Kapitel 22

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„Nick, sag mir was diese Symbole darstellen sollen!“, flehte ich ihn an. „Ich weiß nicht genau, lass mir kurz Zeit zum Überlegen.“ Wir haben aber keine Zeit. „Ich habe einmal ein Buch über Symbole alter Kulturen aus aller Welt und deren Bedeutung gelesen. Wenn ich das richtig verstehe, ergibt jedes Symbol eine Buchstaben.“ „Das heißt, vier Symbole sind vier Buchstaben?“ „Prinzipiell schon!“ „Und was machen wir mit vier Buchstaben?“ „Die sollten ein Wort, einen Hinweis ergeben.“ „Also ein Wort mit vier Buchstaben?“  „Richtig, wenn ich mich nur erinnern würde…“ Ich betrachtete die Symbole näher, für mich ergaben sie nichts, absolut nichts. Ich konnte nicht einmal genau erkennen, was sie darstellen sollten. „Genau!“, Nick klopfte auf den Boden. „Siehst du das erste Symbol?“, er deutete auf etwas Blaues. „Wenn mich nicht alles täuscht soll das ein M darstellen.“ „Ok, also ein Wort mit M und vier Buchstaben, dass schaffen wir.“ Nick hörte mir gar nicht zu, sondern widmete sich schon wieder den Symbolen. Es vergingen ein paar Minuten, ehe er sich wieder zu Wort meldete. „Ich weiß es…denke ich!“ „Und was steht da?“ „Mors.“ „Bitte? Das habe ich noch nie gehört.“ „Es ist auch nicht unsere Sprache, es ist Latein.“ Damit wurde ich nur noch mehr beunruhigt. „Und was heißt Mors?“ Nicks Worte brachen wie ein Donner über mich herein: „Tod.“ Mir schauderte es. Langsam kam ich mir wie in einem schlechten Horrorfilm vor, in so einem wo dauern irgendwelche Menschen von Kreaturen abgeschlachtet werden, doch leider, war das in unserem Fall Realität. „Aber weißt du was mich noch mehr beunruhigt?“ „Was?“, ich sah ihn fragend an. „Wir sind hier auf einer Insel mitten im Pazifik, hier dürfte es eigentlich kein Latein geben.“ Ich suchte nach einer logischen Erklärung, doch ich wurde nicht fündig. Was soll das heißen, hier darf es kein Latein geben? Plötzlich fiel mir etwas ein: „Vielleicht ist das von den Leuten, du weißt schon, die mit dem Spiegel!“ „Ally, das ist ein Artefakt, dieses Messer ist schon mehrere hundert Jahre alt!“ Ich war verwirrt. Nicht, dass es nur Menschen auf der Insel gab, die uns umbringen wollten, als wäre das nicht genug, sie besaßen auch noch ein Messer, welches mehrere hundert Jahre alt und mit lateinischen Symbolen verziert ist. Für mich passte, dass einfach nicht zusammen. Woher haben sie dieses Messer? Haben sie es gefunden? Haben sie es gestohlen? Gibt es ein Lateinisches Volk auf dieser Insel? Was passiert hier? Mors. Tod. Warum steht das auf diesem Messer? Tod. Leute wollen uns Tod sehen, das steht fest. Vielleicht will uns das Messer eine Botschaft überbringen. Nur welche? Mein Gehirn lief auf Hochtouren.

Der Tag neigte sich wieder dem Ende zu. Die Sonnenstrahlen, verschwanden allmählich hinter den Bäumen. Es war kaum zu glauben, wie schnell die Zeit hier im Dschungel verging. Kaum passt man nicht auf, ist schon wieder ein Tag um, so wie heute. Ich fühlte mich so ausgelaugt, so kraftlos. Bei jedem Atemzug schmerzte mein Brustkorb. Nick sah mit seiner Platzwunde am Kopf auch nicht gut aus. Die Leute waren uns zum Glück nicht gefolgt und so fingen wir an, alles für die Nacht vorzubereiten. Ich sammelte Blätter ein, um aus ihnen ein notdürftiges Bett zu bauen und Nick schnitzte mit dem Messer aus Ästen Speere, die wir anschließend um unser Lager in den Boden rammten, um uns vor Feinden zu schützen.

Danach setzten wir uns auf unser selbstgebautes Bett und aßen ein bisschen von dem halbgetrockteten Fleischstücken. Doch ich brachte nichts hinunter, da mein Hals zu trocken war, schließlich hatten wir kein Wasser. Das Fleisch war sehr zäh, im Mund fühlte es sich an, als würde es beim Kauen, mehr statt weniger werden. Aber die Hauptsache war, dass wir wenigstens Etwas im Magen hatten.

Anschließend legten sich Nick und ich auf den mit Blättern bedeckten Boden. Mich interessierte schon die ganze Zeit eine einzige Frage: „Hast du eigentlich Angst vorm Sterben?“ „Natürlich, am meisten Angst, habe ich davor, dass es weh tut. Ich bin nicht dein Held, falls du das denkst, ich bin genauso verletzlich wie du.“ Diesmal war ich es, die nach seiner Hand griff, ich brauchte einfach seine Nähe. Er fuhr mir sachte über die Haare. Ich würde so gerne wissen, was gerade in seinem Kopf vorgeht! „Glaubst du, wir sind in den Nachrichten?“ „In den ersten paar Tagen wahrscheinlich schon, aber mittlerweile haben sie nichts mehr Neues zu berichten, dann wird es still geworden sein.“ „Aber ich möchte nicht vergessen werden, Nick!“ „Keiner von uns wird vergessen werden, Ally.“

Auf einmal lehnte er seinen Kopf zu mir rüber und unsere Lippen berührten sich. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Gesicht. Dann begann er mich zu küssen. Zuerst waren es ganz sanfte Küsse, die immer leidenschaftlicher wurden. Wieso kann er nur so verdammt gut Küssen?  Ich genoss jede einzelne Sekunde und vergaß für einen Moment die Welt um uns herum.

Die Sonnenstrahlen kitzelten an meiner Nase und ich wachte mit einem Lächeln auf. Mein Bett ist so weich…Moment mal! Scheiße, Nein! Meine gute Laune war mit einem Schlag weg, als ich realisierte, dass ich nicht in meinem gemütlichen Bett in Chicago lag, sondern auf dem harten Boden auf einer Insel. Nick schlief noch friedlich neben mir. Ich erinnerte mich wieder an gestern Abend, die Art wie er mich geküsst hatte. Da keine Gefahr in Sicht war, beschloss ich, mich noch an ihn zu kuscheln, ehe er aufwachte. Ich wusste nicht, wie man in so einer kurzen Zeit sagen konnte, man liebt eine Person, doch ich liebte Nick, von ganzen Herzen. Ich klammerte mich an seinem muskulösen Oberarm fest, als würde ich Halt suchen. Seine Augen öffneten sich langsam und er sah mich an. „Ich lieb dich auch Nick.“, das musste einmal gesagt werden. Er lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Hand. „Ich würde noch liebendgerne länger hier mit dir liegen bleiben, aber wir müssen weiter.“ „Ja, natürlich…“, mit meinen Worten, kamen auch wieder meine Zweifel, Ängste und Schmerzen. Heute war wieder ein sehr heißer Tag. Obwohl die Sonne noch nicht hoch stand, brannte sie vom Himmel hinunter. Wir brauchten unbedingt Wasser. 

Früher habe ich diese ganzen Sachen wie Wasser und Nahrung nicht zu schätzen gewusst. Doch seit dem Dschungel, hatte sich einiges verändert. Wir kämpfen jeden Tag um unser Überleben, während die Reichen in Amerika schick Essen gehen. Kinder in Afrika und anderen Ländern, müssen jeden Tag Hungern und haben Niemanden, der sich um sie kümmert. Vor dem Allen hier war mir nicht bewusst, was es heißt ums Überleben zu kämpfen. Vielleicht sollte alles genauso passieren, um uns auf die Probe zu stellen. 

Ich möchte mich einmal bei meinen Lesern bedanken :) Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute meine Geschichte lesen wollen. Danke und ich wünsche euch noch viel Spaß beim Weiterlesen <3 

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