~VI~

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Unten angekommen folgten wir dem Geruch von Essen und fanden uns schließlich in einem großen Speisesaal wieder, in dem schon ein paar Packmitglieder saßen und aßen. Es gab kleiner Tischgruppen, die sich im Raum verteilten und am Rand befand sich ein Buffet, an dem sich verschiedenste Speisen aufreihten. Erstaunt sah ich leicht zu Pan hoch, die nicht weniger beeindruckt aussah als ich. Schnell zog sie mich mit sich zum Buffet und fing an sich Essen auf einen Teller zu laden. Ich grinste leicht in mich hinein, als ich mir auch einen Teller nahm und anfing ein paar der Speisen darauf zu legen. Wenig später setzten wir uns an einen der freien Tische und fingen an genüsslich zu essen. Eines muss man den Köchen hier lassen, das Essen war unglaublich gut. Die Brötchen schmeckten selbst gebacken und die Marmelade schien ebenfalls selbst gemacht zu sein, es war einfach nur perfekt. Während die Elbe sich noch einen weiteren Teller holte, blieb ich sitzen, da bei mir nichts mehr in den Magen passen würde. Insgeheim fragte ich mich sowieso, wie Pan so schlank bleiben kann mit der Menge an Essen, die sie täglich schon beinahe inhaliert. Ich sah auf, als ein Stuhl zurückgezogen wurde und sich Nate gegenüber von mir niederließ. Kurz sah ich ihn an und neigte meinen Kopf fragend leicht zur Seite, bevor ich meinen Blick wieder durch den Saal wandern ließ. Bis Pandoria wieder zum Tisch zurückkam, redete keiner von uns beiden ein Wort. Doch sobald sie wieder am Tisch saß, begann der junge Alpha sein Anliegen zu erläutern: "Also die anderen drei Rudel sollten in wenigen Minuten ankommen und dann in ihre Bereiche einquartiert werden. In der Zeit, wo das passiert, dachte ich, könnten wir unser weiteres Vorgehen besprechen." "Hört sich nach einem guten Plan an Gestern Abend nach dem Treffen habe ich noch die anderen vier verständigt, sie sollten bald, vielleicht sogar noch heute, ankommen. Die Chaoten werden schon einen Weg gefunden haben, so wie sie es immer tun", antwortete ich und sah ihm in die Augen. Er schluckte kurz merklich, bevor er nickte und weiter aß. Lange dauerte dieser stille Moment zwischen uns dreien nicht an, denn Lucas lief mit schnellen Schritten in den Saal herein und steuerte direkt auf unseren Tisch zu. "Jonathan, die Rudel sind angekommen. Jordan kümmert sich um die Einquartierung, aber die Alphas sind schon bereit das weitere Vorgehen zu besprechen", erklärte er und sah Nate abwartend an. "Natürlich, wir kommen sofort", erwiderte mein Mate. Zu dritt folgten wir also Lucas durch das Haus und trafen im Konferenzraum auf William, Bill und George, die uns alle mit einem freundlichen Lächeln begrüßten. Nachdem alle eine kurze Begrüßung ausgetauscht hatten, setzten wir uns an den großen und ovalen Tisch wie am Tag zuvor. Auf einer Seite saßen die drei Alphas und auf der anderen Seite Nate, ich und dann Pandoria, die glaube ich zumindest, ein wenig traurig war, nicht noch mehr essen zu können. "Also hat jemand eine Idee, wie wir nun weiter vorangehen?", fragte William nach, der sonst sehr ruhig war. Ich sah mich kurz um und ergriff selbst das Wort, da sonst niemand den Anschein dazu zeigte ,"Ich würde vorschlagen, dass die Krieger aller vier Rudel zusammen trainieren. So würden sie sich, falls es zu einen Kampf kommt, schon aufeinander abstimmen und es wären alle auf demselben Stand." "Hört sich nach einer sinnigen Grundidee an. Die Frage ist aber, wie genau wir die Grenzen patrouillieren und welche Krieger das übernehmen. Es müssten auf jeden Fall starke Kämpfer sein", brachte George die nächste Frage auf. Diesmal beantwortete sie Pan:"Kathryn und ich hatten überlegt, dass unsere Freunde die Grenzen übernehmen könnten. Sie müssen nicht trainieren und sind stark genug, sich um eine Himmelsrichtung zu kümmern. Ich bin aber auch zu dem Entschluss gekommen, dass eventuell ein oder zwei Wölfe an jeder Grenze noch zusätzlich helfen sollten", entgegnete die Elbe in einem ruhigen Tonfall. Kurz dachten alle darüber nach, ehe dieses Mal Bill seine Meinung äußerte: "In der Tat wäre das sehr gut, so könnten die meisten trainieren und nur die Besten und Stärksten würden euren 'Freunden' helfen. Das ist tatsächlich wahrscheinlich die best mögliche Lösung." "Bei uns kommt nur eine Frage auf, wer genau sind denn diese 'Freunde', von denen ihr die ganze Zeit redet", hinterfragte George Pan und mich. Leise räusperte ich mich und ging auf seine Frage ein: "Diese sogenannten Freunde sind unsere engsten Vertrauten und alle vier sehr starke Lycans. Man könnte sagen sie sind das, was einem Pack innerhalb Lycans am nächsten kommen könnte. Sie sind ausgezeichnet für den Kampf trainiert und können mit ein wenig Hilfe die Grenze einer gesamten Himmelsrichtung ohne Probleme abdecken. Hast du die Karte von gestern noch hier, Nate?"Man hörte ein erstauntes Einatmen der Anderen, als ich Jonathan offen bei seinem Spitznamen, den er von mir bekommen hatte, ansprach. Bejahend stand er auf und holte aus einem Schrank die Gebietskarte heraus, auf der die Angriffe durch rote Kreise markiert waren wie auch die Grenzen mit einer hellblauen Farbe. Außerdem gab er mich gleichzeitig auch einen Stift, damit ich etwas darauf schreiben konnte. Dankend nahm ich den Stift an und sah auf die ausgebreitete Karte vor mir. Nachdenklich stand ich auf und studierte die verschiedenen Grenzen genauer. "Die nördliche Grenze wird teilweise von einem Fluss gekennzeichnet, wie ich hier sehe. Deshalb würde ich Damian dort ansetzen, er könnte ein Vorteil dadurch haben. Was denkst du, Pan?", schlug ich bedacht vor und strich mit meinen Fingern die Grenzlinie nach. Die Elbe stand nun ebenfalls auf und blickte die Karte genauer an. "Ja, du hast recht, es würde Damian einen großen Vorteil verschaffen. Ost und West sollte jeweils einer der Zwillinge patrouillieren, da sie sich auch über den großen Abstand verständigen können und die geschlossenen Baumketten ihnen helfen könnten. Das eher offene Feld in südlicher Richtung würde am besten zu Ace passen", führte sie meinen Ansatz weiter aus. Die Alphas sahen uns erstaunt und wortlos zu, da sie wahrscheinlich nur die Hälfte von dem verstanden, was wir sagten. "Das wäre perfekt und das offene Feld sollte für Ace schon beinahe mit Leichtigkeit zu schützen sein. Die Zwillinge wären bestimmt lieber näher zusammen geblieben, denn je näher sie einander sind, desto besser funktionieren sie. Wobei das offene Feld für keinen der beiden eine günstige Position gewesen wäre, also machen wir es so wie du gesagt hast. Damian im Norden, einer der Zwillinge im Osten, Ace im Süden und der andere Zwilling im Westen", beendete ich unsere Einteilung und schrieb die Namen an die verschiedenen Grenzen. Wobei ich bei den Zwillingen keinen genauen Namen hinschrieb, weil sie lieber persönlich entscheiden werden, wer an welche Grenze geht. Selbst wenn ich es vorher schon einteilen würde, wäre es ihnen egal. "Klingt gut, auch wenn ich keine eurer Argumentationen wirklich verstanden habe. Ich würde sagen, dass wir an jeder Seite noch zwei weitere Wölfe hinzustellen, die sich aber täglich wechseln", rät Nate und sah einmal in die Runde. Alle murmelten zustimmend und somit war es eine beschlossene Sache. "Wo bringen wie im Fall der Fälle alle unter, die nicht mitkämpfen können und beschützt werden müssen?", stellte Pan eine der wahrscheinlich wichtigsten Fragen. Sofort sahen wir uns alle wieder an, da wir diesen Punkt beinahe vergessen hatten, obwohl es so wichtig ist. "Wir haben einen unterirdischen Bunker, der nördlich von hier liegt. Dort würden sicherlich alle hineinpassen und man findet es nicht zu leicht"; gab Nate etwas leiser von sich. Nachdem niemand etwas einwarf, zeichnete er den Bunker ein. "Dann ist es beschlossene Sache. Die verschiedenen Rudel sollen sich erst einmal ein bisschen einfinden, aber ich schlage vor wir treffen uns um 15 Uhr am Versammlungsplatz, um es allen mitzuteilen", sagte Nate und nachdem alle zugestimmt hatten, trennten sich unsere Wege wieder. Nate ging irgendwo hin etwas erledigen, die Alphas verschwanden zu ihren eigenen Packs und wir entschlossen uns dazu, ein wenig raus zu gehen. Pan und ich suchten uns einen schönen Platz, an dem wir uns hinsetzten und die Zeit bis zum Treffen abwarteten.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt