49. Weg mit diesen Gedanken

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Samu

So langsam wird es Zeit fürs Abendessen, weshalb wir uns Hand in Hand auf den Rückweg zum Hotel machen. Ich habe mich bewusst für die Variante mit etwas weniger Körperkontakt entschieden, denn unser voriges, etwas schlüpfriges Gespräch hatte wieder dezente Auswirkungen auf meinen Hormonhaushalt und die Blutverteilung in meinem Körper. „Hotelrestaurant oder eines außerhalb? Was ist dir lieber, prinsessa?“ Tamara überlegt kurz, bevor sie mir antwortet. „Lass uns im Hotel bleiben, ich habe ehrlich gesagt keine gesteigerte Lust ein vernünftiges Restaurant außerhalb zu suchen.“ Dies kommt mir definitiv entgegen, denn ich habe auch keine Lust mich weiterhin außerhalb des Hotels aufzuhalten.

In der Suite machen wir uns beide noch etwas frisch fürs Abendessen, ganz bewusst getrennt voneinander, denn das Feuer zwischen uns beiden lodert nach wie vor. Es ist für mich noch immer ziemlich ungewohnt, wie sehr ich diese Frau begehre. Nicht falsch verstehen. Dieses Begehren, spielt sich nicht nur auf sexueller Ebene ab. Nein, es geht auch um ihre Anwesenheit, die Möglichkeit mit ihr zu reden, sie einfach nur in meiner Nähe zu wissen. Ich weiß, dass in sehr naher Zukunft der Tag kommt, an dem sie fortgeht und dieses Wissen bereitet mir ein sehr unangenehmes Gefühl in der Magengegend, zudem habe ich auch noch keinerlei Vorstellung, wie das mit uns weitergehen soll, wenn sie wieder nach Deutschland zurückkehren wird.

Es ist schließlich nicht gerade um die Ecke. Sie hat ihre Aufträge und ich meine Termine. Klar bin ich immer wieder in Deutschland, tatsächlich sogar häufig in Berlin. Doch werden wir beide nicht soviel Zeit füreinander haben. Dann sind da auch noch die Fans, die mir in Deutschland deutlich intensiver auf den Fersen sind, als hier in Finnland. Wenn dort irgendjemand spitz bekommt, dass ich mich mit einer Frau treffe, wird das der reinste Spießrutenlauf für sie und mich. Wenn dann noch rauskommt, dass Tamara von der Presse ist, erst recht. Doch nun genug schwarz gemalt und über ungelegte Eier nachgedacht.

Zu allererst muss mal geklärt werden, ob Tamara überhaupt weiterhin Kontakt zu mir haben möchte, wovon ich allerdings ausgehe. Ich müsste mich sonst schwer in ihr getäuscht haben. Und dann besteht natürlich die Frage, in welcher Form.
Schluss jetzt! Gedankenkarussell aus! Darüber werde ich mir heute keinen Kopf mehr machen. Ich genieße diesen Abend und die Stunden, die wir zusammen haben. Konzentriere mich ausschließlich auf diese tolle Frau. Darüber können wir noch früh genug nachdenken.

Gerade als ich mich wieder zur Vernunft gebracht, und mich vom Fenster weg, zurück in den Raum gedreht habe, kommt Tamara zu mir ins Wohnzimmer. Sie hält den Kopf schief und  wirft mir einen fragenden Blick zu. „Samu, ist alles okay? Du warst gerade völlig in Gedanken, hast mich gar nicht bemerkt.“ – „Ja, ja. Alles gut! Lass uns gehen.“ beschwichtige ich sie. Offenbar nicht ganz so erfolgreich wie gewünscht, denn noch immer skeptisch, fragt sie nach. „Sicher? Es sah aber anders aus.“ Noch einmal versuche ich es, richte mich auf, drücke meinen Rücken durch und entgegne ihr „Es ist wirklich alles in Ordnung. Nun lass uns aber gehen, ich hab einen riesigen Hunger.“ Sie scheint auch jetzt noch nicht vollends  überzeugt, lässt sich aber meinen Arm um ihre Schulter gefallen und geht ohne einen weiteren Kommentar mit zum Aufzug.


