~I~

1.9K 60 2
                                    

Nachdem Pandoria und ich von der Lichtung zurückgekommen waren, hatten ich mir das Blut von den Händen gewaschen und neue Kleidung angezogen. Dann hatten sich sie und ich mit einer Tasse Tee auf unsere Couch gesetzt, um über den Hilferuf zu sprechen, den sie erhalten hatte. "Wer genau möchte nun meine Hilfe?", fragte ich, während ich langsam einen Schluck von meinem Tee nahm. "Eine Gruppe Alphas aus Amerika. Sie haben es mit einer Bedrohung zu tun, die sie ohne Hilfe sehr wahrscheinlich nicht überstehen werden. Genauere Angaben haben sie leider nicht gegeben", erklärte die Frau neben mir. "Von wo genau in Amerika reden wir?", hinterfragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. So klein ist das Land nun auch nicht, dachte ich mir. "In einem kleinen Dorf, von dem ich ehrlich gesagt noch nie gehört habe. Harpers Ferry heißt es, glaube ich jedenfalls. Es befindet sich in West Virginia und sollt recht weit außerhalb liegen. Die Alphas sagten, es wäre angelegen und unauffällig und niemand würde unsere oder eher deine Anwesenheit mitbekommen", erklärte mir Pan mit ruhigen Worten. "Hmmm, ich denke, dass könnten wie uns mal anschauen. Man sollte meinen, ich würde mittlerweile jedes noch so kleine Dorf kennen, aber ich werde doch immer wieder aufs Neue überrascht", murrte ich, wobei der letzte Teil ein wenig leiser war als der Rest. "Erweist du mir die Ehre und begleitest mich?", fragte ich sie mit einer übertrieben freundlichen Stimmlage. "Natürlich. Ohne mich würdest du nach fünf Minuten wieder gehen, weil du von denen genervt bist", antwortete die Blondine mir grinsend und wich meinem Schlag gekonnt aus. Im Anschluss begannen wir direkt damit, unsere Sachen zu packen, und alles in die Wege zu leiten, damit wir so schnell wie möglich vor Ort sein können. Glücklicherweise flog in nur wenigen Stunden ein Flug in Richtung West Virginia, den wir umgehend buchten, auch wenn er relativ teuer war. Schnellst möglich machten wir uns auf den Weg zum Flughafen und durften nach den Kontrollen endlich unseren Flug antreten. Um kurz etwas über den Flug zu sagen, er war einfach nur schrecklich. Damit meine ich aber nicht für uns beide, denn im Gegensatz zu mir hatte Pandoria gar kein Problem damit, in einer Blechbüchse voll mit Menschen durch den Himmel zu fliegen. Bei mir hingegen sieht das ein wenig anders aus, da mich schon alleine die Anwesenheit von Menschen an den Rand der Verzweiflung schicken kann. Es ist mir schleierhaft, wie man die gesamte Zeit nur über Shoppen reden kann oder darüber, wer der heißestes Schauspieler zur Zeit ist. Nicht zu vergessen ist natürlich das nervige Kind hinter mir, welches durchgehend in meinen Rücken getreten hatte. Wäre Pan nicht mit mir geflogen, wären das Kind und seine Eltern nicht ohne Weiteres davon gekommen. Aber ich zitiere 'Du kannst doch kein kleines Kind umbringen, nur weil es dich ein wenig nervt.' Manchmal, aber nur manchmal, könnte ich in solchen Momenten auf ihre Anwesenheit verzichten. Sie hat zwar vielleicht ein wenig recht gehabt, aber das würde ich ihr selbstverständlich nie sagen. Nachdem der Flug endlich vorüber war und wir beide unser Gepäck geholt hatten, warteten wir auf die Werwölfe, die uns am Flughafen abholen sollten. "Diese Köter wollen meine Hilfe haben, aber können nicht einmal pünktlich sein", zischte ich leicht wütend, da meine Laune nach diesem Höllenritt ihren Tiefpunkt längst erreicht hatte. Auf einmal räusperte sich hinter uns jemand und als wir uns umdrehten, standen zwei junge Männer vor uns. "Entschuldigung für unsere Verspätung, Miss Salazar und Miss Moore. Wir sind geschickte worden, um sie abzuholen. Wenn sie uns jetzt bitte zum Auto folgen würden", begrüßte uns der Größere der beiden. Ich schätzte ihn auf ca. 1,85 m und er hatte schwarze Harre und dunkle braune Augen. "Die Alphas erwarten euch schon", fügte der andere leise hinzu und vermied den Augenkontakt zu Pan und mir. Er war ein wenig kleiner und hatte blonde Haare mit strahlend blauen Augen. Ohne dass ein weiteres Wort gesprochen wurde, begaben wir uns zum Auto, ein schwarzer Range Rover. Ich persönlich bevorzugte Sportwagen, aber jeder dem seine. "Bitte setzt euch schon einmal hinein, wir verstauen schnell das Gepäck", wies uns der Schwarzhaarige freundlich an. Mürrisch ließ ich mich in den dunklen Ledersitz des Wagens gleiten und schnallte mich an, Sicherheit geht vor. Pandoria tat es mir gleich und kurz darauf setzten wir uns auch schon in Bewegung. "Wie heißt ihr beiden denn, wenn ich fragen darf", fragte meine Sitznachbarin höflich nach ein paar Minuten totaler Stille. "Ich bin Jordan und das neben mir ist Lucas. Meine Position ist der Beta und er ist der Anführer der Krieger von Alpha Mitchells Rudel", stellte der Schwarzhaarige sich selbst und den Kleineren schnell vor. "Und wer genau ist Alpha Mitchell", hackte ich nicht ganz so höflich nach, da ich nicht jeden Alpha der Welt kannte. "Er ist der Alpha unseres Packs, was in Harpers Ferry lebt. Er gehört zu den jüngsten der Alphas und ihr werdet euch vor Ort treffen", antwortete Lucas ein wenig unsicher meine Frage. Für den Anführer der Krieger schien er mir ziemlich unsicher und sanft, aber wer weiß was sich wirklich für ein Kämpfer in ihm verbirgt. Leicht genervt stieß ich die Luft aus, da ich mir eigentlich mehr Information erhofft hatte, und blickte den Rest der Fahrt aus dem Fenster. Das ganze kann nur lustig werden, dachte ich mir und war froh, als wir endlich ankamen. Sobald das Auto zum stehen kam, verließ ich es und schlug die Tür hinter mir zu. Pan lachte kurz leise und gesellte sich zu mir, nachdem sie ausgestiegen war. "Sei ein wenig netter, Kat. Sie haben dir doch gar nichts getan", schmunzelte die Elbe neben mir leicht und stieß mir ihrer Schulter leicht gegen meine. "Ich werde euch in den Konferenzraum führen, während Jordan euer Gepäck auf die Zimmer bringt", teilte und der Kleinere mit und hielt mich somit von einer Antwort an Pan ab. Schweigend liefen wir ihm hinterher. Eigentlich wollte ich dieses Treffen so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann ein wenig meine Ruhe haben. Während ich meinen Blick stur geradeaus hielt, sah sich meine Begleitung interessiert um. Dass ich überhaupt einmal in meinem Leben mit einer Elbe befreundet sein würde, hätte ich nie für möglich gehalten. Immerhin sind Elben eine sehr friedvolle Art und ich bin alles andere als friedvoll. Gerade betraten wir ein großes Haus, welches relativ schön und gemütlich aussah. Wir bahnten uns einen Weg durch die untere Etage und hielten vor einer schlichten, braunen Tür an. Lucas klopfte an diese und ließ und anschließend in den Raum hinein. "Miss Salazar und Miss Moore, Alphas", verkündete er unsere Ankunft. "Danke. Hol doch bitte noch schnell deinen Alpha, damit wir mit dem Meeting starten können", befahl einer der Alphas mit recht dunkler Stimme. Der Blondhaarige nickte schnell und schloss die Tür hinter sich, womit er Pan und mich mit den Personen im Raum alleine ließ.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt