6. Dezember

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6. Dezember

"I got a heart and I got a soul. Believe me I will use them both." Ich schrieb die Zeilen auf ein weißes Papier. Die Melodie war mir nach dem Weihnachtsmarkt in den Kopf geschossen und da ich Lilys leuchtenden Augen beim Gucken ihrer Lieblingsserie nicht aus dem Kopf bekam und es mit ein Lächeln aufs Gesicht zauberte saß ich an meiner Gitarre und spielte gedankenversunken und mir wurde bewusst, dass dieses Lied etwas besonderes sein musste, denn ich hatte meine Gitarre schon seit Jahren versteckt gehalten und vor Kurzem noch überlegt sie zu verbrennen. "We made a start be it a false one, I know. Baby, I don't want to feel alone." Doch plötzlich hörte ich eine engelsgleiche Stimme aus der Ferne.

"'Cause what about, what about angels? They will come, they will go, make us special. It's not about, not about angels.", sang die Stimme und ich wusste von wem sie stammte. Ich klopfte an ihrer Tür.

Stirn runzelnd machte Lily die Tür auf. "Du hast eine schöne Stimme.", sagte ich.

"Was?! Du hast mich singen gehört?", rief sie und schaute sich panisch um.

"Ja und ich mag deine Stimme."

"Du lügst doch. Ich kann gar nicht singen.", murmelte sie.

"Wir sollten mal ein Duett machen.", lachte ich.

"Du singst auch?", stellte sie überrascht fest.

"Ja. Vor langer Zeit habe ich damit aufgehört aber jetzt plötzlich musste ich einfach... Weißt du was ich meine?"

"Ich weiß, was du meinst. Brad hat mir das Singen verboten und jetzt auf einmal fühle ich mich unabhängig und frei." Sie setzte sich auf ihre Coach.

"Niemand sollte dir etwas verbieten.", schmunzelte ich. "Er hat dich nie verdient."

"Ich werde bis heute Abend weg sein. Wenn du ein Auge auf meine Wohnung werfen könntest, wäre das nett." Enttäuscht nickte ich und sie zog sich Jacke und Schuhe an. Natürlich. Was hatte ich denn erwartet? Sie würde nicht jeden Tag mit mir verbringen. Lily hatte noch andere Sachen im Leben zu tun.

"Bis bald, Harry." Sie umarmte mich zaghaft und verschwand dann. Ein Hauch ihres Parfums blieb zurück. Ich rubbelte mir über die Arme, um die Gänsehaut zu vertreiben, die mit ihrem gehen eingetreten war.Sollte ich mich vielleicht noch ein wenig umsehen? Der Gedanke war so unverschämt, dass ich anfing nervös zu werden. Meine Fingerspitzen begannen zu kirbbeln und ich biss mit nachdenklich auf die Unterlippe. Dann wüsste ich aber mehr über sie. Wenn sie mich erwischt, wird sie mich sicher für einen Psycho halten. Dann hast du eure Freundschaft kaputt gemacht. Andererseits kann ein Blick doch nicht schaden... Während mein Verstand und meine Neugierde einen Kampf austrugen, war ich schon in einem der Räume ihrer Wohnung. Das schient ihr Ankleidezimmer zu sein. Es war sehr unordentlich hier drin. In der rechten Ecke lagen Jeans unsauber gefaltet auf einem Stuhl, in der Mitte lagen Kleider auf dem Boden und mehrere Umzugskartons standen herum. Klar, sie musste ja auch erstmal einziehen. Ich ging einen Raum weiter. Hier drin war es wesentlich ordentlicher. Das Bett war riesig. Insgesamt bestand ihr Schlafzimmer nur aus einem langen Schränkreichen, Beistelltisch und Bett. Der Boden war mit Holz ausgelegt und die Wände waren bis auf eine Wand, die rosa war, weiß. Ich sollte nun wirklich gehen. Aber meine Neugierde wuchs. In einer Schublade steckte ein Schlüssel und so hatte ich schon die Schublade aufgeschloßen. Dort lag ein in Leder gebundenes Buch. Das ist zu viel. Ich öffnete jedoch die Schleife und es fielen ein paar Bilder heraus. Darauf eine ältere Frau, die ihre sehr änlich sah. Sie umarmten sich fest; das Glück strahlte in Lilys Augen. Mir stach ein anderes Foto in die Auge. Brad und Lily. Er hatte den Arm um ihre Schultern gelegt und küsst sie auf die Wange. Lily strahlt und schließt die Augen. Eifersucht brodelte in mir und das Foto begann in meiner Hand zu zittern. 'Für immer.' stand auf der Rückseite. Hatten die beiden sich etwa wieder versöhnt?

Snowflakes |hs|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt