Sicht Jisung
Endlich war es Nacht und Hyunjin und ich hatten uns schlafen gelegt. Naja, zumindest dachte er wohl, dass ich schlafen würde und das war auch gut so.
Ich blieb allerdings die ganze Zeit wach, gar nicht erst darauf bedacht mich meiner wohl vorhandenen Müdigkeit hinzugeben.
Als ich mir sicher war, dass Hyunjin mich nicht mehr bemerken würde, stand ich leise auf und schlich mich aus seinem Zimmer. Genauso leise zog ich mir meine Schuhe an an und verließ dann leise das Haus. Meine Jacke hatte ich nicht hier, die war glaub ich immernoch bei Minho.
Gerade war irgendwie nichts los, gleichzeitig aber auch viel zu viel. Und das, was für mich fest stand war, dass ich das nicht mehr wollte.
Ich konnte nicht mehr. Es waren einfach dieser unfassbare Druck, die dauerhafte Angst, zu viele Gedanken und Gefühle und diese nervigen Verletzungen, die mich immer wieder aufs Neue trafen und mich immer mehr zerstörten.
Mit Musik in den Ohren ging ich durch die dunklen Straßen, bis ich bei mir zu Hause ankam. Eigentlich konnte ich diesen Ort ja nicht mal als mein Zuhause bezeichnen, denn dafür hasste ich ihn viel zu sehr.
Leise schloss ich die Haustür auf und ging dann in unsere siffige, kleine Wohnung. Ich war schon fast in Taeyong's Zimmer angelangt, als ich durch einen lauten Schrei zusammenzuckte.
"HAN JISUNG!"
Schnell drehte ich mich um und sah in die hasserfüllten Augen meines Dads. Mit dem hatte ich jetzt tatsächlich nicht gerechnet, ich hatte gehofft er würde schlafen.
"WO WARST DU?!", schrie er weiter und ehe ich überhaupt etwas hätte erwidern können, ging er auch schon auf mich los.
Ich versuchte mich nicht zu wehren.
Ich hatte aufgegeben. Komplett.Ab und zu wimmerte ich leise auf, brachte aber nicht mal mehr ein Schreien zu Stande. Natürlich tat es weh und das auch nicht wenig. Keine Ahnung, ich war einfach am Ende.
Als mein Dad endlich von mir abließ, lag ich nun schon etwas länger schwer atmend auf dem Boden und flehte eigentlich nur, dass er mich einfach tot schlagen würde. War aber leider nicht der Fall.
"Jetzt geh in dein Zimmer und bleib da gefälligst auch!", gab mein Vater mit wütender Stimme von sich, natürlich nicht ohne mir noch einen kräftigen Fußtritt in die Magengegend zu verpassen. Dann ging er endlich in sein Schlafzimmer und ließ mich alleine.
Ich blieb noch ein paar weitere Minuten auf dem Boden liegen, da natürlich wieder alles weh tat.
Etwas später raffte ich mich dann auf und schleppte mich in Taeyong's Zimmer. Ich brauchte nicht lange zu suchen, bis ich eine Tablettenschachtel mit Schmerzmitteln fand. Davon schluckte ich auch direkt ein paar mehr, war mir egal, ob das vielleicht etwas zu viel war.
Dann setzte ich meine Suche fort. Und tatsächlich fand ich nicht viel später eine noch nicht mal angebrochene Packung Schlaftabletten in einer der mit Chemikalien voll gestopften Schubladen.
Schnell stopfte ich diese in die Tasche meines Hoodies und verließ dann leise das Zimmer. Ich sah mich noch mehrmals um, als ich aber weder Licht, noch meinen Dad sah, schlich ich mich aus der Wohnung.
Endlich setzte die Wirkung der Tabletten ein, weshalb ich mich etwas entspannen konnte.
Ich machte mich auf den Weg zum äußeren Rand der Stadt und dort zum Flussufer, wo ich mich schon früher ab und zu aufgehalten hatte.
Ein paar Meter vom Wasser entfernt ließ ich mich nieder und ich nahm mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich hatte dort bestimmt schon ein paar Tage lang nicht mehr drauf gesehen und seitdem ich von Minho abgehauen war, eskalierten die Nachrichten komplett.
Nicht darauf bedacht auf irgendwas zu antworten, öffnete ich meine Notizen und schrieb einfach auf, was mir in den Sinn kam. Letztendlich hatten alle Personen, denen ich noch etwas mitzuteilen hatte einen Abschnitt für sich.
Traurig lächelte ich und legte meine Handy wieder weg. Dann kramte ich die Packung Tabletten aus meiner Tasche und betrachtete diese eine Weile stumm.
Es war so viel Negatives damit verbunden das jetzt zu tun, aber trotzdem sah ich keinen anderen Ausweg mehr.
Ich hatte mich und mein Leben endgültig aufgegeben.
Leise seufzend öffnete ich die Packung und nahm gleich ein paar mehr Tabletten heraus, die jetzt meine Erlösung sein würden.
Erst jetzt fiel mir auf, dass ich nicht mal mehr daran gedacht hatte, Wasser oder so mitzunehmen. Naja egal, dann musste das halt so gehen.
Immer mit etwas Abstand schaffte ich es die Tabletten zu schlucken, bis es letztendlich ungefähr zehn Stück waren.
Und selbst dabei spürte ich schon, wie der Wirkstoff in meinen Kopf drang und meine Augen schwerer werden ließ.
Nach einiger Zeit wurden meine Lider so schwer, dass ich sie einfach nicht mehr offen halten konnte und ich zur Seite wegkippte.
"Tut mir leid..", war das letzte, was ich leise hauchte, obwohl mich eh niemand hören würde.
Dann war alles taub und still.

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my fault - changlix, minsung
Fiksi PenggemarWas machst du, wenn du von der einen zur nächsten Schule wechselst, aber sich nichts ändert? Wenn es immer wieder die gleiche Art von Leute gibt, die dich mobben? Und, wenn du sogar 'alte Bekannte' wieder triffst? Genau das macht Felix schon mehrere...