60. Welch Überraschung

158 7 0
                                    

Tamara

Er wird mich mit sich in sein Zuhause nehmen, die noch verbleibende Zeit in Helsinki mit mir verbringen. Ich bin sehr glücklich darüber. Doch leider schiebt sich die bevorstehende Trennung dadurch nur hinaus, verhindert sie jedoch nicht. Am Beginn meiner Reise nach Finnland hätte ich nie mit dieser Entwicklung gerechnet. Nicht im Entferntesten daran gedacht, dass mir dieser Mann in kürzester Zeit so wichtig werden würde. Mein Held aus Kindheitstagen, der sich soeben selbst tapfer einen heißen MorgenBlowjob verwehrt hatte. Allerdings kam er, wie auch ich, unter der Dusche per Handarbeit doch noch zum Zug. Wir waren beide letzlich doch zu heiß aufeinander. Wir können einfach nicht die Hände voneinander lassen. Sowas kenne ich gar nicht. Doch dieser Mann ist einfach Sex pur. Sobald er in meiner Nähe ist, kribbelt mein Körper und ich werde heiß auf ihn. Ihm scheint es nicht anders mit mir zu gehen. Die Chemie zwischen uns stimmt einfach.

Beide frisch geduscht und befriedigt, werfen wir unsere Kleidung über und machen uns zufrieden auf den Weg zum Frühstückssaal, um auch ein weiteres Bedürfnis zu bedienen. Die Auswahl ist wieder sehr lecker, umfangs- und abwechslungsreich und kommt genau richtig. Denn erst hier bemerken wir beide, wie hungrig uns die letzten Stunden gemacht haben. Nach einem gemütlichen und ausgiebigen Frühstück bleibt uns noch etwas Zeit, in Ruhe unser Gepäck zu packen und nochmals eine kleine Abschlussrunde durch Rovaniemi zu drehen. Zuvor hatte ich erfolgreich mein Hotelzimmer storniert, das für die nächsten zwei Nächte im selben Hotel reserviert war, in dem ich die Tage vor unserem Trip nach Rovaniemi  auch schon abgestiegen war.

Hand in Hand laufen wir nochmals durch die Innenstadt, trinken einen abschließenden Kaffee in einem schnuckeligen Café und machen uns wieder auf den Rückweg zum Hotel. Nun bleibt gerade noch ausreichend Zeit zum Auschecken, bis uns das Taxi zum Flugplatz bringt, wo wir dann endgültig Abschied von diesem tollen Ort nehmen müssen. Beide sind wir uns einig darüber, dass wir auf jeden Fall noch einmal hierher zurück kommen werden, und dies definitiv im Winter.

Der Flug ist problemlos und wir landen planmäßig am Nachmittag in Helsinki. Gemeinsam gehen wir zu Samus Auto, das er auf dem Parkdeck des Flughafens abgestellt hatte. Ich bin schon sehr neugierig auf sein Zuhause. Bisher hat er mir noch nicht allzu viel darüber erzählt. Was ich darüber weiß, sind eigentlich nur die Informationen aus der Presse, welche von einer Wohnung in der Stadtmitte berichten. „Na dann wollen wir mal, prinsessa. In gut zwanzig Minuten sind wir da.“ Na, da ist der Herr aber sehr optimistisch. Als wir vor zwei Tagen von meinem Hotel zum Flughafen gefahren sind, waren wir deutlich länger unterwegs. Nun bin ich aber mal gespannt, wie er das machen möchte. Verwundert stelle ich sehr bald fest, dass er gar nicht Richtung Innenstadt fährt, sondern in den Außenbezirken von Helsinki bleibt.

„Wo fährst du denn hin? Ich dachte, wir wollen zu dir fahren?“ Meine Neugierde lässt mich diese Frage stellen, worauf ich nun einen verwunderten Seitenblick von Samu ernte. „Klar fahren wir zu mir. Wieso meinst du, dass wir nicht dort hin fahren?“ Ich werde immer verwirrter, denn inzwischen fährt er in ein Wohngebiet mit überwiegend Reihen- und Einfamilienhäusern. „Ich dachte du lebst in einer Altbauwohnung in der Innenstadt.“ er lenkt den Wagen in die Garageneinfahrt eines nicht zu großen, frei stehenden Hauses, was mich nun vollends verwirrt.

„Achso! Ja, ich besitze eine Altbauwohnung in der Innenstadt, doch wohne ich nicht darin. Ich lebe hier in diesem Haus.“ Stolz zeigt er auf dieses, auf den ersten Blick sehr ansprechend aussehende Haus. „Vivi fand es zu spießig und langweilig hier. Sie ist mir monatelang in den Ohren gelegen, dass wir unbedingt in die Stadt ziehen müssen. Da tobt das Leben, da wären wir mittendrin. Vor allem wäre es ja für ihre und auch meine Arbeit besser. Irgendwann habe ich mich überzeugen lassen und diese Wohnung gekauft, die sie in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen ließ. Ich jedoch konnte mich nie so richtig dafür begeistern. Ja, und nach unserer Trennung bin ich wieder hier heraus gezogen. In der Stadtwohnung habe ich mich einfach nicht wohl gefühlt. Dort bin ich nur noch, wenn es nach einer Kneipentour mit den Jungs mal zu spät oder feuchtfröhlich geworden ist. Oder auch mal um eine Party zu feiern. Doch mein Leben und meinen Alltag verbringe ich hier. Dies ist mein Zuhause.“ Mit einem glücklichen Blick deutet er ein weiteres Mal auf dieses Haus. Neugierig steige ich nun aus und bin schon gespannt.

Dieses Haus entspricht so gar nicht dem Bild, das man sich von einem Rockstar, einem Mann mit Geld, macht. Es sieht so unscheinbar und bodenständig aus. Die Fassade dieses zweistöckigen Einfamilienhaus leuchtet in einem zarten gelb. Der Bereich vorm Eingang, sowie die Garageneinfahrt sind gepflastert. Neben dem Hauseingang stehen drei unterschiedlich hohe Steinstelen, umrahmt von groben Kies, eingefasst mit Steinen verschiedenen Durchmessers. Die Stelen werden teilweise von Efeu umrankt, was den Anblick des kalten Steins angenehm auflockert. Diese Dekoration gäbe mit dem richtigen Licht ein tolles Fotomotiv ab. Während ich mich neugierig umsehe, hat Samu schon das Auto in die Garage gefahren und einen Teil unseres Gepäcks aus dem Kofferraum geholt.

Dies bemerke ich allerdings erst, als ich seine Stimme neben mir vernehme. „Na, möchtest du dich jetzt auch drinnen umsehen?“ Ihn scheint meine Neugierde sehr zu amüsieren, was sein Grinsen deutlich zeigt. Tatsächlich bin ich ein klein wenig deswegen peinlich berührt, versuche es mir jedoch nicht anmerken zu lassen. „Ja, gerne. Ich freue mich darauf, mehr von dir kennenzulernen. Bin neugierig, wie du lebst.“ – „Dann mal herein in die gute Stube.“ Er schließt auf und lässt mir den Vortritt. Ich trete ein und befinde mich in einer ca. zwei Meter langen Diele, die am Ende einen ungehinderten Blick in den Wohnraum zulässt. Links befindet sich der Treppenaufgang ins Obergeschoss  bzw. Abgang in den Keller.

Rechts kann ich eine Tür erkennen. Während ich noch schaue, vernehme ich Samus Stimme. „Geh ruhig rein. Da findest du die Garderobe.“ Ähnlich wie in einem begehbaren Kleiderschrank, befindet sich hier an der rechten Seite ein großes Schuhregal. Allerdings nicht mal bis zur Hälfte gefüllt mit verschiedensten Herrenschuhen, trotzdem nicht gerade wenige für einen Mann. „Ich hatte früher einen kleinen Schuhtick. Deshalb sind das so viele. Inzwischen hat sich der jedoch gebessert. Doch den meisten Platz  haben damals Vivis Schuhe eingenommen, weswegen dieses Regal überhaupt entstanden ist. Ich will es schon lange verkleinern, bin aber bisher noch nicht dazugekommen.“ Nun ist es an ihm, etwas peinlich berührt zu sein. Ich werfe ihm einen nachsichtigen Blick zu, erwidere aber nichts darauf. Dann sehe ich mich weiter um. Neben dem Regal befindet sich ein Schrank mit zwei Schiebetüren aus Spiegel. Auf der linken Seite ist eine weitere Tür, die in eine Gästetoilette führt, neben der sich eine ebenerdige Dusche befindet. Ein bisschen ist mir meine Neugierde ja schon peinlich, doch Samu scheint es kein bisschen zu stören. Ganz gentlemanlike nimmt er mir die Jacke von den Schultern und hängt sie im Schrank auf. Dann legt er mir den Arm um die Schulter und führt mich wieder in die Diele. „Oben sind Bad und Schlafzimmer, unten der Keller, die Sauna und mein Studio. Das können wir uns ja später ansehen.“

Seinem fragenden Blick begegne ich mit einem Nicken. Gemeinsam gehen wir weiter durch den Türbogen in den Wohnraum, der sich als riesig erweist, da der Wohn-, Ess- und Küchenbereich komplett offen ist. Einzig wird durch eine Milchglaswand der Küchenbereich, der sich rechterhand befindet, vom Essbereich abgetrennt. Die Küche, deren Fronten aus hellem Anthrazit sind, zeigt sich in einem großen U. Nach vorn wird dieses U allerdings von einem unterbauten Küchentresen teilweise zum Quadrat geschlossen. Das Fenster, auf das man blickt, wenn man am Tresen auf den dafür vorgesehen Hochstühlen sitzt, lässt einen Blick auf den Garten zu. Samu, noch immer neben mir stehend, holt mich aus meinen Betrachtungen hervor, in dem er mich fragt „Wie wäre es erst mit einem Kaffee, bevor wir die Besichtigung fortsetzen, prinsessa?“ Keine schlechte Idee. Kaffee käme genau richtig. „Gerne!“ entgegne ich ihm deshalb „Das Haus läuft mir nicht davon.“ Lachend schiebt er mich zu einem der Stühle am Tresen und sagt, während er zu dem in der Ecke stehenden Kaffeevollautomaten geht, „Definitiv nicht, du hast noch zwei Tage Zeit, in denen du alles genauesten inspizieren kannst.“

All because of youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt