26. „Der Massenmörder Sirius Black."

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Langsam hoben sich seine dürren Arme zu seinem Kopf.

"Ich bin unbewaffnet", erwiderte er kratzig, als hätte er lang nicht geredet.

Ich schluckte meine Angst runter und umrundete langsam das Bett, bis ich vor ihm stand.

Er war ungepflegt, fast schon stinkend und wirkte wie ein Skelett.

Seine grauen Augen trafen mich und es lag augenblicklich etwas darin, das ich nicht beurteilen konnte.

"Maddy...", murmelte er und lächelte so kurz, dass es auch Einbildung hätte sein können.

"I-ich weiß, wer du bist", versuchte ich möglichst standhaft zu sagen und ignorierte den Schmerz in meinem rechten Arm.

"Ich denke nicht...", sagte er ruhig und wirkte dabei nicht im entferntesten wie ein verrückter Psychokiller. "Was wichtiger ist, erstmal... Maddy-."

"Nenn mich nicht so."

Sein Kiefer spannte sich an und er senkte langsam seinen Blick.

"...-Madison, ich habe niemanden umgebracht... Und James und Lily habe ich auch nicht verraten. Ich konnte sie gar nicht verraten, ich war zu keiner Zeit der Geheimniswarer... Bitte, lass es mich erklären."

Ich sah kurz an ihm herab, lehnte mich an die Wand hinter mich und nickte auffordernd mit weiterhin erhobenen Zauberstab.

"Sprich."

"Als uns bewusst wurde, dass Harry das Kind sein würde, dass Voldemort besiegen könnte, war uns klar, dass wir sie schützen mussten, mit allem was es kostete. Abgesehen von Wachen, die Tag und Nacht aufgestellt waren, konnte nur eine Person weitererzählen, wo sich die Potters versteckten.-"

"-du."

"Nein, verdammt... Ich, Remus, James und Peter waren in der Schulzeit beste Freunde. Mehr noch, wir waren eine Familie, eine Familie, die ich mir aussuchte, als ich keine hatte. Ich habe mit geschworen, eher zu sterben, als meinen besten Freund zu verraten. Wir waren Brüder, uns hat so viel mehr verbunden. Und das war recht offensichtlich. Nun leider...", er brach kurz ab und hustete ziemlich beunruhigend," nur leider haben wir Geheimniswarerschwur zu einer Zeit vollzogen, in der man niemand trauen konnte. Und so hatte ich die Idee... Um James, Lily und Harry zu schützen... Alle in dem Glauben zu lassen, ich wäre der einzige, der diese Information weitergeben könnte. Jedoch hatten wir das hinter dem Rücken des Orden des Phönix... Hinter dem Rücken von Remus, den Schwur geändert und so war nicht ich der Geheimniswarer, sondern Peter."

"Wer ist Peter? Peter Pettigrew? Den Typen, den du in die Luft gejagt hast?", fragte ich nach, wobei sich aber ein seltsames Gefühl in meiner Magengegend bemerkbar machte.

"Ich habe nicht!-... Ich habe Wurmschwanz nicht umgebracht. Ich habe niemanden umgebracht. Peter hat Lily und James verraten und Peter hat auch seinen Tod vorgettäuscht und die Straße voller Muggel in die Luft gesprengt..."

"Wieso sollte ich dir das glauben?"

Er hielt meinen Augenkontakt und deutete farig auf die Karte, die in meiner Umhangtasche steckte.

"Ich bin Tatze. James ist... war Krone, Peter ist Wurmschwanz und Remus Moony. Wir waren die Rumtreiber... Und weißt du woher unsere Namen kommen?"

"Euren Animagusgestalten."

"Kluges Mädchen...", lobte er mich und man hörte fast schon so etwas wie gebrochenen Stolz heraus. "Ich bin - wie du bereits weißt - ein Hund, James war ein Hirsch und Peter ist eine Ratte. Was Remus ist... Ist dir sicherlich bewusst..."

Ich nickte und forderte ihn mit einem Zucken meines Zauberstabs auf, weiterzureden.

"Deswegen bin ich auch noch nicht tot... Aber darum geht es nicht... Ich saß in meiner Zelle in Askaban, als der Herr Minister uns einen Besuch abstattete. Eine Zeitung hatte er dabei... Das Titelbild war Familie Weasley mit all ihren Kindern..."

Er verstummte, als er bemerkte, wie meine Augen in scharfer Überlegung vom Boden zur Wand und von Wand zu verschiedenen Möbelstücken zuckte.

Ron hatte mir den ausgeschnittenen Artikel gezeigt, stolz wie er war und er hatte hervorgehoben, dass er seine Ratte Krätze fast in einer Pyramide verloren hätte...

Eine Ratte, die vor ihm schon Percy gehört hatte und über die Fred und George seit Jahr 1 pausenlos Witze machten.

"Du meinst Krätze ist Peter?"

Black nickte erneut.

"Dem Tier fehlt eine Kralle."

"Und alles was von dem Vorfall übrig blieb, war ein kleiner Finger..."

Ich ließ meinen Zauberstab sinken, stolperte rückwärts weg und ließ mich auf einen Sessel fallen.

"Es ist wichtig, dass du mir Peter auslieferst... Nur so kann ich beweisen, dass ich unschuldig bin."

Ich nickte wortlos und versuchte, das alles zu sortieren.

"Wie... Wie geht es deiner Mutter", fragte er leise und klang dabei so zaghaft, dass ich mir denken konnte, dass ihn diese Frage schon seit Jahren beschäftigte. "Du scheinst ja dennoch gut aufgewachsen zu sein... Ohne mich..."

Ich runzelte die Stirn.

"Haben wir bei dir gewohnt?", fragte ich und fixierte den gebrochenen Mann.

"Natürlich... Wir zu dritt in einem kleinen
Haus am Stadtrand", lächelte er und wirkte, als würde er in süßen Erinnerungen schwelgen.

"Zu dritt? Nicht zu viert?"

"Warum sollten wir zu viert gewesen sein?"

"Na wegen meines Vaters..?"

Er seufzte, lächelte traurig und wandte seinsn Blick kurz ab.

"Ich hätte es dir vermutlich auch nicht erzählt... Maddy, du bist meine Tochter..."

101 Wege, um die Aufmerksamkeit von Cedric Diggory zu gewinnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt