2. Kapitel

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So wie jeden Tag wachte ich kurz nach Sonnenaufgang auf und machte mich fertig zum Essen jagen. Aber heute fühlte ich mich seltsam beim Fischen. Nicht im Sinne von ich werde krank, denn das konnte ich nicht werden wegen den Experimenten, sondern eher so ich werde beobachtet.
Ich wurde dieses Gefühl einfach nicht los, dass irgendjemand mich beobachtet. Ich schaute mich zum mindestens 5. mal um..Nichts ich sehe nichts! Das kann ja wohl nicht sein, mein Verstand irrt sich nie!! Als ich schließlich den Übeltäter sah, musste ich lachen.
Denn ich sah, auf einem Baum sitzend, mein Frettchen Speedy.
Naja, was heißt hier MEIN. Speedy ist eigentlich wild, aber ich habe ihn mal schwer verletzt gefunden und half ihm. Seitdem bleibt er immer in meiner Nähe, wenn nicht sogar in meinem Haus oder auf meiner Schulter. Er ist mein einziger Freund hier draußen..
Er machte einen laut und sah mich bettelnd an. Ich wusste genau was das bedeutet und so sagte ich frech "Du bist alt und schlau genug um dir selbst Fische zu fangen, da musst du nicht unbedingt meine geiern." Nach einem weiteren bettelversuch seinerseits gab ich schließlich nach: "Hier du faules Ding." Und warf ihm einen von mir gefangenen Fisch hin. Zufrieden quietschte er auf und fing an zu fressen. Als er fertig war, hatte ich bereits mein Abendessen gefangen. So hüpfte er auf meine Schulter und gemeinsam gingen wir zu meiner Hütte. Ich war ziemlich froh, dass es wieder wärmer wurde, weil der See, in dem ich immer fische, sonst zugefroren ist. Zum Glück. Trotzdem liegt immer noch überall Schnee. Immerhin lebe ich zurzeit in einem Wald in Russland. Sokovia, um genau zu sein. Meine Oma hat zumindest gesagt, dass eine Stadt namens Sokovia an diesen Wald grenzt. Manchmal ging sie nach Sokovia, um zu arbeiten und das Nötigste zu kaufen wie Pflaster oder Klopapier und sowas... Da fällt mir ein, das muss ich ja bald machen. Shit ich kann doch nicht unter Menschen!
Gedankenverloren filetierte ich den Fisch in der Hütte und stellte ihn kalt. Dann schaute ich auf die einzige Uhr, die ich besaß und stellte fest, dass es erst 13 Uhr war. Ich entschloss mich ein wenig zu trainieren. Schließlich kommt meine Ausdauer nicht von irgendwo her. Und ich könnte auch Menschen in Gefahr bringen, wenn ich nicht alles unter Kontrolle hätte. Da ist es egal wo ich wohne. Also setzte ich mich auf den Boden und konzentrierte mich auf all meine Kraft. Kurz bevor ich sie anwenden könnte, verschloss ich mich und drückte sie mit aller Kraft wieder zurück in meinen Körper. Von außen sieht es aus als würde ich meditieren, aber es ist in Wahrheit viel anspruchsvoller. Der perfekte Vergleich wäre wohl:
Du wirst zum Beispiel so sehr geärgert, dass du ausrasten könntest. Du hast eine so unglaubliche Wut, dass du am liebsten alles kurz und klein hacken würdest. Und genau diese Wut musst du wieder runterschlucken, als wäre nichts gewesen.
Als ich dieses Vorgehen das erste Mal versuchen sollte, habe ich gedacht es ist unmöglich. Ich habe vieles kaputt gemacht unter diesem Druck. Doch mit der Zeit konnte ich mich immer besser beherrschen und zügelte so meine Kraft.
"Man muss sich nur genau auf sich konzentrieren und alles andere ausblenden" hatte Oma immer gesagt. Und genau das tat ich.
Ich war so darin vertieft, dass ich überhaupt nicht mitbekam wie ein Mann durch mein Fenster schielte. Ich wurde erst wieder wach als Speedy gefährlich fauchte.

Familienerbe der BlutkunstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt