~XXIV~

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An unseren Zimmern angekommen, ließen wir uns auf die Sofas fallen, wo der Rest schon saß, der nicht bei der Strategiebesprechung dabei war. Aus meinem Augenwinkel sah ich wie Joshua ein wenig verloren neben Ace saß und seinen Augen immer wieder von einem Lycan zum nächsten wandern ließ. Damit hörte er aber sofort auf als Ace leise anfing mit ihn zu reden. Leicht grinsend lies ich meinen Kopf auf Nates Schulter fallen und entspannte mich in den weichen Polstern. Um uns herum redete jeder mit einem anderen, nur mein Mate und ich waren leise. In meinem Kopf spielten sich schon tausende verschiedene Szenen ab, was morgen Abend alles schief laufen könnte. Ich wurde jedoch durch Sebastian aus meinen Gedanken gerissen, er fragte nämlich: "Was genau ist jetzt eigentlich der Plan für morgen? "Da anscheinend niemand anders antworten wollte, seufzte ich und erklärte: "Zuerst wird nur unsere Gruppe aus der Baumlinie heraustreten, der Rest wird mit der Hilfe von Tamsyn in den Bäumen verborgen bleiben. Dadurch haben wir den Überraschungseffekt auf unserer Seite. Mehr haben wir eigentlich nicht besprochen, das werden wir morgen dann schon sehen." "Hört sich nach einem validen Plan an, hoffen wir nur auch das er funktioniert", kommentierte Caspar und der Rest nickte zustimmend, bevor sich alles wieder in kleinere Gesprächsgruppen aufteilten. Nate neben mir stand auf und zog mich einfach an der Hand mit sich hoch, weshalb ich ihn verwirrt anschaute. "Ich denke es wird spät und wir haben morgen einen harten Tag vor uns, also sollten wir schon einmal schlafen. Nur wer gut schläft kann einen Krieg gewinnen, wie jeder weiß", witzelte er den letzten Part und entführte mich schon in unser Schlafzimmer. Belustigt kam ich seiner Aufforderung nach und machte mich schnell fertig fürs Bett. Entspannt seufzend kuschelte ich mich zu Nate ins Bett und fing schon an meine Augen zu schließen. Aus dem anderen Zimmer konnte ich noch hören wie die anderen ebenfalls aufstanden und in ihre Zimmer gingen, wobei es anscheinend eine kurze Diskussion zwischen Ace und Joshua gab. Schmunzelnd hörte ich zu wie Josh eigentlich gehen wollte, aber dann doch von Ace aufgehalten wurde, der meinte, dass er ruhig hierbleiben könne. Ich glaube die beiden sind wie für einander gemacht."Ryn?", fragte mein Mate zögernd neben mir. Als Antwort darauf öffnete ich meine Augen und sah ihn auffordernd an, woraufhin er auch schon direkt los redete: "Ich habe Angst vor morgen, weißt du? Es könnte so viel passieren und ich weiß nicht, ob ich bereit bin die Verantwortung zu tragen. Und was ist, wenn dir etwas passiert? Wie soll ich je ohne dich weiterleben? Unser Weg bis jetzt war zwar nicht perfekt, aber ich hätte es ehrlich gesagt auch gar nicht anders gewollt. "Bevor er noch sich noch weiter um Kopf und Kragen reden konnte, unterbrach ich ihn und sagte: "Morgen wird schon alles gut laufen Nate, du brauchst dir nicht so viele Gedanken darüber machen. Mir wird auch ganz sicher nichts passieren, das ist immerhin nicht mein erster und wahrscheinlich auch leider nicht letzter Krieg. Wenn du dir um jemanden sorgen machen möchtest, dann nur um dich selbst. Du bist ein normaler Werwolf, was an sich nicht schlimm ist, aber damit bist du auch verletzlicher als wir." "Sehr nette Worte Ryn, die haben mich jetzt so richtig aufgebaut", antwortete er sarkastisch und rollte die Augen. Empört hinterfragte ich seine Handlung: "Hast du gerade etwa die Augen verdreht, junger Mann?" "Ich glaube wir sollten jetzt wirklich schlafen", wich Nate grinsend aus und schloss schnell die Augen, um so zu tun, als würde er schon längst schlafen. Leicht schüttelte ich den Kopf und schloss dann auch meine Augen, um meinen wohlverdienten Schlaf zu bekommen. Am nächsten Tag schliefen alle länger, bis tief in den Mittag hinein. Der Blutmond ist immerhin auch erst abends und nicht schon morgens. Nachdem ich und Nate endlich aus dem warmen und weichen Bett aufgestanden waren, machten wir uns langsam fertig für den bevorstehenden Kampf. Während Nate einen Satz lockere Kleidung nahm, die Tamsyn im voraus verzaubert hatte, damit sie die Verwandlung in die Wolfsform ohne zu reißen überstehen würden. Die Hexe hatte jedem Werwolf und Lycan für den bevorstehenden Kampf einen Satz verzaubert, außer für mich. Ich suchte meine eigene Bekleidung mit Bedacht aus, da ich nämlich nicht vorhatte in meiner Wolfsform zu kämpfen, da ich in meiner menschlichen Form meine Schattenmagie wesentlich besser und vielseitiger einsetzten konnte. Letztendlich zog ich eine schwarze Jeans an, die mir genügend Bewegungsfreiheit bot und ein enganliegenden schwarzen, dünnen Pullover. Natürlich schlüpfte ich noch in meine schwarzen Boots und ging sicher, dass sie auch fest genug saßen. Als wir schließlich beide fertig waren, zog mich Nate in einen langsamen und emotionalen Kuss. Danach umarmten wir uns, sagten aber keine Worte, sondern standen dort in Stille. Nach und nach hörten wir, wie die anderen sich im Gemeinschaftsraum versammelten und kamen als letzte auch aus unserem Zimmer. Die anderen waren derselben Stimmung wie wir und für einen kurzen Moment sahen wir uns alle nur an, ohne etwas zu sagen. Dann fingen wir uns langsam an gegenseitig Glück zu wünschen und uns zu umarmen, die Atmosphäre blieb weiterhin sehr gespannt. Anschließend standen wir wieder in einem Kreis und schwiegen, die Situation war für jeden von uns schwer. "Ich denke, wir können uns so viel Glück wünschen wie wir möchten, am Ende des Tages weiß nur die Mondgöttin was geschehen wird. Wir sind alle stark und haben in den letzten zwei Wochen hart trainiert, um uns auf heute vorzubereiten. Wir müssen einfach daran glauben, dass wir es alle lebend aus diesem nahezu Krieg schaffen. Dann lasst uns losgehen", hielt ich meine kleine improvisierte Rede und sah die Sicherheit leicht in die Gesichter meiner Gefährten zurückkehren. Nickend liefen wir los und trafen mit den anderen Werwölfen hinter der Mansion zusammen, wo wir ohne weiteres losliefen. Der Weg zur Lichtung würde uns auch ein gutes Stück Zeit kosten, da die Werwölfe nicht so schnell waren wie wir und sie relativ weit entfernt lag. Hätte ein Außenstehender unsere große Gruppe gesehen, wie wir in gänzlicher Stille durch den Wald liefen, hätte er ihn wohlmöglich für einen Trauerzug gehalten. Nach einiger Zeit waren wir bereits ziemlich nahe an der Lichtung und blieben stehen. An diesem Punkt trennten wir uns von den Werwölfen und leider auch von Joshua und Tamysn, Josh blieb bei seiner Familie und die Hexe blieb, um den Zauber über die Masse zu legen. Wir restlichen sieben schritten langsam aber sicher auf die Baumkette zu, die das Ende des Waldes bedeuteten. Je näher wie kamen, desto stärker nahm ich den Geruch der Vampire und Hexen wahr, die demnach schon angekommen waren. Ein letztes Mal ließen wir unsere Blicke untereinander kreuzen, ehe wir auch schon an den letzten Bäumen ankamen und die Lichtung sehen konnten.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt