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Sicht Jisung

Ich saß nun mittlerweile bestimmt schon eine halbe Stunde auf meinem Bett herum und betrachtete die Narbe.

Nebenbei dachte ich nach.

Und leider wurden meine Gedanken nicht positiver sondern gingen immer mehr ins Negative.

Ich wollte nicht mehr leben.

Das brachte nämlich eh nichts.

Klar, Minho bedeutete mir die Welt..und auch die anderen Jungs waren mir wichtig.

Wahrscheinlich würden sie es mir nicht verzeihen, wenn ich es nochmal versuchen würde.

Aber letztendlich war es doch eh egal.

Ich wollte einfach nur weg von dieser Welt.

Leise seufzte ich und stand dann langsam auf.

Etwas unsicher war ich schon, weil die Gedanken mich nicht in Ruhe ließen, was die anderen denken würden.

Aber ich musste das jetzt tun.
Ich wollte es tun.

Ich ging ins Bad und sah mich erstmal nach etwas Brauchbarem um. Es hatte ja nicht jeder einfach so Rasierklingen bei sich rumliegen.

Letztendlich fand ich dann einen Rasierer, bei dem ich nach einigen Minuten dann auch mal verstanden hatte, wie man diesen auseinander bauen musste.

Dann schaffte ich es aber doch und ging, soweit man es denn als gehen bezeichnen konnte, zurück in mein Zimmer.

Dort setzte ich mich wieder auf mein Bett und schob meinen Ärmel nach oben.

Ich hatte bewusst meinen anderen Arm ausgewählt. Denn ob es so einfach war, durch eine Narbe zu schneiden wusste ich nicht.

Deshalb wollte ich es so einfach wie möglich haben.

Die Gedanken bei der ganzen Sache waren schon irgendwie komisch.
Ich meine, ich hatte gerade tatsächlich vor mich umzubringen.

Ich hatte das zwar schon einmal versucht, aber erstens hatte ich da Minho noch nicht als Freund und zweitens hatte Hyunjin mich gefunden.

Aber jetzt würde das keiner tun.
Dieses Mal würde sterben.
Und das wollte ich gerade auch mehr als alles andere.

Relativ bestimmt setzte ich das Metall als auf mein Handgelenk und fing langsam an Druck auszuüben.

"Na, lebst du doch n- huh, was machst du da?", riss mich plötzlich eine Stimme zurück in die Realität.

Etwas überfordert drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung und sah ins Taeyong's Gesicht.

Er hatte eine Augenbraue hochgezogen und sah mich skeptisch an.

"Nichts", murmelte ich als Antwort.

"Sieht anders aus", sehr weise Worte Taeyong, wirklich.

"Und? Lass mich einfach in Ruhe", murrte ich, weil ich wirklich keine Lust auf noch ein weiteres Gespräch hatte.

"Willst du dich gerade ernsthaft umbringen?", fragte er einfach weiter.

"Was geht dich das an?"

"Nichts"

Irgendwie tat dieses Wort schon weh.

Ich hasste ihn zwar wirklich mehr als jeden anderen und er tat genau das gleiche, aber letztendlich war ich doch trotzdem sein Bruder. Aber anscheinend bedeutete ich ihm wirklich gar nichts.

"Warum fragst du dann?", versuchte ich möglichst trocken zurückzugeben.

"Willst du es oder willst du es nicht?"

"Boah wo nach sieht's denn aus hm? Natürlich will ich das. Und jetzt geh endlich", genervt verdrehte ich die Augen.

Sonst interessierte ihn doch auch nicht, was ich tat. Also war es doch jetzt auch egal.

"Ich brauch dich aber nochmal", meinte er dann streng.

Wow.

Schon heftig, dass ihn das so gar nicht juckte und er mich trotzdem nur noch für seine Zwecke wollte.

"Dein scheiß Ernst? Vergiss es!"

"Zu ner ziemlich großen Wahrscheinlichkeit stirbst du an dem Zeug. Und das ist definitiv weniger schmerzhaft, als das, was du vorhast"

"Eigentlich wollte ich das ja an einem Tier oder jemand anderem austesten, aber wenn du eh nicht mehr willst", er zuckte mit den Schultern.

Autsch.

Aber eigentlich hatte er recht.

"Wenn du mir das Zeug gibst, wie lange dauert es bis ich sterbe? Und was ist überhaupt, wenn ich doch überlebe?", fragte ich nun.

"Wie lange genau, kein Plan, deshalb muss ich ja testen. Ob du direkt nach der ersten Menge verreckst kann ich dir nicht sagen. Muss gucken, ob es richtig dosiert ist. Das muss ich dann so höchstens ne halbe Stunde beobachten. Aber bei der zweiten Menge ist es mit dir definitiv vorbei"

"Mhm okay", antwortete ich.
"Kannst du das jetzt machen?"

"Klar", meinte er und zuckte mit den Schultern.
"Komm mit"

Und damit ging er auch schon aus meinem Zimmer.

Ich sah wieder zu meinem Handgelenk, legte die Klinge dann jedoch zur Seite und stand auf.

Diese ganze Situation war schon ziemlich komisch.

Kam ja nicht so häufig vor, dass man sich das Leben nehmen will und der eigene Bruder einen nicht aufhält sondern nur einen Vorschlag macht, wie es weniger schmerzhaft funktioniert.

Hm.

Langsam folgte ich ihm also ins 'Wohnzimmer', allerdings war das nur das Zimmer, was man am ehesten als dieses bezeichnen konnte.

"Setz dich da hin", befahl Taeyong und deutete auf ein halb zerfallenes Sofa.

Ich nickte nur und tat dann stumm, was er sagte.

Zum ersten Mal, war es irgendwie anders.

Sonst wollte ich nie irgendwas gespritzt bekommen und dieses Mal ließ ich es einfach zu.

Circa zwei Minuten später kam er dann auch schon zu mir.
Er hatte drei Spritzen in seiner Hand.

Keine Ahnung, ob er die alle brauchte.

Ich war irgendwie schon ziemlich nervös, weshalb ihn unsicher ansah.

"Schiss, Kleiner? Mach dir nichts draus, es ist zwar etwas Schmerz da, aber den bist du ja sowieso gewohnt und vermissen wird dich hier auch keiner", meinte er trocken.

Ich nickte stumm und schluckte kurz, ehe ich ihm meinen Arm hinhielt.

"Mach"

Er sah mich nochmal  prüfend an.

Warum tat er das? Ich war ihm doch eh egal.

Um zu nochmal zu bestätigen, dass er jetzt anfangen konnte, nickte ich also ein weiteres Mal.

Er nahm daraufhin die erste Spritze in seine Hand und stach die Nadel quälend langsam in meine Haut.

Sorry, dass so lange nichts kam, aber ich hatte weder Ideen noch Motivation

Dafür heute ein längerer Teil hehe

Wie geht's euch so?

my fault - changlix, minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt