7. Dezember
Die Schneeschaufel krachte in den Schnee und wieder wurde eine Schüppe auf dem Schneehaufen ausgeleert.
"Was tust du da?", fragte ich. Eigentlich war ich rausgegangen, um zum Hyde-Park zu fahren, da ich meinen Kopf klar machen wollte. Mich beschäftigten so viele Fragen. Was waren wir jetzt? Freunde mit gewissen Vozügen? Bitte nicht. Hatte der Kuss überhaupt eine Bedeutung gehabt? Was fühlt sie? War das alles ein Fehler gewesen? "Ich befreie den Rasen vom Schnee.", erklärte Lily und rieb mit dem Handrücken über ihre Stirn.
"Du befreist den Rasen vom Schnee." Ich hob eine Augenbraue hoch und betrachtete das Mädchen mit hochroten Wangen.
"Ja.", sagte sie einfach und stach die Schaufel wieder ein.
"Aber du weißt, dass es wieder schneien wird und dann hat sich deine Arbeit nicht gelohnt."
"Ich muss aber.", sprach sie angespannt. "Ich muss." Sie machte sich wieder an die Arbeit. Einstechen, wegschmeißen. Ich stapfte durch den weißen Rasen auf den wieder neue Schneeflocken landeten und legte eine Hand auf ihr Schulterblatt. Unter meiner Berührung zuckend drehte sie sich um. Ihre blauen Augen stachen in meine.
"Was da gestern zwischen uns war...", begann ich. "Es wäre besser, wenn wir das vergessen."
Lily zog die Augenbraue zusammen und nickte. "Ja."
Ich räusperte mich. "Dann will ich dich mal nicht beim Arbeiten stören."
Als ich die Straße entlang lief, setzte sich ein neues Gefühl in mir fest. Ich konnte den Propfen, der sich in meinem Hals gebildet hatte, nicht herunterschlucken. Es war unmöglich. Egal, wie lange ich die Straße entlang laufen würde, ich konnte nicht vor ihr weglaufen; sie war meine Nachbarin. Sie lebte genau gegenüber. Ich musste mich aber von ihr fernhalten. Wenn Lily sich in mich verliebt, in das abscheuliche Monster, was ich bin, wird sie ihr Leben nicht mehr glücklich werden. Sie wäre enttäuscht von mir und den Schmerz, den wir gerade verspürten, würde viel, viel größer sein. Es war das Beste für uns beide. So würde ich sie nicht kaputt machen. Ich hoffe, dass sie mich nicht schon geliebt hat... Aber wer könnte mich denn auch lieben?! Das war lächerlich. Ich kannte die Antwort. Niemand.
Ich schloß die Augen und fuhr mit dem Daumen über meine Unterlippe. Es war noch alles da. Mir lief eine Gänsehaut über den Körper, als ich an ihre weichen Lippen dachte und die Weise wie ihre Augen unter dem Sternenhimmel geglänzt hatten. Die Art wie sie eng zu mir gerückt war. Ich schüttelte den Gedanken von mir ab und rannte die Straße bis zum Ende herunter. Dann ging ich in ein Café zur Ablenkung. Dieses Café war einfach mein Lieblingsort, an den ich früher einfach zu selten hinkam. Ich bestellte mir einen Yorkshire-Tea und setzte mich auf ein gemütliches Sofa. Der Tee wurde von einer älteren Dame serviert und ich nahm einen Schluck. Dann machte ich mich auf den Weg zu den vielen Bücherregalen. Aus altem und massivem Holz waren sie gemacht. Manche Bücherreihen waren total verstaubt, andere sahen noch wie neu aus. Daran konnte man erkennen, welche Bücher oft gelesen wurden und welche im Regal verstaubten. Da ich ja selbst ein Außenseiter war, machte ich mich auf den weg zu den verstaubten, stehen gelassenen Büchern und nahm mir The Great Gadsby heraus. Ich setzte mich zurück auf meinen Platz und hoffte, dass ich durch das Lesen verdrängen konnte, was vor einer Stunde ausgemacht wurde.
Was das zwischen uns war. Es wäre besser, wenn wir das vergessen. Schon rollten die Tränen über meine Wange. Es waren meine Worte gewesen. Doch es war besser so. Und so zwang ich mich den Kopf auszuschalten und mich nur auf die mit Worten gefüllten Zeilen zu konzentrieren, die langsam vor meinen Augen verschwammen.
"Mister?" Ich machte müde die Augen auf und sah eine jüngere Dame, die mich wach gerüttelt hatte. "Wir schließen in zehn Minuten. Es wäre nett, wenn sie unser Café verlassen würden."
"Ja. Sicher.", sagte ich schläfrig und etwas durch den Wind. Ich nahm meinen Mantel und ging zurück auf die dunklen Straßen.
<Author's Note>
Ich hatte heute mein Klaviervorspiel. Da ich die Älteste da war und die, die schon am längsten dabei war, hatte ich auch totalen Druck. Was soll ich sagen.. Ich hab nur Fehler gemacht, die Leute haben blöd getuschelt und ich bin danach zusammengebrochen. Ich will das nie wieder machen. Es war so schlimm.
Aber ich hoffe euch gefällt das Kapitel. :-)-Talisa
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Snowflakes |hs|
Romance»So wie die Schneeflocken, die auf den Boden fiehlen, habe ich mich in dich verliebt. Sanft und unbemerkt.« ©explicitstyles -A christmas fan-fiction. Story contains explicit scenes, that could disturb your sensibility. Just read if you feel comforta...