4. Dezember

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4. Dezember

"Hi." Ich lächelte als sie mit einer Papiertüte vor meiner Nase herumwedelte und ich den Geruch von Donuts und Kaffee in ihrer Hand wahrnahm.

"Ich dachte, dass ich dir etwas von einem Café mitbringe, damit wir zusammen etwas frühstücken können.", lächelte sie, als mein Handy ging.

"Ja. Da muss ich eben ran.", erklärte ich und sie machte sich auf dem Weg zur Küche.

"Hi Harry.", meldete sich meine Schwester.

"Gemma. Na was gibt's?", fragte ich und hörte ein verächtliches Lachen auf der anderen Seite.

"Ich wollte einfach mal fragen, ob du noch lebst."

"Ja, der Stress auf der Arbeit ist gewaltig aber davon abgesehen geht es mir sehr gut. Und dir?", log ich. Lily blickte zu mir, die Stirn runzelnd.

"Gut. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, dass du uns an Weihnachten besuchen kommen kannst?"

"Nein. Wie oft noch?! Nein, ich kann nicht, weil es einfach nicht geht.", zischte ich und bereute meine barschen Worte direkt wieder. Lily's Mund stand offen. Sie war wohl sehr überrascht von meiner Reaktion.

"Gemma? Es tut mir leid, hörst du? Ich wollte nicht-"

"Schon gut, Harry. Alles okay.", flüsterte sie und lachte bitter.

"Bitte Gemma. Du verstehst das falsch."

"Ich glaube ich hab das genau richtig verstanden. Tschüss."

"Gemma!" Doch sie hatte schon aufgelegt. Wütend knallte ich mein Handy auf den Tresen.

Ich setzte mich zu Lily an den Tisch und sah schon, dass sie tausend Fragen auf den Lippen hatte. "Ich will echt nicht darüber sprechen, okay?" Sie nickte und wir aßen und tranken unseren Kaffee. Ich hatte Angst, das sie jetzt anders von mir dachte oder sogar eingeschüchtert war.

Sie räusperte sich und fuhr sich durch die Haare. "Wenn du jetzt deine Ruhe haben willst, dann gehe ich. Wir können auch noch morgen was machen." Als ich nichts sagte, stand sie auf und schmiss die Überreste in den Mülleimer.

"Lily!", rief ich. "Geh bitte nicht." Ich hörte wie sie erleichtert ausatmete und mit einem Grinsen zurückkam. "Was wollen wir heute machen?", lächelte ich.

"Weißt du... Ich hätte da schon so eine Idee.", erklärte sie und strich sich eine Strähne hinter's Ohr. "Wir könnten auf den Weihnachtsmarkt gehen. Da wollte ich sowieso hin und glaub mir es wird auch dir Spaß machen, also schau nicht so skeptisch."

"Ich gucke gar nicht skeptisch.", protestierte ich und stampfte mit einem Fuß auf den Boden.

"Jaja. Willst du jetzt mit oder nicht? Heute Abend geht es los!" Ich nickte. Es half mir Zeit mit Lily zu verbringen und ich hoffte, dass sie das genauso sah. Vielleicht gleichten wir uns aus. Vielleicht war es das, was wir brauchten. Jemanden, der uns Gehör schenkte.

"Wir fahren mit meinem Wagen.", verkündete ich und hielt siegessicher meinen Schlüssel hoch. Lily verdrehte die Augen und stieg auf der Beifahrerseite ein.

"Harry?" Ich schaute zu ihr, abwartend, was über ihre Lippen kommen mochte. "Wir sind Freunde, oder?"

"Das stimmt." Sie nickte und drehte das Radio lauter. Sie war mein einzige Freundin. Ich hatte keine Freunde und bestimmt schon bald meine Familie verloren. Ich könnte Lily nicht dankbarer sein, dass sie mich ertrug.

"Wow ist der riesig.", staunte Lily und zupfte an ihrer Mütze herum.

"Das ist London. Was hast du denn anderes erwartet?", grinste ich.

Snowflakes |hs|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt