50. Multitasking ist nicht jedermanns Sache

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Samu

Es ist gar nicht so einfach die Türe zu einer Suite zu öffnen, wenn man derart unter Strom steht, wie ich in diesem Moment. Vor allem, wenn man nebenbei noch an den Lippen seines Mädchens klebt. Die eine Hand habe ich in den Haaren meiner Herzdame vergraben und mit der anderen versuche ich, kontrolliert von einem Auge, die Karte durch den Schlitz für den Schließmechanismus der Tür zu ziehen. Doch dieses verdammte Ding will da einfach nicht rein. Gott wie peinlich. Ich stehe kurz davor, mich hemmungslos auf diesen Traum von Frau zu stürzen und scheitere daran, die Tür zu unserer Spielwiese zu öffnen. „Sorry prinsessa, doch dieses Schloss will nicht so wie ich.“

Kläglicher kann man sich gar nicht erklären, wie ich es gerade tue. Es führt kein Weg daran vorbei, wenn ich heute noch mit ihr in diese Suite kommen will, muss ich sie loslassen, meine vor sexueller Anspannung zittrigen Hände beruhigen und es nochmals versuchen. Mein in freudiger Erwartung pochender und wachsender finnischer Ganzjahreswichtel, der mich gerade heftig unter Druck setzt, macht das Ganze auch nicht einfacher, im Gegenteil. „Geh doch endlich auf, du blöde Türe!“ Nicht zu fassen, dass ich für solche Spielchen offenbar aus der Übung bin. Dieses Multitasking hatte auch schon mal besser geklappt. Tamara sagt nichts, grinst nur und lässt mich machen. Nach weiteren drei Versuchen habe ich meine Hand endlich soweit in Griff, dass es klappt.

Die könnten diese blöden Schlitze auch ruhig etwas breiter machen, es steigen hier ja garantiert auch ältere Gäste ab, die womöglich Sehprobleme oder krankheitsbedingt ein Zitterproblem haben. Wie kommen diese dann in ihre Zimmer? UNMÖGLICH, dass man darauf keine Rücksicht nimmt... Doch nun zurück zu meinem Problem mit diesen dämlichen Schlössern. Endlich habe ich diese blöde Tür aufgebracht und kann mein Mädchen hineinführen. Diese ganze Situation ist mir derart peinlich, dass ich momentan nicht weiß, was ich nun tun und sagen soll. Na Bravo … da wären wir wieder beim Pennäler mit Anlaufschwierigkeiten.

Schon beinahe verzweifelt sehe ich Tamara an und warte, nein hoffe, auf eine Reaktion von ihr. Auf diese, welche sie mir dann entgegenbringt, hätte ich allerdings verzichten können. Sie kommt auf mich zu, legt mir mit einem zauberhaften Lächeln ihre Arme in den Nacken, während ich schon in Erwartung brenne, dass sie nun das Ruder übernimmt. Und was macht SIE… gibt mir einen Kuss auf die Wange und sagt „Das hast du gut gemacht, mein Held! Aber Türen öffnen unter erschwerten Bedingungen, müssen wir noch etwas üben!“  

B Ä N G… das hat gesessen. In dieser einen Sekunde, in der diese Worte mein benebeltes Hirn erreichen, fällt alles, und ich meine wirklich ALLES, in sich zusammen. Die Anspannung in mir verpufft, der Druck in der Hose lässt nach und mein Ego liegt, platt wie eine Flunder, auf dem Fußboden.

Ich stehe da, steif wie eine Statue aus Fassungslosigkeit, und bin gerade nicht in der Lage mich zu bewegen, geschweige denn eine andere Reaktion zu zeigen. Tamara übernimmt nun tatsächlich das Ruder, allerdings ganz und gar nicht so, wie ich es bis eben noch gehofft hatte. Nochmals gibt sie mir einen Kuss auf die Wange, ergreift dann meine Hand und zieht mich Richtung Couch. „Na komm, lass uns hier ein bisschen kuscheln.“ Na klar…Kuscheln… genau das, was ich mir für diesen Abend vorgestellt  habe.


Tamara

In Artikeln über Sunrise Avenue konnte ich schon mehrfach über eine gewisse Tollpatschigkeit ihres Frontmannes lesen, ebenso hatte dieser es auch schon selbst in Interviews erwähnt, und eben bin ich nun in den fragwürdigen Genuss gekommen, diese selbst zu erleben. Beide waren wir schon während des Abendessens heftig aufgeheizt, die sexuelle Spannung zwischen uns mehr als deutlich greifbar, als wir uns auf den schnellsten Weg zu unserer Suite aufmachten. Für den Kellner, sowie den weiteren Gäste und Angestellten, war es sicherlich eindeutig nachzuvollziehen, warum wir uns so schnell davon machten. Im Aufzug brannte das Feuer schon lichterloh und auf dem Weg zu unserer Suite lief es immer konkreter darauf hinaus, dass wir hinter unserer verschlossenen Tür hemmungslos übereinander herfallen würden, ohne Garantie, dass wir es überhaupt bis zu einem der Betten schaffen würden.

Ja… aber nur bis zu dieser Tür war das alles klar. Knutschend, schwer atmend und vor Begierde bebend, standen wir vor der Tür. Mein finnischer Held musste sie nur noch öffnen, dann sollte uns, außer unseren Kleidern, nichts mehr im Wege stehen. Doch…. die Tür öffnete sich nicht. Samu brachte sie nicht auf. Immer wieder versuchte er es, doch nichts tat sich. Die Tür blieb noch immer verschlossen. Ich konnte sehen, wie seine Verzweiflung über diese Peinlichkeit immer weiter zunahm.

Ich allerdings empfand es gar nicht als peinlich, eher als knuffig, lustig. Leider so lustig, dass bei mir das Feuer nach und nach erlosch. Deshalb konnte ich mir auch eine kleine Spitze Samu gegenüber nicht verkneifen. Er tat mir leid, zumal ich seine absolute Fassungslosigkeit über diese für ihn mehr als peinlich empfundene Situation, sehr wohl registriert hatte. Ebenso bleibt mir gerade jetzt auch ein weiterer Grund für seinen desaströsen Zustand nicht verborgen. Das bis eben noch sehr imposante Zeugnis seiner Lust, hat es sich offenbar anders überlegt, was ein von ihm unbewusster Griff ins Leere an dieser Stelle, sichtbar macht und mich dadurch darauf aufmerksam.

So nimmt nun unser Abend vorerst eine ungeplante, sowie unerwartete Wendung. Ich kann es nicht mehr mit ansehen, wie mein großer Held am Boden zerstört da steht, ergreife seine Hand und ziehe ihn zur Couch. Er lässt sich deutlich frustriert darauf plumpsen und sieht mich erwartungsvoll an. Ich muss den armen Kerl unbedingt ablenken und wieder aufbauen. So setze ich mich neben ihn und kuschle mich sogleich an seine Brust. Seufzend geht er darauf ein und zieht mich mit einem Arm noch fester an seine Brust. „Es tut mir leid, prinsessa. Irgendwie ist das gerade ziemlich in die Hose gegangen.“ nuschelt er in meine Haare.

Darauf lege ich meinen Kopf etwas in den Nacken und zwinge ihn dadurch, mir in die Augen zu sehen. Mit dem Zeigefinger verschließe ich ihm den Mund. „Pssst! Alles gut. Der Abend ist noch nicht vorbei.“ Um meine Worte zu unterstreichen, ziehe ich ihn, mit einer Hand in seinem Nacken, näher zu mir, um meine Lippen auf seine zu legen. Erst begegnet er dem Kuss zaghaft, doch dann lässt er sich auf mein sanftes Drängen hin darauf ein. Der Abend ist definitiv noch nicht gelaufen.

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