(un)expected

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Perrie und ich hatten noch bis spät in die Nacht gequatscht und allmählich kam es auch mir so vor, als würde ich schon seit Kindertagen mit ihr befreundet sein. Sie war so ein offener, ehrlicher, wunderbarer Mensch, damit hätte ich bei unserem ersten Aufeinandertrffen ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich hätte vermutet, sie sei rebellisch und dickköpfig, ich meine, man bemerke ihren rockigen Stil. Aber man täuschte sich oft. Im positiven Sinne.

"Morgen reisen wir ab", wechselte Perrie in diesem Moment das Thema. Wir hatten die ganze zeit volle Kanne über Eleanor abgelästert, ja, obwohl Perrie und Eleanor beste Freundinnen waren. Aber wir Mädchen ließen ja keine Sekunde aus, in der wir über andere herziehen konnten :)
Wir saßen auf der Couch und hatten ein kleines Licht angeknipst. Es musste bestimmt schon beinahe Mitternacht sein. Normalerweise blieb ich nie so lange wach. Aber Perrie machte mich zu einem vollkommen anderen Menschen, was aber auch positive Fassetten beinhaltete. Gab es da überhaupt etwas Negatives?

"Ich weiß, ich freu mich schon total", schwärmte ich. "Du weißt doch, dass du nicht dabei sein wirst?" Ich seufzte. Seit meiner Umwandlung hatte ich schon total vergessen, dass ich trotz meines gewöhnlichen Aussehens nicht mit dabei sein könnte. Ach ja, ich hatte Perrie versprochen, wieder El zu spielen, okay, schon klar. "Mhmm.....leider...." murmelte ich, "Aber vielleicht kommt El ja erst nach der Hochzeit, sie hat gesagt das wäre auch möglich. Dann würde ich alles sehen!" Schon allein Perries Gesichtsausdruck ließ alle meine Hoffnungen sterben. "Glaub mir, das wird sie nicht. Sie liebt es, jemanden alles schön zu reden und es nicht einzuhalten", beschwerte sich Perrie etwas verbittert, als würde diese Macke von Eleanor sie ziemlich stören. Konnte ich mir aber eigentlich nicht so schwer vorstellen.

"Mal sehen", motivierte ich ein bisschen und gähnte dann ausgiebig. "Müde?" Ich nickte, "Wo soll ich denn schlafen?" Perrie blickte sich rasch um. "Mir egal, wenn du im Bett schlafen möchtest, wäre das okay. Auf der Couch kann ich genauso gut träumen. Außerdem bist du ein paar Zentimeter größer als ich." Ich wollte mich gerade bedanken, als mein Blick auf Perries leichte Wölbung am Bauch fiel. Und das Sofa war jetzt auch nicht unbedingt groß....

"Nein, du brauchst den Platz eher als ich." Eigentlich erwartete ich mir jetzt dreimal den Satz Nein, du bist der Gast und dass sie dann ganz plötzlich doch nachgab. Solche Dinge hasste ich aber. Ich hoffe, auch in diesem Gebiet wären wir einer Meinung.
"Danke, Grace. Hab dich lieb." Als ich dieses Zitat vernahm, atmete ich erleichtert auf. Mensch, war dieses Mädchen perfekt! Dann wünschten wir uns noch eine gute Nacht und im nächsten Moment war ich auch schon eingeschlafen.

"Grace, aufstehen!" Verstörend blinzelte ich mehrmals und blickte direkt ins Gesicht von Perrie, die sich über mich gebeugt hatte. "Stress?", hakte ich grinsend nach. "Du musst dich auch noch in El verwandeln vergessen?", gab Perrie mit demselben Grinser zurück und ich streckte mich ausgiebig, ehe ich mich zum Esstisch bewegte, wo ich gestern Perücke und iPhone abgelegt hatte. Ich wollte sie mir gerade aufsetzen, als mir Perrie etwas ins Ohr flüsterte: "Wie wärs mit umziehen?"

Peinlich berührt blickte ich auf mich herab. Gestern hatte ich mir nicht mal mehr die mühe gemacht, meinen Pyjama anzuziehen. Das war ja mal peinlich. "Danke", flüsterte ich zurück und riss brutal am Zipper der Tasche, in welcher ich dann ein ziemliches Chaos stiftete.
Am späten Nachmittag würde der Flug gehen, das hieß wir würden um Mittagszeit zum Flughafen gehen und später noch ordentlich frühstücken, denn die Snacks, die man von der Stewardess bekam, waren jetzt ja auch nicht das wahre. Und weil wir dann gleich frühstücken gehen wollten, hatte ich nicht mehr regelrecht viel zeit, um mich aufzubrezeln.

