~XXIII~

755 39 5
                                    

"Was gedenkt ihr hier zu tun?" "Ich denke, ich verstehe nicht ganz..", fing Lord Rushford an und sah perplex zu mir auf von seiner sitzenden Position. "Ist das so? Ich verstehe nur nicht, warum Ihr hier friedlich sitzt, während alle anderen trainieren und sich auf einen bevorstehenden Krieg vorbereiten", führte ich meinen Punkt recht feindselig weiter aus. "Wir sind die royalen Werwolf Familien und müssen für einen Krieg, in dem wir nicht selbst kämpfen werden, wohl kaum trainieren", erwiderte Joshuas Vater hochnäsig und sah mir nicht einmal in die Augen. Ich spürte wie ich noch wütender wurde und meine Augen einen leichten goldenen Schimmer bekamen. Nate drückte meine Hand und zog mich leicht zurück gegen seine Seite. "Ihr seid erbärmlich", startete ich meine Antwort und redete weiter, bevor mich einer unterbrechen konnte, "Weil ihr angeblich royal seid, müsst ihr nicht kämpfen. Ihr stellt euer eigenes Wohl über das Wohl aller anderen, obwohl man nicht ein Leben gegen ein anderes abwägen sollte. Beim Mond, würdet ihr nur diese jämmerliche Hierarchie ablegen und wie beinahe alle anderen übernatürlichen Wesen einen Rat einführen. Dann würde so etwas gar nicht erst entstehen. "Es herrschte Stille und ich sah wie die Wut in Lord Mormonts Augen loderte, aber zeitgleich bei allen anderen Verständnis zu sehen war. Als hätte ich ihnen mit meinen harschen Worten die Augen geöffnet. Auf einmal stand aber der wütende Lord vor mir uns presste seinen Finger auf meine Brust: "Wie könnt ihr es wagen so etwas zu sagen. Lycan oder nicht, ihr seid nichts anderes als eine Bestie." Nate spannte sich an und ein Knurren kam aus seiner Brust, während die anderen nur erschrocken die Luft einsogen. Selbst von dem Blonden neben mir konnte ich ein leises Knurren hören, was hieß ,dass die Bindung sich schnell formte. Knurrend hörte ich auf meine gewaltige Wut zu unterdrücken und ließ meine Augen ihren goldenen Ton annehmen. Hart griff ich an sein Handgelenk und zog es von meiner Brust weg, dabei zogen sich meine Lippen ein wenig zurück und ließen einen kleinen Blick auf meine scharfen Zähne frei. "Ihr seid ein erbärmlicher Lord, Mormont. So voll von euch selbst, dass ihr nicht bemerkt, wenn ihr euch zurückhalten solltet. Es scheint mir, als hätte der Rest eurer Familie und die Rushfords verstanden, was ich gesagt habe. Aber ihr könnt nicht über euer großen Ego hinwegsehen. Und wenn ihr mich noch ein weiteres Mal anfasst ohne meines Einverständnisses, wird dieser Krieg euer kleinstes Problem sein", gab ich von mir und ließ erst sein Handgelenk los, als er unseren Blickkontakt unterbrach und damit nachgab. Langsam ließ er sich zurück auf seinen eigenen Platz fallen und blickte kurz zu den anderen Sitzenden. Anscheinend hatte Nate die gesamte Zeit meinen Namen gemurmelt, aber er schaffte es nicht mich damit aus meinem Lycan Zustand zu holen. Deshalb murmelte er leise in mein Ohr: "Røskva." Sofort verschwanden meine goldenen Augen und der Rest, bevor ich mich von meinem Mate zu unserem Rudel führen ließ. Überraschenderweise war Joshua innerhalb von Sekunden an meiner anderen Seite und fragte vorsichtig: "Könnte ich vielleicht mit euch trainieren? Die anderen würden sich nur zurückhalten und dadurch werde ich auch nicht besser oder mehr vorbereitet." Sofort bildete sich ein Plan in meinem Kopf, als ich auch schon antwortete: "Klar, Ace trainiert bestimmt gerne mit dir und bringt dir ein paar wichtige Sachen bei. "Und damit war ich auch schon zu Ace und Damian rüber gelaufen und schickte Ace zu Joshua. Lachend legte Nate von hinten seine Arme um mich und wollte wissen: "Was planst du, Ryn?" Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Ace nicht zuhören würden, antworte ich leise: "Joshua und Ace sind sehr wahrscheinlich Mates. Ich gebe den beiden nur einen Stoß in die richtige Richtung. Ach und warum gehst du nicht zu deinem Rudel, ich bin mir sicher, dass sie dich vermisst haben." Nach meinem letzten Satz, rannte mein Mate auch schon grinsend zu seinem Rudel und wurde direkt freudig begrüßt. "Na dann wollen wir mal anfangen, Kat", sagte Damian und wir fingen an uns gegenseitig zu umkreisen, keiner wollte den ersten Angriff wagen. Doch dann kam es, als er einen Eiszapfen auf mich schoss. Denn durch seine Wasserkontrolle konnte er auch Eis kontrollieren, da es so gesehen nur gefrorenes Wasser war. Schnell wich ich aus, griff jedoch nicht selbst an, sondern wartete auf seinen nächsten Angriff. Mein Gegenüber schoss mehrere Eiszapfen auf einmal auf mich, die ich schnell mit einem Schild abblockte und rechtzeitig Damian aus dem Augenwinkel sah. Es war nur eine Ablenkung. Ohne Probleme sprang ich zur Seite und entkam damit seinem Faustschlag in der letzten Sekunde. Danach umkreisten wir uns wieder bis ich meinen ersten Angriff nach vorne machte. Schnell war ich vor ihm und holte mit meiner schwächeren Linken aus, die er wie von mir erwartete blockte. Deshalb konnte ich seine offene linke Seite mit meiner rechten Faust treffen. Durch meinen Treffer schlitterte er ein bisschen zur Seite und bevor er sich wieder fangen konnte, hatte ich ihm die Beine weggezogen und drückte meinen Fuß danach auf seine Brust. "Wirst du etwa alt, Damian?", stichelte ich ihn leicht grinsend und wich zurück, damit er aufstehen konnte. "Das war nur zum Aufwärmen, Kat. Wir fangen doch jetzt erst richtig an, oder etwa nicht?", entgegnete er grinsend und unsere nächste Runde begann. Nach Stunden des Trainierens, hatte ich öfter gegen Damian gewonnen wie verloren. Am Ende hatte sich eine Gruppe von Zuschauern um uns gebildet, die mit interessierten Augen unserem Kampf gefolgt waren. Im letzten Kampf waren wir nämlich auf volle Kraft gegangen und ließen unsere Kräfte frei, wobei ich meine nicht ansatzweise mit vollem Potential verwendete. Ein paar Seiten meiner Kraft war gefährlich und ich wollte Damian nicht wirklich stark verletzten. Am Ende gewann meine Schattenmagie gegen seine Wasserkontrolle, wobei wir beide nie unsere zweite Kraft benutzen. Er hatte geschworen nie die Gedanken seiner Freunde zu manipulieren und meine war nicht wirklich offensiv und auf offenem Feld erst recht nicht nutzbar. Mit einander redend machten wir uns auf den Weg zurück zu unseren Zimmern, wobei Nate schnell zu uns aufschloss und seinen Arm um meine Hüfte legte. Aus dem Augenwinkel fiel mir sogar aus, dass Joshua und Ace nebeneinander liefen und redeten. Grinsend deutete ich auf die Beiden und erst vor unseren Zimmern verließ der Blonde uns. Wir duschten alle, aßen etwas und vielen danach ziemlich müde ins Bett.


Die nächsten beiden Tage lief es eigentlich genauso ab, bis auf dass wir immer unsere Kampfpartner gewechselt hatten. Ace und Joshua kamen sich immer näher, aber ich war mir nicht sicher, ob sie schon herausgefunden hatten, dass sie Mates waren. Sogar die royalen Familien hatten sich dem Training angeschlossen.

Aber heute war der letzte Tag, da morgen schon Blutmond war. Deshalb hatten sich ein paar von uns in einem Konferenzsaal getroffen, um die Strategie zu besprechen. Darunter waren einige der Alphas, aber nicht alle, die beiden Lords und ihre ältesten Söhne und natürlich Nate, Ace, Tamsyn und ich. Der Rest nutzte die Zeit, um sich zu entspannen und gedanklich auf morgen vorzubereiten. Wir standen um eine Karte herum, auf der die große Lichtung eingezeichnet war, wo es stattfinden wird. "Hat irgendjemand eine Idee?", fragte Lord Rushford und sah durch die Runde. Jedoch waren die meisten eher zurückhaltend und nachdenklich, wodurch erst einmal niemand etwas sagte. "Wir hatten überlegt, ob zuerst nur ein paar aus der Baumlinie hervortreten sollten und danach erst der Rest, als eine Art Überraschung", sprach dann doch einer der Alphas zögernd. Zustimmendes Gemurmel ertönte, als jeder sich die Idee durch den Kopf gingen ließ. "Mein Rudel und ich sollten vortreten, Arktur wird immerhin wissen, dass wir das sind", warf ich ein. "Ihr habt recht, doch wie schaffen wir es, dass alle anderen nicht beachtet werden", fragte Lord Rushford und strich sich gedankenverloren durch seinen langen Bart. "Da werde wohl ich ins Spiel kommen. Ich könnte einen Zauber auf euch alle legen, der eure Anwesenheit verdeckt. So würden Arktur und nicht einmal Evanora spüren, dass da noch ein ungefähr 400 Werwölfe versteckt sind", schob sich Tamsyn in die Unterhaltung und rundete die Grundlage unserer Strategie ab. Danach wurde noch drei Stunden lang darüber diskutiert, wo welche Werwölfe stehen sollten. Kurz kam die Idee, die andere Streitmacht auf der Lichtung einzulassen. Aber diese Idee kam nicht weit, da zu viele ungewisse Dinge es zu gefährlich machten. Erschöpft verließen wir vier den Saal, wobei Ace beim Vorbeigehen schnell Joshuas Hand griff und ihn mit uns mit zog.

SchattenwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt