sonst was hier rumstehen habt, wo man einfach mal wieder in die Sachen reinhören kann." Ich machte einen enttäuschten Gesichtsausdruck. "Wie gesagt, wir hören einfach nicht mehr so oft Musik." "Wie gesagt, dass müsst ihr ändern." Sagte ich mit einem sarkastischen Unterton und lächelte. "Dafür haben wir doch gar keine Zeit." Sie wurde ernst. "Ach Quatsch. Ich höre auch ständig Musik. Egal ob über Radio, Kopfhörer, Plattenspieler oder sonst was. Wenn ihr es wirklich wollen würdet, würdet ihr Wege finden." Sie sah auf den CD-Haufen vor sich. "Ja, vermutlich hast du recht." Ich rutsche zu ihr rüber und nahm die Paul McCartney Platte, die sie vorsichtig neben sich gelegt hatte und hielt sie ihr hin. "Hier. Damit kannst du ja beim nächsten Putzmarathon anfangen." Sie sah mich amüsiert an. "Putzmarathon also...." Ihr Blick hatte etwas herausforderndes. Er ließ das Blut in meinen Adern kochen, doch ich unterdrückte mein aufkommendes Verlangen, sie ohne Vorwarnung überfallend zu küssen.
Im nächsten Moment piepte die Spühlmaschine und auch die Platte war zu Ende gelaufen. Sie stand auf und ging zur Küche. Ich sah ihr dabei zu, wie sie die Maschine öffnete und folgte ihr dann. "Tatsächlich würde ich jetzt einen Kaffee nehmen." Sie sah kurz zu mir. "Ja gerne." Doch bevor sie die Kaffeemaschine einschaltete hielt sie inne und drehte sich zu mir um. "Wir könnten aber auch ne Flasche Roten aufmachen." "Mhhh. Leider nicht. Ich muss doch noch fahren. 0,0 und so weiter..." Sie legte ihren Kopf leicht schief. "Ja stimmt. Entschuldige." "Kein Ding." Sagte ich schulterzuckend. "Ein ander Mal." "Ja, gerne." Bestätigte sie und wandte sich wieder dem Ausräumen der Spühlmaschine zu, wobei ich ihr zu helfen begann, obwohl ich wieder einen Blick von ihr bekam, der mir verdeutlichte, dass sie das eigentlich nicht wollte. Es erinnerte mich an die Situation mit dem Trockentuch, als ich das erste Mal da war. Ich musste grinsen. Da ich tatsächlich echt Lust auf nen Kaffee hatte, ging ich zur Kaffeemaschine und stellte die Tasse unter, die Liz eben aus dem Schrank darüber geholt hatte. "Oh, stimmt, dein Kaffee. Warte lass mich das machen." "Ich schätze, ich bekomm das auch selber hin." Doch Liz ließ sich nicht beirren und griff nach meiner Hand, um sie behutsam von der Tasse abzubringen. Doch ich blieb standhaft. "Lass das. Ich kann das schon selber." Zu meiner Überraschung gab sie sich geschlagen, piekste mich aber in meine Seite, sodass ich kurz vor Schreck zusammenfuhr. Jetzt mussten wir beide lachen. "Du hast es ja nicht anders gewollt." Zischte sie amüsiert, während sie die ausgeräumte Spühlmaschine schloss und zu den Platten zurück ging. Wieder sah ich ihr nach. Es überkam mich jedes Mal ein Glücksgefühl, wenn ich sie ohne vorsichtig zu sein, einfach ansehen konnte. Dann stellte ich die Tasse wieder ordentlich unter den Kaffeeauslauf und suchte im Menü nach einer einfachen Tasse. "Überleg es dir." Hörte ich Liz eher beiläufig sagen. Doch es reichte tatsächlich aus, um mich davon abzuhalten den Knopf zu drücken. Ich drehte mich um. "Willst du mich betrunken machen oder hab ich was verpasst? Feiern wir heute was?" Sie stand wieder auf, kam zu mir, blieb aber neben der Kücheninsel stehen, nahm ihre Brille ab, welche sie auf die Arbeitsplatte legte, und lehnte sich an. Ernst und ohne eine Miene zu verziehen antwortete sie. "Nein, Charlie. Mir ist nur nach Wein." Sie wirkte ruhig und gelassen. Obwohl sie ohne Brille jünger aussah, bildeten sich kleine Fältchen auf ihrer Stirn. Sie dachte an etwas. Neugier überkam mich. "An was denkst du?" Sie atmete einmal kurz und zuckte dann mit den Schultern. "Bitte, Liz, sei ehrlich." Sie wirkte traurig. "Ich hatte nur für kurz vergessen, wie jung du noch bist." Ich schluckte. Dann war es mehr Intuition als Wille, der mich die Schritte zu ihr machen ließ. Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. "Warum spielt das nur für dich so eine große Rolle. Ja, ich bin noch jung, aber ich verstehe viel mehr von den Dingen, als du oder sonst wer vielleicht denkt." Ich lächelte sie an. Ihr Blick wanderte über mein Gesicht hinunter bis zu meinen Händen. Sie strich sanft über meine Fingerspitzen. "Is das so, ja?" Sie begann schief zu grinsen. "Ist so." Wiederholte ich stolz, im Wissen, dass ich noch lange nicht auch nur ansatzweise genug vom Leben wusste, um das überhaupt behaupten zu können. "Welchen Roten hast du denn da?" Fragte ich neugierig. Der Teil in mir, der ständig seit 2 Jahren und viel zu vielen Monaten ihre Nähe suchte, brannte in mir und zwang meinen Geist diese Frage zu stellen. "Mal sehen. Warum fragst du?" "Kann ich auf dem Sofa schlafen?" Sie begann zu lachen. "Nein." Ich zog langsam die Augenbrauen hoch, doch bevor ich etwas erwidern konnte, sagte sie: "Wir haben ein Gästezimmer. Da kannst du schlafen." Mit diesen Worten griff sie nach meinem Handgelenk und zog mich mit zur Couch. Auf dem Weg dorthin holte sie noch eine Flasche aus dem Weinregal neben der Kommode und ich räumte 2 Gläser aus der Glasvitrine neben dem Sofa und wir setzten uns.

"Irgendwann kommt man in ein Alter, in dem einem selbst die eigenen Eltern nur noch Wein zum Geburtstag schenken." Sagte sie, während sie die 3. Flasche Rotwein versuchte mit dem Korkenzieher zu öffnen, obwohl wir die 2. gerade so bis zur Hälfte leer hatten. Ich war tatsächlich kein Fan von Wein, aber der schmeckte richtig gut. "Von Opa bekomm ich jetzt meistens auch nur noch Alkohol." Ich lachte. "Das is so typisch deutsch." "Wir trinken halt gern." Bestätigte Liz und ließ sich wieder neben mir auf die Couch fallen. Der Wein hinterließ langsam Spuren, bei mir und bei ihr.
"Also trinkst du oft Wein?" Sie schüttelte belustigt den Kopf. "Nööööö. Nur wenn ich Lust und Laune zu habe. Oder die passende Gesellschaft." Sie sah mich an. Ich lachte. "Ich war glaube noch nie die passende Gesellschaft zum Trinken." "Dafür machst du deinen Job nicht gerade schlecht." Sie zeigte mit ihrem Kinn auf die leere Flasche vor uns. Ich stellte mein Glas daneben und betrachtete es. Der Alkohol hatte begonnen sich in meinem Kopf breit zu machen. Ein bisschen schwammig nahm ich Liz die Flasche aus der Hand und schenkte uns nochmal ein. "Also dann" Wir nahmen unsere Gläser. "Auf die passende Gesellschaft." Sie stieß leicht mit ihrem Glas gegen das meine, was ein leises Klirren zur Folge hatte. "Auf die passende Gesellschaft." Ich wollte gerade zum trinken ansetzen, als sie sich zu mir rüber beugte und mich sanft auf die Wange küsste. Der Kuss brannte heiß auf meiner Haut und obwohl ich nicht mal viel getrunken hatte, wurde mir schwindelig. Ich trank trotzdem aus meinem Glas und sie aus dem ihren. Dann drehte ich mich zu ihr. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Ich sah ihr tief in die Augen, fast wie in Trance kam mir der Moment vor, bis ich mich leise reden hörte. "Du bist so wunderschön." Sie schloss belustigt die Augen und lehnte sich wieder von mir weg. "Nein. Da spricht der Alkohol aus dir." Ich stellte mein Glas auf den Couchtisch. "Ach Liz, erzähl keinen Mist. Ich hatte nicht mehr als du, das is dir bewusst. Aber vllt hast du recht. Vielleicht spricht tatsächlich auch Alkohol aus mir. Aber bedenke Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit." Sie sah mich achtsam an. "Also sagst du sie sonst nicht?" Ich verdrehte die Augen. "Dreh mir doch nicht immer das Wort im Mund rum. Warum kannst du nie ein Kompliment annehmen. Typisch Frau." Ich fuhr ihr belustigt mit meiner Hand über ihren Oberschenkel. Sie aber, stand ohne Vorwarnung auf und ging Richtung Küchentisch. Auf halben Weg blieb sie mittig im Raum stehen. Jetzt stand auch ich auf. "Alles ok? Ich wollte nichts falsches sagen. Entschuldige." Sie stand mit dem Rücken zu mir. Langsam ging ich auf sie zu, blieb aber etwa eine Armlänge von ihr entfernt stehen. Keiner von uns sagte etwas, bis sie leise flüsterte. "Was tun wir hier?" Ich schluckte und versuchte die Betrunkenheit so irgendwie zu besiegen, was mir nur ansatzweise gelang. "Ich gehe, wenn du das willst." Sie regte sich nicht. Ich wartete ein paar Sekunden. "Ok. Ich gehe." Ich tat wenige Schritte Richtung Tür, bevor sie sich schlagartig umdrehte, mit einer schnellen Bewegung auf mich zu kam und mich an beiden Armen festhielt. Ich zischte. "Au." Ihre Finger hatten sich in meine Oberarme gegrallt, doch Liz schien das nicht weiter zu stören. Ihre bunten Augen glitzerten in dem warmen Licht der Wohnstubenbeleuchtung. Sie war mir so nah, dass ich ihre Sommersprossen auf ihrer Nase und den Wangen beinah tanzen sehen konnte. "Charlie." Ihre Stimme war warm und durchdringend. Ihr Blick rutschte von meinen Augen auf meine Lippen und genau das war der Moment, in dem ich realisierte, was gerade dabei war zu passieren. Sofort stieg mir Blut in den Kopf. Meine Wangen wurden heiß wie Feuer und an den Stellen, an denen sich ihre Finger in meine Oberarme bohrten, entstand ein unerträglicher Schmerz. Die Luft um uns, war wie in Benzin getränkt. Ein Funken hätte genügt und wir wären in Flammen aufgegangen. Vorsichtig bewegte ich meine rechte Hand zu ihrem Gesicht. "Willst du das wirklich?" War alles, was ich zustande brachte. Als Antwort ließ sie meine Arme los und fuhr mit ihren Händen meinen Hals hinauf. Jede Sekunde prickelte wie 100 Nadelstiche auf meiner Haut. Doch ich bekam auf meine Frage keine Antwort, zumindest keine gesagte. Liz zog langsam meinen Kopf zu sich. "Küss mich." Hauchte sie in den Moment, bevor sie ihre weichen Lippen auf meine presste. Pures Verlangen stieg in mir auf. Sämtliche Alkoholprozente wurden durch die Hitze in mir weggerannt. Ich war 1000% bei der Sache, voll und ganz hier. Und voll und ganz ihr. Meine Hände glitten von ihrem Gesicht, über ihre Brüste an ihre Hüften. Ich zog sie zu mir, bis uns kein Raum mehr trennte.
Ihre Küsse wurden verlangender und eh ich mich versah, fanden sich meine Hände an ihrer Hose und ich öffnete den Knopf.
Abrupt hielt sie inne und löste sich aus unserem Kuss. Ich fiel tausende Meter tief. Doch ihre Stimme verhinderte das Schlimmste. "Komm." Sagte sie und löste sich von mir. Sie griff nach meiner Hand und zog mich sanft mit sich. Im Flur hielt ich es aber schon nicht mehr aus und drückte sie gegen das Treppengeländer. Zaghaft begann ich sie erneut zu küssen, doch Liz übernahm wieder die Oberhand, biss mir beim Küssen auf die Unterlippe, wandte sich dann wieder aus meinem festen Griff und zog mich am Ellenbogen mit die Treppe hinauf.

Ihr Weg zu DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt