Kapitel 14

2 0 0
                                    

Es war nicht das erste mal, dass Ryan sich der Größe der Insel überrascht bewusst wurde. Er hatte sich eine gute viertel Stunde von Kylea durch den Wald schleifen lassen ehe sie endlich auf einer kleinen Lichtung standen und dort verweilten. Jeder seiner Fragen war sie mit einem kleinen Schmunzeln ausgewichen. Einerseits empfand er es als ziemlich aufregend, von ihr an einem ihm unbekannten Ort gebracht zu werden. Andererseits ärgerte er sich. Hauptsächlich über sich selbst. Wie konnte er sich an ihrer Seite so unbeschwert fühlen? Sein schlechtes gewissen nagte schwer an ihm. Jedoch empfand er in ihrer Nähe ein seltsam leichtes Gefühl welches er egal wie sehr er es versuchte, einfach nicht leugnen konnte.

,,Wir sind da.'', berichtete sie freudig und sah sich um. Ein schelmisches Lächeln machte sich auf ihren Lippen breit. Er sah sie verwirrt an. Langsam drehte er sich um seine eigene Achse. Um ihn herum konnte er nichts erkennen, was so spektakulär sein sollte, dass sie so ein Geheimnis darum gemacht hatte.

,,Wo sind wir?'', fragte er und drehte sich wieder in ihre Richtung.

Ein kleiner Ausdruck der Freude huschte über ihr Gesicht ehe sie ihm mit einer kleinen Geste anwies ihr zu folgen. Er tat wie ihm geheißen und folgte ihr mit vorsichtigen Schritten. Ryan hielt einen guten Meter Abstand von ihr und betrachtete ihre Rückseite. Das Mädchen hatte eine kleine zierliche, dabei aber muskulöse Statur. Als sie sich umdrehte um nach ihm Ausschau zu halten, erwischte sie ihn wie er sie beobachtete. Er wollte den Blick abwenden, doch ehe er im Stande dazu war verschwand sie wie aus dem Nichts aus seinem Blickfeld. Verwirrt sah er sich um. Es hatte ausgesehen, als wäre sie einfach im Boden versunken. Das konnte nicht sein.

,,Ryan.'', ertönte ihre Stimme ganz in der Nähe. Aber egal wie sehr er sich bemühte ihre Gestalt auf der Lichtung auszumachen, er konnte sie nirgends entdecken. Er hörte ihr leises kichern und begann langsam an seinem Verstand zu zweifeln.

,,Kylea? Was soll das wo bist du?''

,,Hier.'', antwortete sie knapp. Er folgte dem Klang ihrer Stimme.

,,Noch etwas weiter!'', rief sie belustigt. Ryan trat noch einen kleinen Schritt nach vorn ehe ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Sein lauter Schrei hallte um ihn herum. Die Lichtung war verschwunden. Ein schwereloses Gefühl ergriff seinen Körper als er in kompletter Dunkelheit in die Tiefe fiel. Mit einem lauten Platscher landete er in einer warmen leicht blubbernden Flüssigkeit. Schnell tauchte er auf und holte erschrocken Luft. Er drehte sich in alle Richtungen, aber es war viel zu dunkel als dass er auch nur einen leichten Umriss hätte sehen können. Unmittelbar neben ihm erklang ein leises kichern.

,,Kylea?'', fragte er vorsichtig.

,,Ja?'', antwortete sie ihm leise. Erleichterung durchfuhr ihn und er begann sich zu entspannten.

,,Was ist das für ein Ort?'', wollte er wissen.

,,Shhh..'', antwortete sie nur. Er blieb still. Das einzige was noch zu hören war, war das leise blubbern des Wassers in dem sie schwammen. Vorsichtig tastete er um sich, um das Mädchen in seiner Nähe auszumachen. Sofort spürte er ihre weiche Haut unter seinen Fingern. Plötzlich löste sich die Dunkelheit um sie herum auf und ihre Umgebung fand sich in einem leichten gemütlichem Licht wieder. Erst jetzt bemerkte er, dass er mit seiner Hand ihre Wange berührte. Ryan nahm sie nicht weg. Er ließ seinen Daumen ganz langsam über ihre Wange kreisen. Kylea erwiderte seinen durchdringenden Blick. Ihre Augen funkelten in den leichten Licht um sie herum. Langsam legte sie ihre Hand auf seine ohne den Blick abzuwenden. Sie verharrten ein paar Sekunden ehe er sich von ihr löste. Verwirrung machte sich in ihm breit. Was sollte das? Wieso tat er das? Und wieso hatte sie ihn so angesehen? Kylea ließ sich langsam durch die kleine unterirdische Oase treiben und beobachtete ihn.

Long way homeWhere stories live. Discover now