Ich schreckte hoch, nur um erneut von der harten Realität übermannt zu werden. Natürlich wieder ein Traum, aber warum waren sie so häufig in letzter Zeit?
Während ich versuchte, wieder einigermaßen auf mein Leben klar zu kommen, betrat Jeongin das Zimmer. Und mit ihm auch die Erinnerung an das, was heute passiert ist.
„Wo ist Hyunjin?“, fragte ich als erstes und er setzte sich neben mich.
„Er ist gegangen, es ist schon fast 18 Uhr.“Hatte ich echt so lange geschlafen?
„Tut mir nochmal Leid wegen vorhin, ich hätte echt nicht so handeln dürfen. Es tat nur so weh, ihn im echten Leben wieder gesehen zu haben, während er sein Leben wahrscheinlich perfekt ohne mich weiterführt. Ich denke jeden verdammten Tag an ihn und es tut so unglaublich weh. Und dann gucke ich ihn an und er hat wahrscheinlich schon das Kapitel mit mir längst abgeschlossen.“
Ich fiel sehr selten in so einen Redeschwall, aber es ging mir bereits ein wenig besser, nachdem ich meinem besten Freund meine Sorgen dargelegt habe.
Er legte einen Arm um mich und lächelte schief.
„Ich habe den Livestream angeguckt, von dem du gestern geredet hast“, sagte er mir und ich schaute ihn leicht verwirrt an.
„Was hat das jetzt damit zu tun?“„Es mag sein, dass Changbin das Kapitel mit dir schon abgeschlossen hat, aber ich bin mir sicher, dass er zumindest ab und zu auf dieses Kapitel zurückgreift und es sich ansieht“, erklärte er und ich dachte über seine Worte nach.
Natürlich kann er mich nicht komplett aus seinem Gehirn ausgelöscht haben, aber ob er wirklich noch an mich regelmäßig denkt?
„W-wie kommst du darauf?“
„Ich habe es in seinem Blick gesehen, als ich Yongbok gesagt habe. Irgendwas muss in seinem Gehirn Klick gemacht haben“, sagte er leicht lächelnd und ich lehnte mich an ihn an.Mein Herz schlug viel zu schnell bei dem Gedanken daran.
„Hast du dir schon überlegt, was du morgen anziehen wirst?“, fragte Jeongin und ich fiel in eine Schockstarre.
Das Fansign war schon morgen! Wie konnte ich das vergessen?
Meine Aufregung stieg Mal wieder ins unermessliche und ich schaute Jeongin panisch an.
„Ich kann das nicht! Ich kann da morgen nicht hingehen!“, sprach ich sehr hektisch und er legte seine beiden Hände auf meine Schultern, woraufhin er mir tief in die Augen schaute.
Für eine Sekunde passierte nichts, wir sahen uns nur an, und ehe ich mich versah, rüttelte er so stark an mir, dass ich dachte, eine Gehirnerschütterung zu bekommen.
„Du bist nicht so weit und so lange bis hier hin geflogen, um kurz vorher den Schwanz einzuziehen. Ich weiß, es muss verdammt schwer für dich sein, aber es ist auch schwer für mich, dich so lange traurig zu sehen, weil irgendein Arschloch dein Herz geklaut hat und damit weggeflogen ist. Ich erwarte nicht, dass du ihn zurecht weist, aber da du schon hier bist, wirst du das auch durchziehen. Und wenn ich dich bis zum Fansign schleppen muss!“
Manchmal könnte ich wirklich darüber heulen, so einen tollen Freund wie Jeongin zu haben.
Wie schafft er es nur immer wieder, mich so zu motivieren?„I-ich schaffe das!“, versuchte ich mich selber aufzumuntern. Jeongins übliches Lächeln kam zum Vorschein und er umarmte mich.
„So will ich das sehen!“„Danke Jeongin.. wofür habe ich dich eigentlich verdient?“
„Dafür sind beste Freunde doch da. Du solltest dir eher darum Gedanken machen, was du anziehen möchtest.“
„Ich weiß es nicht“, sagte ich verzweifelt und ließ mich frustriert auf das Sofa fallen.„Wie wäre es, wenn du dich so anziehst, wie du es damals gemacht hast. Vielleicht weckst du ja Erinnerungen bei ihm hoch“, schlug er vor und setzte sich neben mich.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage! Meine Freunde in Australien machen sich bis heute darüber lustig, was ich damals getragen habe. Damit sähe ich aus wie ein Kind und ich blamiere mich garantiert nicht vor einer ganzen Meute an Menschen. Und außerdem weiß ich gar nicht so recht, ob ich tatsächlich will, dass er mich erkennt. I-ich habe Angst vor seiner Reaktion.“
„Wie wäre es, wenn wir einfach Mal etwas ausprobieren. Du trägst Sachen, die du früher getragen hättest und setzt dir dafür noch einen Mundschutz auf. Wenn er dich dann erkennt, dann verspreche ich dir, dass er dich auch so sehr vermisst.“
Jeongins Worte schienen tatsächlich sehr verlockend in meinen Augen, doch ich hatte trotzdem einige Bedenken.
„Abgemacht.“
Da hat mein Mund Mal wieder schneller gehandelt, als mein Kopf.
„Super!“, freute sich Jeongin irgendwie total.
„Aber ich habe nur Anziehsachen mit, die ich auch sonst trage.“
„Vielleicht findest du ja etwas in meinem Kleiderschrank!“, sagte er hoffnungsvoll und zog mich auch schon in sein Zimmer.Wir suchten sehr lange in seinem Schrank, da dieser total unordentlich und viel zu überfüllt war. Jeongin hatte wirklich eine Shoppingsucht.
Plötzlich stach in dem ganzen Durcheinander ein sehr bunter Hoodie hervor, den ich sofort herauszog.
„Der ist perfekt!“, sagte ich und hielt den Pullover vor Jeongin. Dieser schaute ein wenig abgeneigt auf sein Kleidungsstück, welches ich nun in der Hand hielt.
„Sowas hast du damals getragen?“
„Ich habe halt Colour Clashing geliebt.“Auf dem Hoodie waren alle möglich Farben, auch welche, die man eigentlich lieber nicht zusammen sah.
„Na dann steht dein Oberteil fest und eine Hose hast du ja selber.“
„Und was jetzt?“
„Spieleabend?“, fragte er grinsend und wir gaben uns ein High-Five, denn wir teilten die riesige Leidenschaft des Videospielens.
Wir haben immer nur online miteinander gespielt, aber dieses Mal konnten wir dabei nebeneinander sitzen und ich vergaß dabei sogar, was ich morgen alles vorhabe.
Es war sicherlich bereits nach null Uhr, als wir beschlossen, jetzt schlafen zu gehen.
Während ich im Bett lag, dachte ich darüber nach, dass mir Jeongin schon mein halbes Leben geholfen hat und immer wieder mit aufbaute, wenn ich erneut Mal keine Hoffnung in allem sah.
Und was hab ich je für ihn getan?
Nichts..
Ich spürte Schuldgefühle, die sich langsam in mir anbahnten und meine Brust zog sich leicht schmerzhaft zusammen.
In dem Moment fühlte ich mich wie ein schlechter Mensch, da ich dachte, ich würde Jeongin ausnutzen. Ich hatte es nicht verdient, so einen tollen Freund zu haben.
War vielleicht auch das der Grund, wieso Changbin nichts mehr von mir wollte?
Er brauchte mich nicht in seinen Leben, das sehe ich tagtäglich.
Wo ist eigentlich mein Platz im Leben, wenn ich nur die Zeit anderer verschwende und niemand mich wirklich braucht.
„Ach verdammt..“, murmelte ich leise und wischte mir die Tränen weg.
Ich sollte echt schlafen, damit ich morgen nicht wie ein Zombie aussehe und doch wusste ich bereits, dass das mit dem Schlafen nichts wird.
Jetzt, wo es so dunkel ist und ich alleine im Gästezimmer liege, verflog mein ganzer restlicher Mut, den morgigen Tag zu überstehen und ich krallte mich ängstlich an meine Bettlaken.
Hätte ich doch nur da schon gewusst, was mich erwarten würde..
'I just want to be wanted,
I could use a little love sometimes
I just need to be needed,
Like to know I'm crossin' someone's mind
I just want to be someone that somebody needs
I just want to be more than a drop in the sea
I just want to be'~ Wanted by OneRepublic ~
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Forgotten Love | Changlix
FanfictionFelix muss es riskieren. Er muss ihn noch einmal in seinem Leben sehen. Vielleicht könnte er dann besser mit ihm abschließen, auch wenn er bis heute noch nicht weiß, wieso er aus seinem Leben trat. Doch was würde er tun, wenn er Felix sieht? Würde...