52. Morgenstund hat Gold im Mund

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Samu

Ich bin sehr froh, Tamara auf eine gemeinsame Zukunft angesprochen zu haben. Sie hat sich offenbar ebenfalls mit dem Gedanken an die Trennung gequält. Nachdem wir uns nun ausgesprochen haben und einig sind, es gemeinsam zu versuchen, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Glücklich schließe ich meine prinsessa in die Arme und versinke mit ihr in einem zärtlichen, nicht enden wollenden Kuss. Ausgehend von meinem Herzen, breitet sich dabei ein wohliges Gefühl über meinem ganzen Körper aus und lässt mich zufrieden in diesen Kuss seufzen. Auch Tamara lässt sich fallen und fühlt sich offensichtlich ebenso glücklich und erleichtert über unsere Aussprache.

Nach einer Weile wird es im Sitzen unbequem und in unserem noch immer Nacktsein langsam ungemütlich kühl, deshalb kuscheln wir uns liegend in die Bettdecke ein, die ich fürsorglich über uns beide gezogen habe. Wir liegen uns gegenüber und haben die Blicke aufeinander gerichtet. Mit einem Finger fahre ich zart die Konturen ihres Gesichts, von ihrer Stirn über die Wangenknochen zu ihrem Kinn nach, präge es mir genau ein, um es abspeichern zu können. Auch die Form ihrer wunderschönen, sinnlichen Lippen zeichne ich nach. Diese zarten Lippen, deren Berührung ich einfach nicht widerstehen kann, die so atemberaubend küssen können und mir berauschende Empfindungen schenken. Tamara beobachtet aufmerksam mein Tun und genießt es sichtlich. Je länger ich sie anblicke und mir ihr Antlitz verinnerliche, um so deutlicher wird mir bewusst, was sie mir bedeutet. Schon jetzt, nach dieser kurzen Zeit ist sie mir wichtiger und wertvoller, als jede Frau vor ihr.

Noch keine Frau zuvor, hat je solche Gefühle in mir ausgelöst. Einerseits macht mir die Heftigkeit meiner Emotionen etwas Angst, doch ebenso machen sie mich andererseits auch glücklich und bereichern mich. In meinem Kopf tauchen die drei Worte auf, die schon so mancher Mann, wie auch manche Frau, unehrlich oder sogar aus Berechnung dahin gesagt haben. Ich habe sie noch zu keiner Frau, meine Mutter und Schwester ausgenommen, je gesagt. Es hat sich noch nie richtig angefühlt, sie zu verwenden. Deswegen überraschen sie mich gerade ungemein, bin regelrecht davon überrumpelt. Doch sie haben sich noch nie richtiger angefühlt, wie in diesem Moment und für diese Frau. Was stellt sie nur mit mir an? Hat mich mit Haut und Haaren und ohne Wenn und Aber, vollkommen für sich eingenommen.

Ist es das Schicksal, das uns drei Mal zusammengeführt hat, bis wir endlich kapiert haben, dass wir zusammengehören? In meine Gedanken hinein spüre ich plötzlich eine Hand an meiner Wange und Worte, die in mein Bewusstsein drängen. „Samu, wo bist du denn mit deinen Gedanken? Du blickst schon eine ganze Weile starr vor dich hin und reagierst gar nicht auf mich.“ Mir ist gar nicht klar, dass ich so tief in meinen Gedanken abgedriftet bin. Sie muss ja denken, dass ich gedanklich wo ganz anders bin, dabei bin ich so nah bei ihr, wie noch nie.

Soll ich, oder soll ich  nicht? Wie wird sie reagieren, wenn ich es zu ihr sage? Ist es ihr zu früh? Fühlt sie sich dann überrumpelt? Ach was… Mut zum Risiko! So ergreife ich ihre Hände und setze an um zu sprechen. „Prinsessa, ich ….ähh…muss dir etwas… ähh…sagen!“ Sie sieht mich fragend an. „Jaaa…?!“ Ihr Gesichtsausdruck zeigt deutlich ihre Verunsicherung über das, was nun kommen mag. „Also ich… ja, ähm…“ So ein Mist, die Worte wollen mir einfach nicht über die Lippen. Wo ist meine große Klappe geblieben? Tamara sieht mir noch immer abwartend in die Augen.

„Also ich…“ Es geht einfach nicht … ich hole einmal tief Luft und beende den Satz anders als geplant. „...ich möchte die nächsten Tage mit dir in vollen Zügen genießen. Uns so viele schöne Momente wie möglich verschaffen, von denen wir zehren können.“ Puuhh! Gut rausgeredet und nicht mal geflunkert. Genau das habe ich auch vor. Wie bei einem Sonnenaufgang zieht nun langsam das Lächeln in Tamaras Gesicht auf, bis sie mich wieder glücklich anstrahlt. „Na, das war jetzt aber schwer….“kommentiert sie meine Stammelei. „Genau das möchte ich auch. Wir können gleich damit anfangen.“ Daraufhin dreht sie mir den Rücken zu und kuschelt sich eng an meinen Körper. „Ich möchte jetzt in deinen Armen einschlafen.“ Ihr zufriedenes Seufzen, als ich meine Arme fest um sie schließe, entlockt mir ein Schmunzeln. So stecke ich meine Nase in ihre Haare, atme tief ihren Duft ein und schlafe kurze Zeit nach ihr, ebenso zufrieden, ein.


Tamara

Der Wecker holt mich aus einem erholsamen Schlaf. Ich wache in Samus Armen auf. Es ist herrlich seine Nähe, seine Wärme und seinen ihm eigenen Geruch schon direkt nach dem Aufwachen genießen zu können. Es vermittelt mir Geborgenheit. Ein Gefühl, das ich schon lange Zeit vermisse. Noch einmal muss ich an unser Gespräch vom gestrigen Abend denken. Ich hatte das Gefühl, dass mir Samu eigentlich etwas anderes sagen wollte, als das, was er dann letztlich sagte. Dieses Rumgestottere ist nicht unbedingt typisch für ihn, deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass er mir eigentlich etwas Bedeutendes sagen wollte, es sich kurzfristig dann anders überlegt hatte. Es würde mich schon interessieren, was das war, aber darüber mache ich mir jetzt weiter keine Gedanken. Wenn er so weit ist, und der Moment gekommen ist, wird er es mir schon sagen. Darauf vertraue ich nun.

Da wir uns für heute so einiges vorgenommen haben, werde ich nun versuchen, meinen finnischen Schlafischlumpf zu wecken. Das ist leider gar nicht so einfach. Ich versuche es mit einem zarten Kuss auf die Lippen.  Der einzige Kommentar darauf ist ein Brummen. Auch meine Worte „Schlafmütze, aufwachen!“ verbunden mit einem Streicheln seiner Wange kommentiert er nur mit einem weiteren Brummen.

Außerdem schnappt er noch das Kissen und zieht es sich über den Kopf. Vorsichtig versuche ich nun mit den Worten „Na komm schon Brummbär, wir sollten aufstehen.“ das Kissen wegzuziehen, doch er hält es fest und brummelt erneut darunter hervor, dieses mal aber mit Worten. „Ach nöö. Niiicht!“  Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, er verhält sich wie ein kleiner Junge und ist dabei mehr als nur knuffig. Vorerst hab ich doch noch ein kleines bisschen Mitleid mit ihm, gehe schon mal ins Badezimmer und lasse ihn noch etwas weiterschlafen. Vielleicht wacht er ja inzwischen dann von selbst auf. Doch da habe ich die Rechnung nicht mit dem Herrn Haber gemacht. Der schläft nämlich immer noch, als ich frisch geduscht aus dem Bad zurück bin. Inzwischen hat er mein Kopfkissen im Arm und kuschelt damit. Er sieht dabei einfach zu süß aus. Am liebsten würde ich mich ja dazu legen und ihn weiterschlafen lassen, doch wir haben heute noch etwas Programm, bevor wir morgen wieder nach Helsinki zurückfliegen werden. Deshalb muss ich wohl zu drastischeren Maßnahmen greifen.

Kurzerhand schnappe ich die Decke und ziehe sie in einem Ruck weg. Laut protestierend dreht sich mein Brummbär auf den Rücken und versucht nach der Bettdecke zu angeln. „Heyyy, du bist fies!“ Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen, doch das bleibt mir sehr schnell im Halse stecken, bei der sich mir nun präsentierenden Einladung. War mir eben doch tatsächlich entfallen, dass Samu noch nackt im Bett liegt.

Schon dieser, noch immer sehr verschlafene Traum von einem nackten Finnen ist Einladung genug, doch der inzwischen hellwache finnische Miniwichtel ist da eine Verheißung. Im ersten Moment weiß ich nicht, was ich nun tun soll. Beschämt über diesen heißen Anblick hinweg gehen, oder diesem Wink des Minifinnen folgen? Doch dann entschließe ich mich kurzerhand, meine Skrupel zu vergessen, das Denken zu verschieben und auf meine beiden „Berater für Liebe und Begierde“ zu hören, die sich doch tatsächlich einmal einig sind.

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