4. Das Interview

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Das Interview ist ganz schön anstrengend für mich. Jedoch nicht wegen der Fragen. Nein, meine Konzentration wird zu meinem Problem. Tamara in meiner nächsten Nähe zu wissen, ist nicht einfach. Ganz und gar nicht einfach. Es kostet mich unheimlich Kraft und Überwindung, sie nicht ständig anzustarren, und so ihre Fragen zu überhören. Nicht nur einmal muss sie mich ein zweites Mal ansprechen, worauf mir nicht nur Mikko grimmige Blicke zuwirft. So unkonzentriert war ich bisher noch nie in einem Interview gewesen. Selbst nicht nach einer feucht fröhlich durchzechten Nacht mit anschließendem Hangover. Doch ich kann nicht anders, ihr Anblick wirft Gedanken in meinem Hirn auf, die definitiv nicht jugendfrei sind. Viel lieber möchte ich ihr gerade, statt Antworten auf ihre Fragen zu geben, in ihr Ohr flüstern, wie heiß sie aussieht und noch viel mehr. Doch das ist hier nun leider fehl am Platz. Meine Gedanken schweifen immer wieder ab, quälen mich mit den verschiedensten Vorstellungen davon, was ich alles mit ihrem überaus heißen Körper anstellen könnte. Dadurch tritt gerade noch ein weiteres Problem auf. Eines in meiner Hose. Mein Gott Haber, noch nie hast du während eines Interviews, egal wie hot auch die Dame vor dir war, einen Ständer bekommen. Und was für einen. Verzweifelt versuche ich die Misere durch das Überschlagen meiner Beine zu vertuschen.


Allerdings ist das mit geschwollenen Eiern und einem Schwanz, so dick wie eine Presswurst, nicht sehr angenehm. Für mein schmerzverzerrtes Gesicht ernte ich von Mikko erneut ein sehr unfreundliches Managergesicht, doch das ist mir gerade mehr als piepe, denn ich habe wirklich ein deutlich größeres Problem. Wie bekommt man sein bestes Stück dazu, wieder Normalgröße anzunehmen, wenn das Objekt der Begierde weiterhin vor einem sitzt, und das noch für länger??? Gutes Zureden, Atemübungen, an was völlig Abtörnendes denken??? Vielleicht hilft das ja! Aber was? Oh ja, jetzt fällt mir was ein, das muss einfach helfen. Meine alte Mathelehrerin aus der Mittelstufe. Sie hätte jedes Casting für einen Märchenfilm gewonnen und die Rolle der Hexe bekommen. Schrullig bis zum ‚geht nicht mehr', eine Stimme wie ein Reibeisen und tatsächlich eine Warze im Gesicht. Bei dem Gedanken an sie schüttelt es mich. Und ich hab natürlich wieder eine Frage, die an mich gerichtet war, verpasst. Mikko antwortet glücklicherweise für mich. Doch ich sehe seinem Gesicht genau an, dass das später ein Nachspiel haben wird. Jedoch hat die geistige Abwesenheit zumindest das Problem in meiner Hose minimiert und mir wieder etwas Blut aus der Presswurst ins Hirn zurückgeschickt. Mit Erleichterung vernehme ich die letzte Frage. Gleich hab ich es überstanden und kann dieser, für mein Gefühlsleben, sehr gefährlichen Situation entfliehen. Eines ist klar, diese Frau ist gefährlich für meine Libido, die sie zum Kochen bringt und meinen Geisteszustand, bei dem sie eine geistige Umnachtung bewirkt.


Das Interview, für das ich äußerst wenig beigetragen habe, ist nun glücklicherweise beendet. Diese Tatsache lasst mich tief durchatmen. Eigentlich will ich den Raum schnellstmöglich Richtung Toilette verlassen, da in meiner Hose noch nicht alles wieder an Ort und Stelle ist, doch Tamara hat doch noch eine Frage. „Ich wollte in meinem Bericht auch einige Kneipen und Bars aufführen, in denen man die jungen Talente live erleben kann. Sie kennen sich da doch sicher aus!? Könnten sie mir da was empfehlen?" Mikko wirft mir einen auffordernden Blick zu. „Da gibt es schon einige. Ich kann ihnen ein paar aufschreiben." antworte ich ihr brav. Sie bedankt sich höflich, während ich einen Stift und Papier bereit lege und zu schreiben beginne. Nun ist es Mikko der das Wort ergreift. „Sie werden aber hoffentlich nicht alleine dahin gehen wollen?" Als ich kurz von meinem Geschriebenen aufsehe, erhasche ich ihren überraschten Blick. „Ja natürlich." In Mikko kommt offenbar gerade der Beschützer zu Tage, denn er entgegnet ihr „Das ist absolut keine gute Idee. In Helsinkis Kneipenviertel sollte eine Frau nicht unbedingt alleine unterwegs sein. Und außerdem sind die besten Bars Geheimtipps, die sie nicht so einfach finden werden." Darauf reagiert sie mit einem entschlossenen Gesicht „Ich bin mir sicher, dass ich mich da schon durchfragen werde. Habe noch alles gefunden, was ich gesucht habe. Und zum anderen habe ich keine Angst, denn ich kann mich sehr gut wehren. Also, steht dem nichts mehr im Wege."


Mikko gibt noch immer nicht auf. „Oh doch, ich stehe dem im Wege. Ich werde sie nicht alleine nachts durch Helsinki laufen lassen. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Samu, du kannst Tamara doch begleiten und ihr unsere Geheimtipps zeigen!?" Das ist jetzt nicht sein Ernst. Bei seinen Worten fällt mir beinahe die Kinnlade herunter. Ich soll mit IHR durch die Straßen ziehen!?!? Allein!?!? Im Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich und vor allem mein Kumpel in der Hose, das überstehen würde. „Ähhh, ich... ähh... ich weis nicht." Die Worte bleiben mir im Halse stecken. Mikkos Blick spricht Bände. Er versteht in keinster Weise mein Verhalten, doch woher auch? Ich verstehe es doch selber nicht. Seit wann habe ich schiss davor, mit einer Frau, wohlgemerkt einer Hammerfrau, alleine unterwegs zu sein, und dieses nicht zu meistern!?! Ich bin doch sonst nicht so!?!? Doch es ist Mikko tatsächlich ernst damit. Mit einem entschlossenen Augenaufschlag in meine Richtung, reitet er mich nun endgültig in meinen Untergang. „Klar machst du das! Du wolltest doch die Tage sowieso mal wieder schauen, was an interessanten Talenten in Helsinki unterwegs ist. So kann man das gut miteinander verbinden." Tamara versucht nochmals erfolglos zu widersprechen, doch Mikko winkt ab. „Samu....!?" Nun kann ich nicht mehr anders, wenn ich nicht als der größte Arsch vor ihr und als Idiot vor ihm, dastehen will ... ich muss zusagen.


Somit füge ich mich in mein Schicksal und sage zu. „Wenn sie mir sagen, in welchem Hotel sie abgestiegen sind, hole ich sie ab. Heute schon, oder erst morgen Abend? Wann ist es ihnen lieber?" Sie wirft mir mit ihren wunderschönen, gefährlichen Augen einen Blick zu, der mir schon wieder das Herz in die Hosentasche rutschen lässt und meinen Finnen zum Zucken animiert. „Ich bin im Clarion abgestiegen. Und sofern schon was los ist, wäre ich für heute Abend." Also ist es abgemacht. „Ich hole sie um acht am Clarion ab, dann kann ich ihnen noch ein bisschen was von Helsinki zeigen." Sie nickt mir noch bestätigend zu und verabschiedet sich von uns allen. Inzwischen habe ich mich zwar wieder gefangen, doch die Berührung ihrer Hand lässt noch einmal den Blitz durch mich hindurch jagen. Das kann ja heiter werden heute Abend!


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