Tamara

Es war ein schöner Nachmittag mit Samu gewesen, nach einem noch viel schöneren Morgen. Die ganze Zeit hat es heftig zwischen uns geknistert, ja schon beinahe Funken geschlagen. Deswegen hat mich sein soeben an den Tag gelegtes Verhalten ziemlich irritiert. Als ich aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer gekommen bin, habe ich ihn, tief in Gedanken versunken, zum Fenster hinausblickend vorgefunden. Auf meine erste Ansprache hat er nicht reagiert, hat mich offenbar nicht bemerkt. Erst als ich dann neben ihm stand und ihn nochmals angesprochen habe, hat er mich wahrgenommen.

Wieder hat er versucht mich mit beschwichtigenden Worten abzulenken. Ich glaube ihm nicht, dass es keinen triftigen Grund für sein seltsames Verhalten gibt. Doch da ich mir schon fast denken kann, ich es sogar an seinen Augen gesehen habe, um was es ging, habe ich nicht mehr weiter auf eine Erklärung gepocht. Ihn beschäftigt meine baldige Abreise nach Deutschland und die daraus resultierende Trennung. Mir geht es genauso. Vor wenigen Tagen hätte ich nicht geglaubt, dass mir Samu so ans Herz wachsen würde, mir die Trennung von ihm solche Schmerzen bereiten könnte. Doch leider ist es so, und ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll.

Doch auf dem Weg ins Restaurant, in seinen Arm geschmiegt, verdränge ich die Gedanken daran in die hinterste Ecke meines Gehirns. Ich möchte diesen Abend genießen, in vollen Zügen, und später ein weiteres Mal das Feuer zwischen uns auflodern lassen.

Im Restaurant ist er wieder ganz der smarte lebenslustige Charmeur. Nichts ist mehr von dieser fast schwermütigen Körperhaltung und den trüben Gedanken bei ihm zu bemerken. Er bringt mich immer wieder zum Lachen, lässt ab und an dezent anzügliche Bemerkungen fallen, die ein erwartungsvolles Prickeln in mir auslösen. Das Essen ist sehr lecker, doch zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es mir viel zu lange dauert. Dieses Verlangen, mit Samu alleine zu sein, ihn nur für mich zu haben, wird immer präsenter, immer drängender, je länger ich ihm gegenüber sitze und seine sacht streichelnde Hand auf meinem Unterarm spüre.

Ich möchte, nein ich muss, sie unbedingt an anderen Stellen meines Körpers spüren. Ein Blick in Samus Augen, dunkel vor ebensolchem Verlangen, ist mir Antwort genug, auf meine stumme Frage, ob es ihm genauso geht. „Lass uns den Nachtisch nach oben verlegen.“ Schon beinahe hektisch wirft Samu seine Serviette auf den Tisch, greift nach meiner Hand und gibt dem Kellner im Vorbeilaufen zu verstehen, dass er die Rechnung aufs Zimmer schreiben soll.

Kichernd wie die Teenies, laufen wir schnurstracks zum Aufzug, der tatsächlich direkt ankommt und wir sofort einsteigen können. „Ich muss jetzt unbedingt mit dir alleine sein!“ haucht Samu mit heiserer Stimme in mein Ohr, während er mich mit sanftem Drängen an die Aufzugswand drückt. „Das ist ganz in meinem Sinne.“ erwidere ich mit nicht minder heiserer Stimme. Zum Glück sind wir alleine in der Kabine, sonst wäre dies ein anregendes Schauspiel für unsere Mitfahrer geworden. Noch schnell drückt er mir einen heißen Kuss auf die Lippen, dann verlassen wir den Aufzug Richtung unserer Suite.

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