hey boys, i'm gr... eleanor!

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Die Apartments der Jungs lagen genau den Stock unter uns. Eigentlich den beiden Stöcken unter uns, wenn man erdenkt, dass Eleanor beziehungsweise Gemma, alleine beziehungsweise zu zweit eine Wohnung hier hatten. Meine Hände waren total verschwitzt und hielten sich am Riemen der Handtasche fest. Überall prickelte es und mein Herz pochte wie verrückt. Nicht vor Liebe. Vor Aufregung. Ich schwöre, noch nie in meinem ganzen Leben so aufgeregt gewesen zu sein. Denn ich wusste ja nicht: Wie würden sie auf mich reagieren? Wie waren sie? Würde ich mich blamieren? Würden sie bemerken, dass ich eine Lügnerin war? Lügnerin...

"Hey, alles okay", flüsterte mir Gemma aufmunternd zu und löste meine Hände von der Tasche. "Entspann dich." Entspannen war gut gesagt. Immerhin hatte ich mir neulich noch alles so locker und einfach vorgestellt... Ach ja, ich wollte ja noch etwas wissen, bevor ich ihr diese Frage vor One Direction stellen würde. "Wie bist du nochmal mit denen verbunden?", fragte ich mit bebender Stimme. "Hey, alles wird gut. Solang du ruhig bist, werden sie keinen Verdacht schöpfen. Ich bin Harrys Schwester." "Äh...Harry. Ja....", murmelte ich, keine Ahnung wer das war. "Sag ja nicht du hast das schon wieder vergessen?!", fragte mich Gemma kichernd und ich lief etwas rot an. "Er ist in One Direction. Der mit den dunklen Locken. Müsstest du dir eigentlich merken können. Naja, solang du weißt wer Louis ist", lachte sie und ich stimmte mit ein. Sie konnte mich echt schnell auf andere Gedanken bringen und ich bemerkte zunächst gar nicht, wie sie sich unauffällig zur Klingel tastete und dann darauf drückte."Ausgetrickst", schmunzelte sie und streckte die Zunge heraus.

Ich hatte keine zeit, weder um zu protestieren, noch um mich aufzuregen, denn im nächsten Moment ging die Tür auf und ich setzte sofort ein künstliches Lächeln auf. Ich hoffte, man merkt mir nicht an, dass es gezwungen war. "Gemma! Eleanor!", hörte ich die Jungs, die sich um den Türrahmen quengelten im selbem Moment rufen. Wieder verschwand ein Bruchteil meiner Nervösität. "Können wir rein kommen?", fragte Gemma und neigte den Kopf leicht zur Seite, sodass ihr die Haare ihres Seitenscheitels ins Gesicht fielen. "Sicher", antwortete ihr Bruder..... Harry und ließ uns durch.

Als wir den Wohnbereich betraten, staunte ich nicht schlecht. Die Wohnaufteilung war viel großzügiger und die Möbel hochwertiger, als in Gemmas und meinem Zimmer. Naja, wir würden so und so bald abreisen, nach.... Verflixt. Das musste ich auch noch rausfinden.

Das erste was mir ins Auge stach, waren die beiden gegenüberliegenden Couchen, in Beige mit einem schwarzen Akzent an den Nähten. Drei der Jungs quetschten sich auf die eine Seite, zwei auf die andere. "Und wir?!", fragte Gemma und spielte ein geschocktes Drama auf. Niemand antwortete. "Typisch", zischte sie, wirkte aber gar nicht wütend, eher etwas belustigt und daher holten wir uns die beiden Stühle, die beim Esstisch standen und gesellten und zu den Jungs. Zu der berühmten, dennoch mir so fremden Boygroup, die glaubte, Eleanor vor sich zu haben. Eigentlich hatte ich vorgehabt, ihnen bei den Gesprächen zuzuhören, um noch möglichst viel herausfinden zu können. Denn mein bisheriger Wissensstand war etwa 0,1 Prozent. Ich wusste all ihre Geburtsdaten, Namen (mehr oder weniger), wie One Direction entstanden ist und... Dass gestern 1DDay war. Und laut Gemmas aussage war das ein siebenstündiger Fernsehmarathon im Livestream gewesen, in der alle möglichen Weltrekordversuche, Fans aus anderen Ländern und vieles andere gezeigt wurde. Und von Eleanor wusste ich das Alter, die Größe, das Gewicht und.... Dass sie mit Louis zusammen war. Und dass ich sie im Moment ersetzte, da sie wie vom Erdboden verschluckt war. Aber natürlich blieb ich nicht verschont, ich bekam ja gleich als erste eine Frage gestellt.

