~IV~

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~ Jonathan POV ~

Es war kurz nach dem Meeting mit den anderen drei Alphas, Pandoria Moore und Kathryn Salazar. Kathryn, dieser Name passte unglaublich gut zu ihr, genauso wie sie einfach nur perfekt war. Momentan saß ich alleine in meinem Arbeitszimmer und wollte mich eigentlich darum kümmern, wo wir die anderen Rudel unterbringen können. Jedoch musste ich immer wieder an mein Mate, Kathryn, denken. Also ich das erste mal in ihre grünen Augen blickte, war es um mich geschehen und mein innerer Wolf ist vor Freude schon beinahe explodiert. Dazu kamen noch ihre dunkelroten Haare und ihre leicht gebräunte Haut, die in einem Gegensatz zu einander standen. Doch ich konnte es kaum glauben, als sie mich von sich gedrückt und mich sogar noch angeknurrt hatte. Außerdem sah ich in ihren Augen keine Emotion oder Regung, einfach nichts. Normalerweise konnte ich die Augen anderer lesen und deren Emotionen darin erkennen. Bei Kathryn waren sich einfach voller, vielleicht strahlten sei ein klein wenig Genervtheit aus, aber ich konnte einfach nichts Positives in ihnen erkennen. Dennoch küsste sie mich im nächsten Moment, als ich die gerade ablehnen wollte. Es war mit Abstand das schönste Gefühl, das ich je auf meinem Lippen hatte. Ihre vollen Lippen, die sich so sanft auf meinen eigenen angefühlt hatten. Seufzend stieß ich die Luft aus und riss mich zusammen, damit ich mich um die wichtigen Dinge kümmern konnte. Nach einiger Zeit und vielen Überlegungen hatte ich endlich Plätze gefunden, an denen ich die verschiedenen Rudel in der nächsten Zeit ansiedeln konnte. Gähnend stand ich von meinem Sessel aus, streckte mich und öffnete das Fenster hinter mir, damit morgen keine stickige Luft im Raum ist. Kaum was das Fenster komplett offen, wehte mir ein wunderbarer Geruch entgegen. Es war eine Mischung aus Meer, Schnee und Bergen und gehörte einer ganz speziellen Person, meinem Mate. Sie war anscheinend im Wald gewesen, nachdem sie ohne weiteres aus dem Konferenzraum verschwunden war. Ohne lange nachzudenken, sprang ich aus dem Fenster und landete sachte auf dem Boden. Schnell suchte ich mir meinen Weg in die ersten Bäume und folgte ihrem erfrischenden Geruch. Gerade als ich ihre kaum hörbaren Schritte wahrnahm und noch ein wenig näher herangehen wollte, wurde ich gegen den nächst besten Baum gedrückt. Kathryns Hände lagen an meinen Schultern und hielten mich gegen den Baum gedrückt, während sich ihr Kopf langsam meinem näherte. Sie flüsterte in mein Ohr: "Man schlecht sich nicht an andere heran, so etwas gehört sich nun aber wirklich nicht. Oder was wolltest du hiermit erreichen? "Danach ließ sie mich los und sah mich aus ihren unvergleichlich grünen Augen an. Unsicher antwortete ich ihr: "Ich habe nur deinen Geruch wahrgenommen und wollte nachschauen, ob alles in Ordnung ist." "Na dann werde ich dir das wohl glauben. Wärst du so freundlich und würdest mich vielleicht zu meinem Zimmer führen, Jonathan?", fragte sie mich und ließ mich dabei erschaudern, als sie meinen vollen Namen aussprach. Ich meine sogar für einen kurzen Augenblick Liebe, Unsicherheit und Belustigung in ihren Augen sehen zu können. Doch kurz darauf war der Ausdruck auch schon wieder verschwunden und ich sah nichts mehr. Nickend überlegte ich kurz ihre Hand in meine zu nehmen, bevor ich mich dagegen entschied und schnell in Richtung Haupthaus loslief. Schweigend bahnten wir uns unseren Weg zu ihrem vorübergehenden Zimmer, welches im dritten Stock lag und somit eines unter meinem war. Vor der Tür blieben wir stehen und ich wandte mich zu Kathryn um. "Hier ist dein Zimmer. Im dritten Stock befinden sich noch die Zimmer von Pandoria, Lucas, Jordan und zwei anderen hochrangigen Kriegern. Mein eigener Bereich ist die gesamte vierte Etage, solltest du etwas benötigen, kannst du immer zu mir kommen", erklärte ich ihr und bekam nur ein 'Gute Nacht' als Antwort, bevor sie schon die Tür hinter sich schloss. Resigniert ging ich die Treppen hinauf und machte mich schnell in meinem Bad fertig, um danach einfach nur in mein weiches Bett zu fallen.Ehrlich gesagt hatte ich es mir ganz anders vorgestellt, ein Mate zu haben, aber mit Kathryn habe ich auch kein einfaches Los gezogen. Zum einen ist sie ein Lycan und somit schon einmal mächtiger als wir normalen Werwölfe. Zum anderen wissen nur sehr wenige Leute, wie alte sie überhaupt ist und welche Fähigkeiten sie besitzt. Man weiß nur, dass die meisten sie das Biest nennen, weil sie anscheinend nicht davor zurückschreckt zu töten. Eigentlich sollte ich nach den ganzen grausamen Geschichten, die ich gehört hatte, Angst vor ihr haben. Immerhin soll sie schon viele umgebracht haben und auch noch Spaß daran findet. Doch ich konnte es einfach nicht glauben. Immer wenn ich sie ansah, erblickte ich eine wunderschöne, starke und unabhängige junge Frau. Meine Vorstellungskraft reichte nicht dafür aus, um sie mir voll mit dem Blut ihrer Opfer vorzustellen. Es ging schlichtweg nicht. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht wahrhaben und an das Gute in ihr glauben. Soweit ich weiß, gibt es nur sehr wenige Personen, die überhaupt etwas aus ihrer Vergangenheit wissen und wer weiß schon, was ihr alles widerfahren ist. Es existierte dennoch ein kleiner Teil in mir, der den ganzen Gruselgeschichten glaubte und Abstand von ihr halten wollte. Dieser Teil wollte sie auch nicht verärgern aus Angst, was dann passieren würde. Würde sie davor zurückschrecken ihren eigenen Mate zu töten oder wäre es ihr völlig egal. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter und ein Bild erschienen vor meinem inneren Auge, welches mich zurückschrecken ließ. Kathryn stand vor mir und das Blut war überall auf ihrer Kleidung und ihren Händen, sogar ihr Gesicht war damit voll bedeckt. Ein mörderischer Blick lag in ihren Augen und ihre Lippen waren zu einem sadistischen und angsteinflößenden Lächeln verzogen. Man konnte einen kleinen Blick auf ihre langen, scharfen Eckzähne erhaschen, wenn man genau hinschaute. Ich wollte dieses Bild so schnell wie möglich wieder vergessen und nie wieder daran zurückdenken müssen. Mein Verstand spielte mir offensichtlich nur einen Streich und so etwas würde nie passieren, oder etwa doch? Dadurch war ich so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich nichts mehr um mich herum wahrnahm. So nahm ich weder den Geruch wahr, noch hörte ich die leisen Schritte der Person, die sich gerade in meinem Schlafzimmer befand. Erst als die Matratze sich leicht neben mir senkte und meine Decke ein Stück von mir gezogen wurde, erkannte ich wer sich da gerade zu mir in mein Zimmer geschlichen hatte. Und so richtig wahrhaben wollte ich es auch nicht. Doch mit ihrem Geruch um mich herum schlief ich, ohne überhaupt zu reagieren ein.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt