13. Ein selbstverliebter Gockel

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Tamara

Musiker, und dazu noch gutaussehend. Sie sind doch alle gleich!
Mit dieser Aktion auf der Tanzfläche hat er mir selbst die Bestätigung dafür gegeben, dass er genau so ist, wie ich von Anfang an dachte.  Ein selbstverliebter Gockel, der sich nimmt, was sich ihm bietet.

Schon in Berlin, als ich ihn in dieser Bar erkannte, habe ich mir das gedacht. Dieser blöde Spruch und das gewinnende Lächeln… Ich möchte nicht wissen, wieviel naive Groupies er damit erfolgreich abgeschleppt hat. Doch das konnte er ja schon immer gut. Oft genug kann und konnte man in der Presse von seinen Erfolgen lesen. Vor allem in den letzten Jahren in Finnland. Immer wieder waren seine Frauengeschichten in den Boulevardzeitungen vertreten. Ganz ausführlich konnte man die Trennung von seiner Freundin in den Medien in Helsinki verfolgen. Auch etwas, das dieses Bild des Rockstars und Womanizers bestätigt. Diese Ex-Freundin kann einem leid tun. Auch ich habe leider schon meine Erfahrungen mit dieser Spezies gemacht. Wurde von einem, wie er es ist, nach Strich und Faden verarscht. Damals habe ich mir felsenfest geschworen, nie wieder auf solch einen Mann, Musiker, gutaussehend, erfolgreich, hereinzufallen. Bisher bin ich damit auch ziemlich gut gefahren. Hab mir die Männer bestens vom Hals gehalten. Seither kommt mir nämlich gar kein Mann, weder Musiker noch anderen Berufsstandes, ins Bett. 

Lange Zeit hatte ich mich zuhause eingeigelt und meine Wunden geleckt, doch damit ist inzwischen Schluss. Ich gehe wieder aus und habe meinen Spaß mit Männern, so wie zum Beispiel auch heute mit Hannu. Doch mehr ist bei mir nicht drin. Wie heißt es so schön: Gebranntes Kind scheut Feuer! Also, lieber allein, bevor ich wieder verletzt werde.
Bisher hat das auch alles hervorragend geklappt. Mein Schutzwall und die Mauer, die ich mir mühsam aufgebaut habe, waren sehr standfest. Doch dann musste mir dieser finnische, singende Casanova über den Weg laufen. Doch damit nicht genug. Da hat mich mein neuer Job, über den ich mich wahnsinnig gefreut hatte, und der mir sicher weitere Möglichkeiten eröffnen wird, direkt in die unmittelbare Nähe, genau dieses Finnen gelotst.

Bei diesem heutigen Interview, hatte ich mehrfach das Gefühl, dass ich ihn aus dem Konzept bringe. Sowie auch im Laufe dieses Abends. Ist er doch nicht so der allseits toughe Charmeur, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt? Auch die Worte, die er zu Hannu gesagt hatte. Hat er sie wirklich ernst gemeint? Wenn ja, wie darf ich das dann verstehen? Das passt doch gar nicht zu dem Bild, welches ich mir schon vor vielen Jahren von ihm machen konnte, und sich all die Jahre nicht verändert hat. Auch sein anfängliches Bemühen um mich, das er aber dann bald in demonstratives Ignorieren umgeändert hat, passt nicht zu diesem Bild.

Als er dann aber diese Show mit dem nächstbesten Püppchen, das sich ihm buchstäblich an den Hals geworfen hat, abgezogen hat, fand ich mein Bild vom  schwanzgesteuerten Musiker wieder bestätigt. Danach hatte ich endgültig genug und keinen Bedarf an weiteren Demonstrationen seines Sexappeals.

Nun sitze ich hier, in meinem Hotelzimmer und kann beim besten Willen nicht verstehen, warum gerade das Gedankenkarussell in meinem Hirn Höchstgeschwindigkeitsrekorde aufstellt. Gutaussehende, blonde Männer, die dazu auch noch Musiker sind, sind für mich erledigt, uninteressant.
Warum hat mir aber dann dieser Beinahe- Liebesakt auf der Tanzfläche solch einen Stich verpasst? Warum geht mir dieser vermaledeite Finne nicht aus dem Kopf?
Und warum… warum habe ich blöde Kuh, mich von ihm breit schlagen lassen, den morgigen Tag mit ihm in Helsinkis Umgebung zu verbringen?

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