Als zum letzten Mal an diesem Tag der Schulgong ertönte, lief Kat erleichtert zu Jakes Auto, welches bereits auf sie wartete. „Hey Bruderherz.", begrüßte sie ihn betont fröhlich und ließ sich in den Beifahrersitz fallen. „Alles gut?", fragte Jake besorgt, ohne den Motor zu starten. Er las sie wie ein offenes Buch, genau wie Sam, und merkte immer sofort, wenn etwas nicht Stimmte. Nur ihre verwirrenden Gefühle für ihre Brüder schienen beide zum Glück bisher nicht mit bekommen zu haben. „Ja, Schule war nur anstrengend.", antwortete sie schnell und versuchte ihn möglichst nicht anzusehen. Doch Jake griff nach ihrem Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, sodass sie in seine dunkelgrünen Augen sehen musste und sich sofort in ihnen verlor. „Kat?", fragte er erneut und sie wusste, dass sie ihn nicht würde anlügen können.
„Ich habe Emma erzählt, dass Freitagabend ein Fehler war und Mathias hat es gehört, weshalb er und Emmas Freund Tobias sauer auf mich sind.", erklärte sie schnell und spürte wie Jake sich kurz anspannte, doch er ließ sie trotz Erklärung nicht los, stattdessen schaute er weiter in ihre blauen Augen. Es war ein so intensiver Blick, dass Kat sich anfing unwohl zu fühlen, aber gleichzeitig schaffte sie es auch nicht woanders hinzugucken.
„Ich warte.", flüsterte ihr Bruder nach einer gefühlten Ewigkeit. Kat runzelte verwundert die Stirn und fragte sich was er meinte bis seine Augen kurz zu ihren Lippen wanderten bevor sie wieder ihre Augen fanden. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß, den sie versuchte runter zu schlucken, dann beugte sie sich nach vorne und wollte ihm einen schnellen Begrüßungskuss geben, doch Jakes Hand wanderte von ihrem Kinn zu ihrem Nacken und hielt sie für einen Moment, sodass der Kuss viel länger dauerte und seine Lippen stärker gegen ihre gepresst waren. Langsam breitete sich in ein Kribbeln in ihrem Bauch aus und sie spürte wie es zwischen ihren Beinen zog.
Noch bevor sich Kat darüber klar werden konnte was genau dieser Kuss alles in ihr auslöste, entfernte sich Jake wieder von ihr und startete den Motor. Kat drehte ihren Kopf schnell weg, da sie spürte wie ihre Wangen heiß wurden.
Das war kein Kuss unter Geschwistern gewesen und ihre Gefühle für Jake waren weit von denen einer Schwester entfernt.
„Also was wollen wir zum Mittag kochen?", fragte Jake, als sie ihr Haus betraten. „Wir? Kannst du nicht was für uns machen oder einfach bestellen? Ich bin wirklich schlecht im kochen und Spaß macht es mir auch nicht.", nörgelte Kat und schaute mit großen Augen und leicht vorgeschobener Unterlippe zu ihrem Bruder hoch in der Hoffnung er würde durch ihren Hundeblick nachgeben.
Jake biss sich kurz auf die Unterlippe und schüttelte dann aber den Kopf. Diese flüchtige Geste seiner Lippen regten in Kat den Wunsch seine Unterlippe ebenfalls zwischen ihre Zähne zu nehmen und sie spürte wie ihre Wangen bei dem Gedanken wieder warm wurden. „Kommt nicht in frage du wirst schön mit helfen. Du wirst sonst noch verhungern oder fett, wenn du Mal ausziehst."
Mit diesen Worten lief Jake in die Küche, um zu prüfen was sie überhaupt zum Kochen da hatten. Seine Schwester folgte ihm nur widerwillig. „Ich bleibe einfach für den Rest meines Lebens mit euch zusammen, dann brauch ich mir darüber keine Gedanken machen." Es sollte eigentlich ein Scherz sein, doch Kat sah wie sich Jakes Augen verdunkelten, bevor er schnell wieder weg schaute. Vielleicht hatte sie sich das aber auch nur eingebildet.
„Wir machen Nudeln mit Bolognese, das geht schnell und ist einfach.", erklärte Jake, ohne auf ihre Aussage einzugehen. Kat stellte sich vor ihren Bruder und legte grinsend den Kopf leicht schief. „Ich mache die Nudeln und die Bolognese?" Wieder schüttelte er den Kopf mit diesem unwiderstehlichen Lächeln auf seinen Lippen.
„Vergiss es. Du wirst die Zwiebeln schneiden, während ich mich um das Fleisch kümmere." Er drückte ihr ein Messer und zwei Zwiebeln in die Hände und gab ihr einen Klaps auf den Po, als Zeichen, dass sie sich in Bewegung setzten sollte. Empört starrte Kat ihren Bruder an doch als sie sah, dass er sie mit seinen nun definitiv dunkel gewordenen Augen und ein einem schiefen Grinsen musterte, wandte sie sich schnell ab und versuchte sich auf die Zwiebeln zu konzentrieren.
Jake sagte nichts mehr, doch Katlin hörte das Fleisch in der Pfanne brutzeln. Plötzlich ertönte seine heisere Stimme nah an ihrem Ohr: „Hat unser Vater dir nicht bei gebracht wie man richtig Zwiebeln schneidet?"
Kat hätte sich vor Schreck fast in den Finger geschnitten, doch Jake legte behutsam seine Hände auf ihre. Sie spürte seine Wärme an ihren Rücken und hätte am liebsten die Augen geschlossen und sich nach hinten an seine Brust gelehnt. „Du musst die Finger leicht krümmen und das Messer dann in einer flüssigen Bewegung hoch und runter führen.", erklärte Jake mit ruhiger Stimme immer noch an ihrem Ohr, während er ihre Hände führte. Sein vertrauter Duft umnebelte sie und Kat spürte wie ihr Verstand bei seiner Nähe kapitulierte.
Schlug sein Herz genauso schnell wie ihres? Spürte er auch nur ansatzweise das gleiche wie sie? Kat war sich sicher die Antwort zu wissen, auch ohne ihn zu fragen. In seinen Augen war sie nur seine kleine Schwester und selbst wenn er in ihr mehr, also eine richtige Frau sehen würde, dann würde er trotzdem nicht das gleiche empfinden. Sie hatte die Frauen gesehen, mit denen er normalerweise seine Nächte verbrachte und wusste, dass sie da nicht mithalten konnte. Der Gedanke versetzte ihr einen kleinen Stich in die Brust.
„Hast du es verstanden, oder soll ich dir helfen auch die andere Zwiebel zu schneiden?", riss seine Stimme Kat aus ihren Gedanken. Sie wollte ihm sagen, dass er weiter machen sollte, aber sie traute sich nicht, deshalb antwortete sie: "Ich schaffe den Rest allein." und Jake entfernte sich wieder von ihr. Schmerzhaft spürte sie den Verlust seiner Nähe und ihr wurde weiter bewusst wie sehr ihre Gefühle zu ihm immer mehr wurden als nur Geschwisterliebe.
Schweigend kochten sie weiter bis alles im Topf war. Jake rührte die Soße und nahm dann einen Löffel zur Hand. „Hier probier mal, aber verbrenn dich nicht." Er hielt Kat den Löffel entgegen und nach ein paar Mal pusten nahm sie ihn in den Mund. Dabei lief ein wenig Soße ihr Kinn herunter. Grinsend wischte Jake mit seinem Daumen die Soße weg und leckte sie dann ab, wobei er genüsslich stöhnte.
Katlin wurde rot und schaute schnell zu Boden. „Ich hätte nicht gedacht, dass du bei so einem Geräusch schon rot wirst.", lachte er und hob ihr Kinn an, damit sie ihn ansah. Seine Augen waren gefühlt noch dunkler als vorhin, falls das überhaupt möglich war und sein Blick wurde plötzlich ernster. Jakes Blick wanderte runter zu ihren Lippen, bevor er ihr direkt in die Augen schaute so als würde er sie nach Erlaubnis fragen. Doch Katlin war sich nicht sicher was genau er wollte, oder was er erwartete wie sie reagieren sollte. Langsam kam sein Gesicht näher und Kat konnte bereits seinen warmen Atem auf ihren Lippen spüren, als plötzlich die Haustür aufflog.
„Hey!", rief Sam und stellte sein Tasche ab. Kat und Jake fuhren schnell auseinander und drehten sich voneinander weg. „Habt ihr etwa gekocht? Es riecht himmlisch.", redete Sam weiter während er auf die Kücheninsel zulief.
„Alles gut?", fragte er nun, da keiner seiner Geschwister ihm antwortete. „Alles bestens.", erwiderte Kat betont fröhlich und gab ihm einen schnellen Begrüßungskuss. „Du kommst genau richtig zum Essen." Ihr Bruder schien ihr nicht ganz zu glauben, aber ließ es dabei und half ihr den Tisch zu decken.
Hallo ihr Lieben! Ausnahmsweise gibt es bereits heute schon ein neues Kapitel und nicht erst am Mittwoch, da ich in letzter Zeit so viel geschrieben habe und die Reaktionen kaum erwarten kann. Das nächste erscheint natürlich trotzdem am Mittwoch.
Für alle die Karneval feiern noch ein fröhliches Helau! ;*
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Liebe zu dritt
RandomIhr Bruder saß auf seinem Bett und schaute sie wartend an, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen über die Schwelle zu gehen und blieb deshalb in der offenen Tür stehen. Seine dunklen Augen durchbohrten Kat fast und dennoch konnte sie den Blick...