33. Danke für dein Vertrauen

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Tamara

Das Bild, das mir Samu eben von sich aufgezeigt hatte, glich einem Seelenstriptease. Er gestattete mir einen Blick in sein Innerstes. Ich kann nicht anders, als ihm seine Worte zu glauben. Sie hatten ehrlich geklungen und waren ihm sichtlich schwer gefallen. Jetzt sitzt er vor mir, die ich gerade völlig sprachlos ob seines Geständnisses bin, und wartet auf eine Reaktion. Er hat recht, die richtige Version der Geschichte hätte nicht in sein Image des Rockmusiker und Womanizer gepasst. Jeder, vor allem die Presse, hätte darüber gelacht und es ihm definitiv nicht abgenommen.

Ich kann in seinem Gesicht deutlich sehen, dass dies ebenso ein Teil seines Lebens ist, den er am liebsten verdrängen möchte. Doch gleichzeitig wird mir klar, dass er mit diesem Abschnitt seiner Vergangenheit genauso wenig abgeschlossen hat, wie ich mit meiner. Diese Gemeinsamkeit und die ähnlichen Erfahrungen, bringen ihn ein weiteres Stückchen näher an mein Herz, was das Engelchen auf meiner Schulter über das Teufelchen triumphieren lässt.
Ich schalte meinen Kopf aus, nehme mir ein Herz, ergreife seine Hände und lege gleich darauf eine an seine Wange. Er schmiegt sich in meine Hand und genießt meine Berührung. Die Wärme seiner Haut breitet sich, von meiner Handfläche ausgehend, auf meinem Körper aus und verleitet mich dazu, mehr davon spüren zu wollen. Meine Finger streichen über seine Wange, folgen den Konturen seines Gesichtes, spüren die etwas kratzigen Stoppeln seines Dreitagebartes und werden plötzlich von seiner freien Hand gestoppt.

Erst befürchte ich, dass er unseren Körperkontakt beenden möchte, doch das Gegenteil ist der Fall. Er führt sie an seine Lippen und haucht einen zärtlichen Kuss auf meine Handfläche. Er sucht dabei meinen Blick und beobachtet genau meine Reaktion. Mich durchzucken kleine Blitze, die einen ganzen Schmetterlingsschwarm in meinem Unterleib in Aufruhr bringen.

„Glaubst DU mir denn?“ will er von mir wissen, indem er mir tief in die Augen schaut. Ich halte seinem intensiven Blick stand und entgegne ihm „Ja, ich glaube dir! Danke für dein Vertrauen. Du hättest mir das nicht erzählen müssen.“ Noch einmal führt er meine Hand an seine Lippen, hauchte einen weiteren Kuss darauf. „Du hast mir deine Geschichte anvertraut, so ist es nur gerecht, dass ich dir auch meine anvertraue. Ich versuche alles, um dir zu beweisen, dass ich es ernst meine, dass ich dein Vertrauen verdiene und es zu schätzen weiß.“


Samu

Ich bin froh, ihr von dem Abschnitt meines Lebens erzählt zu haben, an den ich mich sehr ungern zurück erinnere. Denn es hat sie mir wieder ein Stück näher gebracht. So nah wie noch nie bisher. Ich habe das Gefühl, dass sie sich mir nun weiter öffnen wird. Nachdem Kaffee und Korvapuusti, beide mögen wir diese sehr, verspeist sind und die Rechnung bezahlt ist, wollen wir uns noch etwas Tampere ansehen.

Ich greife erneut nach ihrer Hand, die ich im Café erst zum Bezahlen wieder losgelassen hatte. Das Verschränken unserer Finger quittiert sie mit einem zufriedenen Lächeln. So erkunden wir Tampere, immer wieder durch kurze Fotostopps unterbrochen, bis es langsam dunkel wird. Das Abendessen beschließen wir im Hotel einzunehmen, wo wir uns noch zuvor auf unseren Zimmern kurz frisch machen und umziehen wollen.

Vor ihrem Zimmer trennen wir uns, lösen die Berührung unser Hände. Als sie mir noch ein Lächeln schenkt und dann in ihrem Zimmer verschwindet, überkommt mich ein unbestimmtes Gefühl. Wenn es nicht so absurd wäre, da es genauso unsinnig ist, würde ich sagen, dass es sich nach Verlust anfühlt. Unsinnig und absurd deshalb, da ich sie in spätestens zehn Minuten wiedersehen werde.

Ohne dieses Gefühl weiter zu interpretieren, springe ich noch kurz unter die Dusche und ziehe frische, restaurantfeine Klamotten aus meiner Tasche. Genau zehn Minuten später stehe ich tatsächlich mit klopfendem Herzen vor ihrer Tür. Gleich darauf geht die Tür auf und eine strahlende Tamara, gekleidet in eine enge weiße Jeans, kombiniert mit einer weitgeschnittenen, weich über die Schultern fallenden bunten Tunika, steht vor mir.

Bei ihrem Anblick muss ich einmal kräftig schlucken, denn diese Aussicht, teilweise auf nackte Haut, haut mich beinahe um. „Wow!“ rutscht mir unkontrolliert heraus. „Nimmst du mich so mit?“ fragt sie mit einem beinahe schüchternen Lächeln. „Was für eine Frage! Selbstverständlich nehme ich dich so mit! Du siehst bezaubernd, um nicht zu sagen, umwerfend aus.“ Um meine Worte noch zu unterstreichen, reiche ich ihr meine Hand, die sie sofort ergreift. Urplötzlich wandert das Kribbeln an meinem Arm entlang, verteilt sich über meinen Körper und auch dieses unbestimmte Gefühl löst sich in Wohlgefallen auf. Ich freue mich auf diesen gemeinsamen Abend in ihrer Gesellschaft und bin auf dessen Verlauf gespannt.


Tamara

Samu sieht zum Niederknien aus, wie er da grinsend vor meiner Tür steht. Ganz in schwarz, schwarze Jeans und schwarzes Shirt, dieses Mal jedoch enger geschnitten, nicht so weit wie sonst, was seinen muskulösen Oberkörper bestens zur Geltung bringt. Darüber trägt er einen dunkelgrünen Blouson, der das Bild des heißen Rockers abrundet, und mich einmal tief Luft holen lässt. Doch auch seine Reaktion auf mich, zeigt deutlich, dass ihm gefällt was er sieht. Dies beschert mir ein zufriedenes Hochgefühl.

Hand in Hand gehen wir gemeinsam zum Aufzug und ins hoteleigene Restaurant. Wir reden während des Essens über alles Mögliche. Er erzählt Anekdoten aus dem Bandleben, verschiedenen Erlebnissen während den Promotiontouren, aber auch von seiner Familie. Im Gegenzug erzähle ich ebenso aus meinem Berufsalltag. Vom Familienleben kann ich nicht viel erzählen, ich bin das einzige Kind, somit gibt es keine Geschichten über Geschwister und mit Charlotta hatte ich in letzter Zeit nur sporadisch telefonisch oder per Email Kontakt. Beide haben und hatten wir beruflich viel zu tun und für lange Gespräche einfach keine Zeit.

Immer wieder greift Samu während des Essens nach meiner Hand und streicht sanft mit seinem Daumen über meinen Handrücken, während er mir aufmerksam in die Augen schaut. Die Wärme, die mir dabei entgegen strahlt, durchflutet meinen ganzen Körper. Ich fühle mich wohl in seiner Gesellschaft. So wohl wie schon lange nicht mehr in Gegenwart eines Mannes.

Schon wieder hat das Engelchen einen Grund gefunden, um über das, im wahrsten Sinne des Wortes, gehörnte Wesen auf meiner anderen Schulter, zu triumphieren. Es ist auch gut so, denn das Dreizack schwingende rotgesichtige Wesen hatte in letzter Zeit viel zu viel mein Leben dirigiert. Jetzt ist die Zeit des weißgefiederten Flügelwesens gekommen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Zeit noch lange andauern wird. Wünschen würde ich es mir. Denn es ist gerade einfach zu schön, um es bald schon wieder missen zu müssen.

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