,,Alice, verdammt! Jetzt beeil dich endlich.", rief Ryan die Treppen hoch zu seiner Schwester.
Weder reagierte sie noch unterbrach sie ihr Poltern. Genervt schnappte er sich seinen Schlüssel vom Schlüsselbrett und steckte ihn in seine Hosentasche. Er ging noch mal alle Dinge, die er vergessen haben könnte im Kopf durch und nickte zufrieden als er feststellte, dass er alles eingepackt hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Sie waren spät dran.
,,Alice!", brüllte er noch einmal.
Er hörte ihre kleinen Schritte und das schlurfen ihres Koffers. Sie stand an der Treppe und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Als sie seinen strengen Blick bemerkte, schnappte sie sich ihren kleinen pinken Prinzessinnen Koffer und hievte ihn Stufe für Stufe die Treppe hinunter. Als sie die Hälfte geschafft hatte blieb sie stehen, stützte die Hände in die Hüften und fing an zu schnaufen. Ryan verdrehte genervt die Augen, lief ihr entgegen und schnappte sich den Koffer. Schnell trug er ihn in den Kofferraum von Mom's altem Mercedes. Er legte ihn ordentlich neben die alten Sporttasche ab die er schon seit Jahren mit sich trug und schloss mit einem Knall die Haube des Kofferraums. Seine Mutter saß schon am Steuer und sah ihn erwartungsvoll an.
,,Was ist los?", fragte sie lächelnd.
,,Alice trödelt wie immer.", Ryan zuckte mit den Schultern und schob Alice ins Auto.
Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und schloss die Tür. Mom startete den Motor und fuhr Rückwärts aus ihrer Hauseinfahrt.
,,Euer Vater freut sich schon sehr auf euch.", bemerkte sie beiläufig. Ryan lachte kurz auf worauf er augenblicklich einen strafenden Blick erntete.
,,Mommy? Warum kommt Daddy nicht einfach zurück? Dann brauchen wir auch nicht so viel fliegen.", fragte Alice und fummelte an den Haaren ihrer Barbie herum. Ihre Mutter ignorierte ihre Frage, also übernahm Ryan das antworten.
,,Alice, denk doch mal nach. Wenn Dad nicht in London wohnen würde dann könntest du nie so oft die Welt von so weit oben sehen. Und das magst du doch oder?", fragte er und lehnte seinen Kopf über den Beifahrersitz.
Als Antwort bekam er ein süßes beinahe zahnloses Lachen. Er lehnte sich wieder nach vorne und betrachtete seine an sich vorbeiziehende Heimatstadt. Wie oft sind sie nun schon diesen Weg gefahren? ,,Zu oft", dachte er. Eigentlich war alles Dad's Schuld. Hätte er sich verdammt noch mal zusammen gerissen und nicht Alice's Tanzlehrerin gevögelt wären sie noch immer die perfekte Familie die sie waren und ihre Mutter hätte ihn nicht auf einen anderen Kontinenten geflucht. Ryan musste zugeben, dass seine Mutter die Scheidung besser aufgenommen hatte als zunächst erwartet. Wo sie doch sonst aus jeder Kleinigkeit ein großes Drama machte. Sie hatte zwar geweint und geflucht ohne Ende aber es hielt sich in Grenzen. Und ihre Emotionen, die bei der leisesten Erwähnung seines Namens komplett aus dem Ruder geraten waren, bekam sie auch langsam in den Griff. Sie kümmerte sich vorbildlich um ihre Kinder und ließ Dad's Abwesenheit kaum auffallen.
,,...und denk bitte daran darauf zu achten, dass Alice während des Fluges angeschnallt ist.", riss ihn Mom aus seinen Gedanken. ,,Wie immer, Mom.", er nickte und warf einen Blick in die Ferne. Man konnte den Flughafen schon in der Ferne erkennen. Innerlich bereitete er sich schon auf ein todlangweiliges Wochenende vor.
Ryan legte ihre Koffer auf das dafür vorgesehene Gepäckband und steckte die Flugtickets in seine Jackentasche. Alice klammerte sich an seinen Arm und machte einen Schmollmund.
,,Du Ryan krieg ich was Süßes? Und Kaugummi? Und eine Kinderzeitschrift?", fragte sie mit süßer Miene und er nickte. Die wahrscheinlich einzige Frau auf dieser Welt, der er nichts abschlagen konnte.
Sie gingen in den nächstgelegenen Flughafen Shop und kauften ihr ihren Kram. Ryan schnappte sich noch ein paar Schokoriegel, dann verließen sie den Laden. Glücklich stopfte sich Alice den Mund voll mit ihren frisch ergatterten Himbeerkaugummis. Sie schlenderten langsam zu ihrem Gate und warteten an der Sicherheitskontrolle. Ryan legte ihr Handgepäck auf das Band, wo es kurze Zeit später durchleuchtet wurde. Er folgte Alice durch das Metalldetektor-Tor, reichte ihr wieder ihren flauschigen Teddy Rucksack und warf sich seinen über die Schulter.
YOU ARE READING
Long way home
Teen Fiction,,Ihr kommt hier her, fällt unsere Bäume, fischt unsere Fische und jagt unser Fleisch. Ihr denkt alles gehört euch, aber so läuft das nicht!", ihr fester Blick fixierte seinen. ,,Denkst du ich will hier sein? Ich würde auch lieber Zuhause sein als m...