Schnell trug ich mir noch eine Schicht Lipgloss auf, dann gesellte ich mich zu Perrie, da am Küchentisch saß und auf ihrem Handy herumtippte. Zeitgleich fischte ich mir auch mein iPhone und checkte die Nachrichten. Oha. 3472 davon waren allein auf whatsapp. Wie lange hatte ich Eleanors Privatsphäre nicht mehr durchstöbert? Allerdings hatte ich auch keine Lust, diese ganzen Beiträge zu lesen, ebenso jemanden, den ich zu null Prozent kannte, zu antworten. "Wann gehen wir frühstücken?", erkundigte ich mich schließlich und legte mein mobilgerät beiseite,

Perrie ahmte es mir nach. "Ich denke, den Jungs wird's nichts ausmachen, wenn mir mal allein losziehen." Ich nickte und augenblicklich knurrte mein Magen unüberhörbar. Wie peinlich sollte der Tag denn noch verlaufen? "Mhmmmmmmmm... Kannst du das riechen?", umschrieb ich den verlockenden Duft von Limo und Gebäck, Marmelade und Donuts, als ich die Tür aufdrückte. "Nein." "Haha, echt lustig." "Nein wirklich, El. Es ist so. Ich bin ohne Geruchssinn geboren", wiederholte Perrie etwas traurig.

Sie nannte mich El??? Hatte sie etwa schon vergessen, dass... Ach ja, ... Natürlich, immerhin waren hier fast alle Stühle von Menschen mit immer gespitzten Ohren besetzt. Ich würde mich momentan am liebsten Ohrfeigen, dass ich mir solch logischen Fragen selbst stellte.
Aber sie konnte nicht riechen? Ich stellte mir das total schlimm vor, irgendwie war das gar nicht möglich . "Ist schon okay, für mich ist das ganz normal. Ich habe nie gewusst, wie es ist, etwas riechen zu können und werde es auch nie. Aber wie gesagt, für mich nichts besonderes." Ich nickte kurz und bewunderte Perrie abermals für ihr selbstbewusstes auftreten.

Schließlich stellten wir uns in der Schlange an und ich ließ meinen Blick über die Köstlichkeiten schweifen. Alles sah so lecker aus! Dennoch entschied ich mich 'nur' für einen schokodonut, eine Semmel mit Marmelade und einen Kakao. Perrie hingegen trug auf ihrem Tablett überwiegend Joghurts. Drei an der Zahl. Und einen kleinen Muffin, natürlich mit Limo.
Wir setzten uns und begannen sofort, alles zu verdrücken. ich zumindest, denn als ich zu Perrie aufsah, zerkrümelte die ihren Muffin gerade in unzählige kleine Teile. "Was wird denn das, wenn du fertig bist?", fragte ich sie lachend, da sie mich eher an ein Kindergartenkind als an einen Weltstar erinnerte. "Zeit, dass du was über mich lernst! Ich kann nichts größeres als ein Reiskorn schlucken", entgegnete Perrie vollkommen in ihre Arbeit vertieft und meine Augen weiteten sich sofort. "Nein oder?" Sie hatte keinen Geruchssinn und jetzt auch noch das? Sie tat mir irgendwie leid. "Meine Speiseröhre ist ziemlich eng." Sie scheint perfekt, aber in Wahrheit war es eher umgekehrt. Aber natürlich führte sie abgesehen davon ein wunderbares Leben, für das man sie nur beneiden konnte.

In diesem Moment ging die Tür auf und als dann auch noch eiliges Geflüster zu hören war, wurde in Perrie und mir schließlich die Neugier geweckt und wir richteten unsere köpfe Richtung Tür. "Ach die sind's nur", winkte sie dann lächelnd ab, als wir unsere fünf Chaoten erblickten, die sich auch dann noch in unsere Richtung bewegten. Ich kreuzte hinter meinem Rücken die Finger, dass sie mir vergaben. Louis hatte das schon oder? Und Niall hatte keinen Grund zu verzeihen. Wohl eher hatte er einen Grund, sich zu entschuldigen, mir die ganze Sache überlassen zu haben! Dennoch äußerte ich mich nicht zu diesem Thema sondern begrüßte allesamt nur mit einem "HI", als sie an uns vorbeikamen, um sich einzureihen.

Eine direkte Begrüßung bekam ich zwar nicht zurück, nur ein Winken, im Gegenteil zu Perrie. Mit der verstanden sie sich zum Glück wieder hervorragend und Zayn kam sogar zu ihr hinüber und drückte ihr einen Morgenkuss auf die Lippen. Echt süß!

"So, wir brechen dann auf", stellten wir alle sieben fest, als wir uns vor dem Gebäude in einem Kreis versammelt hatten. "Soll ich wirklich noch mit zur Hochzeit? Sollte ich nicht lieber bei der Ankunft direkt zu meiner Schwester fahren?", fragte ich dann verlegen und Perrie äußerte sich noch in derselben Sekunde zu ihrer Meinung: "Du wirst kommen. Ich möchte, dass du an diesem besonderen Tag dabei ist, auch wenn nur bei den Vorbereitungen. DU bist mir in den letzten Tagen immer zur Seite gestanden, du warst die jenige, die an Eleanors Stelle meine Schwangerschaft erfahren hatte. Als erste Person überhaupt. Du bist das Mädchen, dass sich verdient hat, mich noch im hochzeitskleid zu sehen. Immerhin habe ich dir zu verdanken, dass Zayn mich nicht verlassen hat. Und außerdem bist es DU, die heute mit mir und ein paar anderen den Junggesellinnenabschied feiern wird!" Junggesellinnenabschied? Oh mein Gott, ist das.... Geil!


Doubles | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt