Kapitel 9: The other Man

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Dipper wurde am Morgen geweckt, als ein Krankenwagen mit angeschalteten Sirenen am Haus vorbeifuhr. Etwas grummelnd, hatte er sich näher an die wärmende Quelle vor sich gedrückt, ehe er realisierte, dass diese eine Person war. Verwundert öffnete er die Augen und sah direkt auf das Profil des ehemaligen Dämons. Dipper hielt kurz die Luft an, ehe ihm wieder einfiel, dass er letzten Abend freiwillig zu ihm ins Bett ist. Nachdem er wieder begonnen hatte zu atmen, beobachtete der Student seinen Nebenmann. Bill war wirklich ein hübscher Kerl. Unverschämt gutaussehend, wenn man bedachte, dass das hier wahrscheinlich eine Strafe sein sollte. Er war groß, schlank, hatte nichts von seiner Intelligenz eingebüßt. Irgendwie schien dem Dämon alles leicht von der Hand zu gehen. Dipper zog eine Schnute. Er würde den Blonden ja hassen, wenn er nicht in sein Beuteschema passen würde. Groß, blond, blaue Augen. Verdammt, diese Augen. Da spielte das Schicksal wirklich einen Streich mit ihm.
Da sich Bill kurz bewegte, schloss Dipper wie aus Reflex die Augen. Als er sie vorsichtig wieder öffnete, schlief der Größere noch immer. Das Gesicht hatte er ein wenig mehr in die Richtung des Brünetten gedreht und Dipper konnte sich die Feinheiten ein wenig mehr einprägen. Feine Augenbrauen, eine gerade Nase, hohe Wangenknochen und helle Haut. Aber diese, für ihn, perfekt geschwungenen Lippen fand er wirklich am schönsten. Dieser leicht geöffnete Mund mit den roten Kissen würde er gerne mal Berühren. Weswegen Dipper auch die Hand hob und hauchzart mit der Zeigefingerspitze über die Unterlippe strich. Aber er zuckte gleich wieder zurück, als ein Grummeln von dem Älteren ausging. Er sich kurz streckte und dann doch die Augen aufschlug. Kurz brauchte er scheinbar selber um zu verstehen, warum sein Mitbewohner hier lag, aber die Verwirrtheit im Blick legte sich schnell wieder. „Morgen...", kam es schläfrig von dem Blonden. „Morgen!", lächelte Dipper sanfter als er es eigentlich wollte. Verdammt, er könnte sich an diesen Anblick wirklich gewöhnen, wenn er ihn jeden Morgen neben sich haben könnte.
„Wieso bist du schon wach? Du hast doch Freibekommen.", hörte er die Frage und spürte, wie sich Bill mehr in seine Richtung drehte. „Ich war irritiert, wo ich bin.", kam die Antwort, die den Blonden etwas grinsen ließ. „Na dann..", der Größere schloss die Augen wieder und Dipper beobachtete ihn einfach nichts denkend. Einfach nur musternd und irgendwie auch genießend. Als sich ihre Blicke aber trafen, da Bill die Augen wieder öffnete, war es ein seltsamer Moment zwischen ihnen. Sie sahen sich einen Moment einfach nur an, ehe Dipper derjenige war, der sich vorbeugte. Wenigstens ein Stück und Bill ihm entgegenkam. Sie zögerten, aber schließlich berührten sich Ihre Lippen zu einem sanften Kuss.
Es war nichts Energisches dabei, einfach nur das aufeinanderlegen ihrer Lippen, ehe sie sich wieder lösten. Sich kurz musterten, lächelten und die Berührung wiederholten. Ein bisschen inniger als vorher. Sie rutschten Näher aneinander und Dipper spürte die Hand, die sich auf seine Taille legte. Er zog den Blonden ein wenig auf sich, lies seine Finger in die weichen kurzen Haare über den Hinterkopf gleiten. Der Kuss wurde Intensiver. Ihre Lippen bewegten sich Gegeneinander. Ihre Hände blieben auch nicht untätig, bis das Klingeln eines Smartphones zu hören war. Eigentlich wollte sich Bill lösen, aber Dipper, der noch immer die Arme um die Schultern des Blonden liegen hatte, wollte ihn nicht gehen lassen. Also versuchte er es zu ignorieren. Er löste sich von den süßen Lippen des Brünetten und wanderte über dessen Wange, zu dessen Ohr und anschließend genau an die Stelle darunter, wo Ohr und Hals ineinander übergingen. Ein ungewolltes Keuchen kam dem Kleineren bei der Berührung über die Lippen, als schließlich das Handy wieder klingelte.
Bill hob genervt den Kopf und griff hinüber zum Tisch und nahm ab, ohne aufs Display richtig zu gucken. „Was?", fragte er deutlich genervt, als er auf der anderen Seite auch schon von einer weiblichen Stimme angeschnauzt wurde. „Danke, dass ich euch soviel bedeute, dass ihr sogar vergesst, dass ihr mich abholen wolltet. Ich stehe hier mit meinen Koffern vor der Uni und warte seit einer Stunde auf euch. WO bleibt ihr?", schalte ihm Mabels Stimme entgegen. Auch Dipper setzte sich auf und griff sich an den Kopf. „Verdammt, vergessen...", murrte er und erhob sich. „Wir kommen, sorry!", meinte der Blonde und erhob sich ebenfalls. Allerdings um Dipper zu folgen. „Du solltest hier bleiben." - „Und mir Mabels Hass einfangen, nein Danke!" - „Aber... wegen gestern.", kurz hielt Dipper inne und sah dann zu Bill. Lächelte wieder: „Mir geht's gut. Außerdem... bist du doch dabei!", er grinste. Bill begann zu grinsen und zuckte mit den Schultern. Also zog auch er sich an und sie fuhren zusammen zu Mabels Uni.
Nachdem sie sich von Mabel eine ordentliche Standpauke abholen durften, lief die Gruppe gemeinsam wieder nach Hause. Die Blauhaarige redete und redete, während die beiden jungen Männer versuchten sich einfach nicht anzusehen. Irgendwie wussten sie Beide nicht, was das am Morgen gewesen war. Das sie sich geküsst hatten und wer wusste schon, wie weit sie wirklich gegangen wären, wenn sie niemand gestört hätte?
Die junge Frau jedenfalls bemerkte über den Tag hinweg so Kleinigkeiten zwischen dem einst so geschäftigen Dämon und ihrem Bruder. Irgendwas musste vorgefallen sein, worüber sie nicht ein Wort verlieren wollten und sich doch so seltsam auffallend verhielten, dass es schon offensichtlich war.

Es waren seit den Küssen am Morgen drei Tage vergangen. Bill saß bei Rose in der Küche und stocherte in einem, eigentlich sehr leckeren Nusskuchen herum. Die alte Frau musterte ihren Schützling und lächelte vor sich hin. „Ach ja, wenn die Liebe doch auch nur so einfach wäre wie Kuchen essen, nicht wahr?", fragte sie und nippte an ihre Teetasse. Bill hob den Blick und musterte sie. „Bitte?" - „Liebchen, ich bin lang genug auf dieser Erde um zu erkennen, wenn jemand Liebeskummer hat.", sie schob sich ein Stück Kuchen mit einer Gabel in den Mund und kaute seelenruhig. Bill hätte fast die Gabel fallen lassen. Verlieben? Er? Er ist ein Dämon. Eine... Gott verdammte Ausgeburt der Hölle. Allerdings... wenn er so drüber nachdachte.
Der Blonde ließ das Gesicht in beide Handflächen sinken. „Fuck..", kam es ihm über die Lippen. Die pure Erkenntnis hatte ihn gerade eingeholt. Er war kein Dämon mehr, er ist ein Mensch. „Das habe ich jetzt überhört...", meldete sich Rose und lächelte weiterhin. „Ist es der junge Mann, von dem du erzählt hast?", fragte sie und musterte den Blonden. Sie erhielt ein Nicken, aber mehr auch nicht. „Hm und warum dann so deprimiert?" - „Weil ich nicht weis... ob er... oder wir.... ob das überhaupt einen Sinn hätte.", er sah wieder auf seinen Kuchen und hob dann den Blick um ihn auf die Dame zu richten. Aber Rose schien selber Nachzudenken. „Wenn ich eins gelernt habe, dann das man wegen Angst oftmals Dinge einfach nicht versucht. Du kannst nicht wissen, was ist, wenn du es nicht probierst. Vielleicht hat er ja einfach nur genau so viel Angst und traut sich nicht den ersten Schritt zu machen.", versuchte sie den Blonden aufzumuntern.
Als Bill wenig später das Haus verließ, hatte er nicht nur in einer kleinen Box Kuchen von Rose dabei, sondern auch jede menge Schmetterlinge im Bauch. Er wollte es Dipper sagen. Aber... wenn er nicht genau so fühlt, dann hatten sie ein Problem.
Sein Smartphone holte ihn aus den Gedanken, als er eine SMS kurz darauf lass. „Sitze im Café bei der Uni. Ich habe mein Portmonee vergessen. Kannst du es mir bringen, bevor du zur Arbeit musst?", lass er und fasste einen Entschluss. Daher lief er die Treppen hoch, drückte Mabel den Kuchen in die Hand, schnappte sich Dippers Brieftasche und verließ kurz darauf wieder die Wohnung.

Es dauerte etwa eine halbe Stunde, als Bill die Treppen von der U-Bahn nach oben lief. Zu seiner Verwunderung kamen weiße Flocken vom Himmel. Er hielt die Hand auf und sah nach oben. Er hatte Schnee schon oft von damals mitbekommen, aber nie etwas damit Anfangen können. „Wow, der erste Schnee. Vielleicht bekommen wir ja doch weiße Weihnachten.", der Blonde sah der Frau, nach die das Gesagt hatte und ihren Freund anlächelte. Weihnachten? Stimmt, dass wollte er die Zwillinge noch gefragt haben. Doch erstmal ging es hier um etwas anderes.
Er zog sich die Kapuze seines Mantels auf den Kopf und lief weiter. Er sah das Café auf der anderen Straßenseite. Überquerte die Straße, ging ans Fenster und stockte. Dort saß Dipper mit einem jungen Mann der Bill gar nicht so unähnlich sah. Bill schob sich die Kapuze vom Kopf. Seine Welt begann für ein paar Sekunden langsamer zu laufen. Er kannte den Blick des Brünetten. Das Lachen, die Körperhaltung. Wieso hatte sich der Blonde eigentlich gedacht, er könnte Chancen bei einem Menschen haben. Bei Dipper haben, nachdem was alles vorgefallen war.
Eine Bedienung die einen Gehweg-Aufsteller wegen des Schnees hinein holte, sprach er kurz an. Drückte ihr die Brieftasche in die Hand und sie nickte. Verschwand kurz darauf im Innenbereich. Noch einen Moment sah Bill hinein und zog sich dann die Kapuze wieder über den Kopf. Schob die Hände in die Manteltaschen. Er musste hier weg.

** Kapitel 9 ende**

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