~XIV~

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Am Haus angekommen sprang ich schon beinahe aus dem Auto und wurde auch direkt von Ace begrüßt. Zuerst scannte er mich einmal von oben bis unten ab und entdeckte dabei mein gebrochenes Handgelenk. Anscheinend trotzdem davon beruhigt, dass es keine schlimmere Verletzung war, zog er mich kurz in seine Arme. Danach fing er auch schon an zu reden: "Also mit den Piloten ist alles geregelt, Sachen sind eigentlich auch alle gepackt und wir sind startklar. Pan hat dir frische Klamotten liegen lassen und dir auch Jonathan"Nate sah kurz erstaunt zu meinem besten Freund, bevor wir uns zusammen auf den Weg nach drinnen machten. Im Zimmer sah ich direkt die Kleidungsstapel, die auf dem Bett lagen. Vorsichtig nahm ich mir meinen und drehte mich dann zu Nate um. Dieser sah mich kurz verwirrt an, bis er es endlich verstand und sich umdrehte. Seufzend begann oder eher versuchte ich mich umzuziehen. Ich schaffte es mein Shirt auszuziehen und mich irgendwie, fragt nicht genau wie, aus der Skinny-jeans zu befreien. Zum Glück hatte Pan mir eine Jogginghose dagelassen, die ich recht einfach anziehen konnte. Doch beim anziehen des recht eng anliegenden Pullovers, fingen die richtigen Probleme erst an. Ich schaffte es meine linke Hand so komisch zu bewegen, dass ich meine Knochen gefühlt fast wieder verschob. Natürlich hatte mein Mate das bemerkt und im nächsten Moment spürte ich wie seine großen Hände vorsichtig über die Narben an meinem Rücken fuhren. Sofort zuckte ich von seiner Berührung weg und drehte mich um. Sein Blick zeigte Mitleid und Wut. "Was ist da passiert, Ryn?,fragte er leise und nahm mir währenddessen den Pullover aus der Hand. Resigniert ließ ich mir von Nate in meinen Pullover helfen und während ich langsam wieder in meine Schuhe schlüpfte, überlegte ich, was ich jetzt sagen sollte. "Komm schon, Ryn. Es sieht verdammt nochmal aus, als hätte dich jemand dort immer und immer wieder mit einer Peitsche oder so geschlagen", forderte er mich noch einmal aufgebracht auf. Mit vorsichtigen Schritten bewegte ich mich auf ihn zu und umarmte ihn einfach. Kurz stockte Nate, bevor er meine Umarmung erwiderte. "Ich kann noch nicht darüber reden, Nate. Ich verspreche dir, dass ich irgendwann darüber mit dir spreche, aber noch nicht jetzt", antwortete ich und drückte mich ein wenig von ihm weg, sodass ich ihn anschauen konnte ohne die Umarmung zu lösen. Langsam nickte er und erwiderte meinen Blick. Erst jetzt viel mir auf, dass er sich wohl umgezogen hatte, als ich dabei war mit meiner Kleidung zu kämpfen. Langsam schob sich ein Gedanke in den Vordergrund meines Geistes, einen Gedanken, den ich schon seit ein paar Tagen in meinem Kopf hatte. Bedacht näherte ich mich ihm und legte wenig später meine Lippen auf seine. Es dauerte kurz bis mein Mate den Kuss erwiderte, aber es war einfach nur ein unglaubliches Gefühl. Ich wusste aber auch, dass das was ich als nächstes machen würde, uns wieder zurück an den Anfang unserer Beziehung schleudern würde. Trotzdem löste ich mich von seinen Lippen und bahnte mir meinen Weg zu der Seite seines Halses. Dabei merkte ich wie seine Hände sich fester um meine Hüfte schlossen und er ein wenig unter meinen Berührungen erschauderte. Kurz ging ich nochmal in mich, bevor ich spürte wie meine Augen ihre Farbe zu gold wechselten und ich mit einer schnellen Bewegung meine scharfen Fangzähne in seiner Halsbeuge versenkte. Ich konnte förmlich spüren wie er erstarrte und gegen seinen inneren Wolf ankämpfte. Vorsichtig löste ich mich von ihm und sah ihm wieder ins Gesicht. Nates Augen waren wesentlich dunkler als sonst, was hieß, dass sein innerer Wolf die Kontrolle übernommen hatte. Und nein, der innere Wolf eines Werwolfs hat keinen Namen. Immerhin sind die beiden mehr oder minder dieselbe Person."Du weißt, dass er das nicht mögen wird", sagte Nates Wolf mir ein wenig tieferer Stimme. "Ja, ich weiß. Aber seine Sicherheit geht einfach vor und durch die Markierung ist er noch sicherer", antwortete ich und atmete einmal tief durch. "Er weiß das bestimmt auch, aber es wird ein wenig dauern bis er es komplett verstanden hat", erklärte er mir, bevor er auf einmal auch seine Zähne in meiner Halsbeuge versenkte. Kaum hatte er sich wieder zurück gezogen, blickte ich wieder in die grauen Augen meines Mates, der mich geschockt ansah. Bevor ich mich irgendwie erklären konnte, hatte er sich von mir gelöst und war aus dem Schlafzimmer verschwunden. Seufzend ließ ich kurz den Kopf hängen und lief danach auch aus der Hütte. Hinter mir schloss ich die Tür ab und legte den Schlüssel zurück in sein Versteck. Eigentlich saßen alle schon in den Autos. Die Verteilung war genau wie auf der Hinfahrt, nur dass Nate und Ace vorne im Audi saßen und Pan hinten auf mich wartete. Wortlos ließ ich mich neben sie ins Auto fallen und zog die Autotür mit einem Ruck zu. Kaum waren wir losgefahren, nahm die Elbe vorsichtig meine linke Hand in ihre und begann leise etwas zu murmeln. Nicht lange und grüne, dünne Fäden schlossen sich um mein Handgelenk und ich spürte wie sich meine Knochen wieder miteinander verbanden und alles heilte. Dankend sah ich sie an und schaute den Rest der Fahrt eigentlich nur aus dem Fenster. Im Auto hing eine komische und angespannte Stimmung in der Luft, aber ändern konnte ich es auch nicht wirklich. Ich entschloss mich die Zeit dazu zu nutzen und meiner Haushälterin eine Nachricht zu schreiben, damit sie auf dem neusten Stand war. Zum Glück war die Fahrt zum Flugplatz nicht lang und wenig später waren wir auch schon auf dem Weg zu meinem Jet. Dabei mussten wir schnell das Flugfeld überqueren und es dauerte nicht lange, da stiegen wir auch schon in die Lüfte. Nate hatte sich sofort von mir distanziert und alle anderen hatten sich auch auf ein paar Plätze fallen lassen. Nachdem ich mein Gepäck verstaut hatte, machte ich mich auf den Weg ins Cockpit und schaute dort aus den Scheiben, wo man langsam beobachten konnte wie wir die Wolkendecke durchbrachen. "Also der Flugplatz, den wir anpeilen werden, existiert offiziell gar nicht. Er ist sehr klein und es wird bestimmt auch nicht leicht dort zu landen, aber ich vertraue euch beiden. Die Koordinaten müssten in dem Buch dort drüben stehen. Der Flugplatz steht unter 'little airfield near London'", erklärte ich den beiden und bekam nur ein Nicken zurück. Da ich sie nicht weiter stören wollte, verließ ich das Cockpit wieder und suchte mit selbst einen Platz, um den Flug hinter mich zu bringen.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt