Nick drückte mich fest an sich. „Was ist heute Nacht eigentlich passiert?“, fragte ich. „Ich wurde wach, als mich jemand geschlagen hat, sie haben mich von dir weggezerrt und auf mich eigeprügelt. Sie haben dich betäubt und weggetragen, irgendwann wurde ich dann bewusstlos. Ich glaube sie dachten, ich wäre tot…Als ich wieder aufwachte waren sie fort, mit dir. Ich dachte ich sehe dich nie wieder. Dann hörte ich Schreie und bin ihnen gefolgt.“ „Das ist schrecklich. Wie konnten sie uns finden?“ „Ich weiß nicht.“ „Sie haben überhaupt kein Mitgefühl, was sind das für Menschen?“ „Man kann sie keine Menschen nennen.“ „Ich hatte solch eine Angst!“ Nick gab mir einen Kuss auf die Stirn: „Jetzt bin ich wieder da.“
Wir schliefen engumschlungen mit haufenweise Schmerzen ein. Jede Sekunde, in der Hoffnung, dass wir hier vorerst nicht entdeckt werden würden.
„Ally, ich muss dir unbedingt was erzählen!“, quietschte Olivia herum. „Ja, warte ich zahle noch schnell.“, ich legte der Kassiererin zwei Dollar hin und nahm meine Schokolade. „Wollen wir zu mir gehen, dann können wir gut reden.“ „Ja, gute Idee.“ Es war ein kalter und nebliger Novembersamstag. Wir gingen in die Richtung meines Hauses, welches wir in nicht einmal fünf Minuten erreichten. Dort angekommen, sperrte ich die Haustür auf und wir schlüpften schnell in das warme Innere des Hauses. Anschließend nahmen wir uns meine Schokolade, Cola und Chips und machten uns auf den Weg nach oben in mein Zimmer. Unsere Wangen waren von der Kälte draußen ganz gerötet. Wir setzten uns auf mein Bett: „Los, erzähl schon, jetzt bin ich aber gespannt!“, ich sah meine Freundin neugierig an. „Also, ich habe jemanden kennengelernt und bin so verliebt!“ „Das ist ja toll, Olivia!“, sagte ich, „Ich freue mich wirklich für dich.“ Toll und ich bin wiedermal alleine. „Wer ist denn der Glückliche?“ Olivia grinste mich an: „Er heißt Aiden und ist 19, Ally, ich glaube er ist der Richtige!“ „Olivia, ich bin ja so aufgeregt! Wo habt ihr euch kennengelernt?“ „In dem Café, du weißt schon, da wo wir so gerne hingehen. Und er ist so romantisch. Ich glaube du wirst ihn auch mögen!“ Unser Gespräch wurde unterbrochen, als mein Bruder plötzlich in mein Zimmer platzte. „Mike! Ich dachte du bist nicht da!“ „Hey Mädels. Nein meine Freunde haben abgesagt. Was redet ihr denn Schönes?“ „Über Olivias neue Flamme!“, ich pikste sie mit meinem Ellbogen an. Sie lachte: „Ja genau und ich wollte gerade Ally fragen, was bei ihr so läuft?“ Diesmal sah sie mich fragend an. Mein Bruder setzte sich gleich neben uns aufs Bett: „Das wüsste ich auch gerne, Schwesterherz. Was läuft denn da so?“ Er lächelte mich verschmilzt an. Ich mochte meinen Bruder echt gerne, aber was sollte ich schon erzählen? „Naja, eigentlich nichts. Ich warte noch immer auf den Richtigen...“ „Klar Ally. Natürlich willst du uns die schmutzigen Sachen nicht erzählen!“, sagte Mike. Wir begannen alle zu lachen.
Olivia war mit Aiden schon neun Monate zusammen, als sie für immer aus seinem Leben verschwand. Mir wurde bewusst, dass an diesem Schicksal viel mehr Leute litten, als ich dachte. Er würde sie nie wieder sehen. Olivia hatte Recht, er war der Richtige, er liebte sie aufrichtig. Wenn mein Bruder mich nur jetzt, in diesem Moment sehen könnte, wie ich in dem Armen von Nick schlief. Ja, Nick war eindeutig die Liebe meines Lebens. Mein Leben würde auch nicht sehr lange dauern, aber das war es mir Wert.
Ich wurde wach und musste mit den Tränen kämpfen. Es war noch dunkel um uns herum, aber man konnte schon einen hellen Lichtstreifen am Himmel erkennen. Ich konnte sie nicht mehr zurückhalten und begann zu weinen, bemüht darum, Nick nicht aufzuwecken. Aber natürlich funktionierte das nicht, und er wurde wach. „Hast du schlecht geträumt?“, er strich mir sachte über den Rücken. „Nein, ich habe einfach so Angst alles zu verlieren. Ich habe Angst, dass du mir weggenommen wirst.“ „Diese Gedanken halten mich die ganze Nacht wach!“ „Weißt du Nick, ich habe noch nie so für einen Menschen empfunden. Ich will, dass meine Eltern und mein Bruder sehen, dass ich glücklich bin. Mit dir.“ „Das werden sie.“ Er hob mein Kinn mit seiner Hand und sah mir in die Augen. Ich konnte ihn einfach nicht ansehen, es tat zu sehr weh. Aber dieser Moment brannte sich für immer in meinen Erinnerungen ein. Nick, mit seinem blutigen Gesicht. Sie hatten ihn verletzt.
Wir machten uns fertig, wir wollten noch vor Sonnenaufgang, von hier verschwinden. Mehr als das Messer und die Kleidung, welche wir trugen, hatten Nick und ich auch nicht mehr. Doch, eine Sache wäre da noch, wir hatten uns. Das zählte am meisten. Zum Glück waren wir weit entfernt von dem Lager der Verrückten, jedenfalls war nichts zu sehen. Außer Bäume natürlich… Wenn ich die Bäume um uns herum sah, könnte ich kotzen. Wir waren noch immer hier, in dem Dschungel und wir hatten keine Ahnung wie lange schon. Jedes Mal war es dasselbe, wir gingen in irgendeine Richtung los, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden. Ich machte mir noch immer vor, es würde besser werden. Nick wusste bestimmt, dass es nicht besser werden würde. Dieses langsame Sterben, welches wir gerade durchmachten, schmerzte mehr als jede Verletzung. Ich war erst einmal in meinem Leben auf einer Beerdigung und das bei einer Person, die ich nicht einmal richtig kannte. Wie würde meine Beerdigung ablaufen? Meine Verwandten, die weinend um mein Grab, in dem nicht einmal meine Leiche drin lag, standen und sich gegenseitig versuchen zu helfen. Meine Mutter würde dem Zusammenbruch nahe sein. Ja, es tat am meisten für die Menschen, die man zurückließ, weh.
Nicks Worte brachten mich wieder aus meinen traurigen Gedanken zurück: „Weißt du was ich mir überlegt habe?“ „Nein, was denn?“ „Wenn wir hier rauskommen, fliegen wir gemeinsam nach Australien. Wie hört sich das an?“ „Das hört sich gut an!“, ich lächelte ihn schwach an. Glaubt er selbst daran, oder sagt er das nur um es mir leichter zu machen? Ich würde mit ihm sogar bis ans Ende der Welt gehen. „Und dann ziehen wir zusammen in so einen Bungalow am Meer. Und irgendwann wird dir nichts anderes übrig bleiben und du musst mich heiraten.“ Er brachte ich zum Lachen und ich musste zugeben, diese Vorstellung gefiel mir. Ich würde alles dafür geben, es Wirklichkeit werden zu lassen.
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The Island
HorrorEs sind 249 Passagiere an Board der Boeing 777, darunter eine Schulklasse aus Chicago. Was mit Spaß beginnt, endet in reinstem Horror, als das Flugzeug in ein heftiges Gewitter gerät und über einer Insel mitten im Pazifik abstürzt. Die Jagd kann beg...