Sie war von Louis. "El, warum warst du weg?" Ich bemerkte, wie bedrückt er von der ganzen Sache war. Zuerst reagierte ich gar nicht, bis mir Gemma gegen's Schienbein schlug und ich fast aufschrie. El , dachte ich mir nur. Wie schwer wollten sie es mir denn noch machen?!

"Alles.... In Ordnung?", hörte ich die besorgte Frage von.... Liam, der mich ein wenig verstört anblickte. "Jaja, schon okay. Ich hab.... Hab die Nächte durch-ge-fei-ert", erzählte ich mit ein wenig erhöhter Stimme und das letzte Wort auch noch im Stotter-Modus.Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Gemma ihre Lippen zusammenpresste und den Kopf in beiden Händen vergrub. Sie schien die ganze Hoffnung schon aufgegeben zu haben, doch das spornte mich noch mehr an. Ich sah jeden einzelnen der Jungs an. "Sonst noch Fragen?", erkundigte ich mich und versuchte eine feste Stimme zu haben. "Nein, aber ich hätte da eine an dich", sagte... Niall. "Und das wäre?"

Meine Nervosität war schon zum Großteil abgebaut, dennoch war mir diese Sache nicht ganz geheuer. "Hast du uns gestern gesehen?" Damit wäre wohl der 1DDay gemeint. Sollte ich die Wahrheit sagen? Wartet mal, diese ganze Angelegenheit war nur eine Lüge. "Ähm, natürlich", erwiderte ich.

"Echt?", hakte diesmal auch Zayn nach, der mich mit einem undurchdringlichen Blick anstarrte. "Nein", gab ich leise zu. "Warum nicht?!", fragte Louis aufgeschmissen. "Du wolltest sogar live dabei sein! Seit wann ist dir das Feiern wichtiger als ich?!" Geschockt klammerte ich mich an der Sessellehne fest. "Ist es doch nicht!" Doch ich klang nicht überzeugend. Das war immer so, wenn ich log. Game over .

"Können wir einen Augenblick unter vier Augen sprechen?", flüsterte mir Gemma ins Ohr. Ich nickte. "Sind gleich wieder da", verabschiedete sie sich und schlossen uns ins Badezimmer ein, wo sich Gemma gegen die Wand lehnte und sie zum Boden entlang rutschte. "Es war falsch", flüsterte sie. "Was?" "Das hier....alles", schluchzte sie und ich bemerkte dass sie weinte. "Ich gebe mein bestes", versprach ich ihr. "Na toll. Du hast das ja bereits mir deiner tollen Antwort auf die Frage vom 1DDay geschafft." "Zayn hat's gemerkt." "Nein, das ist sein Trick. Er wusste es nicht besser als die anderen. Die wahre El hätte das gewusst!" "Ich weiß, ich weiß...", murmelte ich. "Du musst beichten", wisperte mir Gemma leise zu. "Beichten?!" "Ja, sag ihnen die Wahrheit. Und sag ihnen, dass das alles meine Idee war und du gar nichts dafür kannst." "Aber..." "Tu's einfach!" "Jaja....", murmelte ich und drehte leise das Schloß um. Mit zitternden Fingern drückte ich die Klinke hinunter. Gemma blieb im Badezimmer sitzen und heulte sich aus. Mal wieder hatte ich versagt und mal wieder war ich aufgeregt. In negativer Weise. Mit jedem Schritt, mit dem ich mich den Jungs näherte, wurde mein Herzschlag um einen Takt schneller.

Ich weiß, du magst One Direction nicht, aber sie sind gerade in der besten Phase ihres Lebens. Die Polizei geht von Entführung aus! Und ewig könnte ich es ihnen nicht vorenthalten. Das würde sie dann alle aus der Sache bringen, vor allem Louis. Sie würden auf ihre Karriere verzichten, das schwöre ich dir! Und das will ich nicht ... du musst Eleanor sein! Kaum zu glauben, dass diese Worte noch von gestern stammten. Sie wollte, dass ich Eleanor sein sollte... Sollte ich den Jungs wirklich nochmal das Herz brechen, indem ich mit der Wahrheit herausrückte? Sollten sich all die Sachen erfüllen, die Gemma neulich noch befürchtet hatte? Sollte ich das tun, was Gemma sagte?'Immerhin war sie die Schwester von einem der Jungs... Und sag ihnen, dass das alles meine Idee war und du gar nichts dafür kannst..Tu's einfach! schossen mir Gemmas halb weinenden halb schreibenden Worte durch den Kopf, als ich vor ihnen stand, den Kopf zu Boden gesenkt, die Finger umspielten nervös das iPhone in der Handtasche, das ich vielleicht bald wieder abgeben würde.

Und das was jetzt folgte, hatte mein reines Bauchgefühl entschieden . Ganz spontan. Keine Ahnung, ob es richtig oder falsch war.


Doubles | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt