Ich legte auf. Mein Magen drehte sich zweimal um. Mit zitternden Händen liess ich das iPhone auf die Couch fallen. Ich musste die Nachricht, die mir Gemma gerade überbracht hatte, verdauen. Wie sollte ich es Louis erklären? Es ihm direkt ins Gesicht sagen oder doch lieber eine SMS schicken? Oder würde ich es ihm über Gemma ausrichten lassen? Meine tausend Fragen schwirrten hin und her und machten mir komplett zu schaffen. Der ganze Tag hatte mich schon fix und fertig gemacht, aber jetzt auch noch das. Ich wollte nur schlafen. Ich wollte aber auch endlich alles rauslassen, alles aussprechen, was mein Herz bedrückte.
Noch vor zehn Sekunden hatten Gemma und ich zusammen telefoniert... Und mir hatte Gemma genau dieses gesagt: "Gut, dass du anrufst, Grace. Vor fünf Minuten hat mich die Polizei über den Fall Eleanor Calder informiert. Das Verschwinden war ein Missverständnis. Sie ist in Kalifornien, bei ein paar Freundinnen, so wie jedes Jahr im Sommer - und weil sie dort schon ihre eigenen Sachen eingelagert hat, hatte sie die Sachen einfach im Hotel liegen lassen. Handy, Klamotten, Zahnputzzeug - laut Eleanors aussage war das alles bei ihrem Urlaubsort vorhanden und hätte sich gedacht, dass die Jungs ihre Sachen mitnehmen würden. Und als die Polizei sie angerufen hat, war sie zunächst ziemlich ängstlich, dachte irgendetwas Schreckliches wäre passiert. Dass es sich dabei nur um ein Missverständnis hielt, hat sie nicht geahnt. Und dann hat sie gelacht. Frag mich nicht, wie die Polizei sie gefunden hat, mir allerdings kommt die ganze Sache ein wenig komisch vor. Ach ja, Eleanor ist gerade auf dem besten Weg zu dir, nach korfu, um Louis zu besuchen und herauszufinden, wie One Direction nur auf ihren Amerika-Aufenthalt nur vergessen konnten." Und für mich bedeutete das, dass ich jetzt mein Geheimnis tatsächlich lüften musste. Eleanor würde in drei Stunden hier sein. Jetzt musste ich es Louis sagen. Ich wünschte, er würde mir verzeihen, für diese drei Tage, die ich echt im vollen Zügen genossen hatte. Doch für ihn wäre ich nur eine Betrügerin. Betrügerin ...
Langsam ich auf Louis zu, der mit der gequält von seinen Kopfschmerzen, am Stuhl saß. Als ich mich ihm näherte, musterte er mich zögernd . Ich sah ja nicht gerade entspannt aus, indem sich meine Hände mit den kleinen Steinchen an der Naht des Shirts spielten und ich am ganzen Körper bibberte. Ich vergaß die Notizen und alle anderen Vorbereitungen, die ich geplant hatte. Für morgen Abend. Oder sonst wann. Aber doch nicht jetzt! Dann setzte ich mich ihm gegenüber und sah ihm direkt in die Augen, in denen sich Wut aber auch Zutraulichkeit widerspiegelten. Wut auf Perrie. Zutraulichkeit gegen über m... Eleanor. Bald würde dort nur noch Wut zu finden sein. Und hass. Die beiden Emotionen, die zur Feindschaft führten, wie Vertrauen und Zuneigung zur Freundschaft.
"Ich muss dir was beichten", hob ich murmelnd an und richtete den Blick auf meine Nägel. "Was denn?", hörte ich die besorgte Stimme von Louis. "Ich weiß nicht, ob du mir verzeihen kannst. Ich bitte dich aber darum, ansonsten werde ich morgen sofort abreißen", fuhr ich fort. "Komm zum Punkt." Ich schluckte. Selbst hasste ich es ja auch, auf die Folter gespannt zu werden und an seiner Stelle würde es mir nicht anders ergehen. Aber jetzt, selbst diesen Punkt erreicht zu haben, mit der Wahrheit auszupacken und nie wieder Vertrauen von dieser Person zu ernten, machte das zu einer großen Überwindung.
"Versprich mir, dass du mir vergibst", flüsterte ich und hielt meine tränen krampfhaft zurück. "Ich verspreche es." "Okay", zögerte ich den Moment hinaus und wusste, dass ich es mir umso schwerer machte, indem ich noch viel laberte, bevor ich mit dem Geheimnis fortfuhr. Sein Versprechen bringt mir so und so nichts. Er würde mir nie verzeihen. Egal, wie oft er es jetzt noch behauptete ...
"Ich bin.." Ich führte meine rechte Hand zum Scheitel der Perücke. "Du bist also wirklich schwanger?!", fragte Louis fassungslos mit geweiteten Augen. "Nein, Quatsch", stellte ich klar "Es ist etwas.....Viel schlimmeres....", fügte ich mit einer von Trauer geprägten Stimme hinzu. Und diesmal begriff auch Louis, wie ernst die Situation war. Und noch ehe er etwas erwidern konnte sagte ich mit gekränkter Stimme: "Ich bin Grace."
Im selben Moment krallten sich meine Finger in den Haaren fest, rissen stark daran, sodass sich die Perücke vollkommen löste. Dann packte ich den ganzen Büschel mit beiden Händen und zog ihn herab. Blonde Haarspitzen sprießten hervor, dann löste ich auch noch meinen Dutt auf und die blonden Haare quollen mir knapp über die Schultern. Zuerst versuchte ich stark zu bleiben, doch dann heulte ich trotzdem.
"Eleanor?", hörte ich die unsichere Stimme von Louis mir gegenüber, "Was hat das zu bedeuten?" "Ich bin nicht Eleanor. War nie Eleanor. Und werde es auch nie sein", erklärte ich es ihm kurz und knapp und rechnete damit, eine geschmiert zu bekommen und einem verhör unterstellt zu werden. "Wie meinst du das? Du bist nicht Eleanor?!" Er schien es immer noch nicht richtig geschnallt zu haben. "Ich bin Grace, ein normales Mädchen, das bei einem Konzert auf Gemma getroffen hat. Wir haben Nummern getauscht und am nächsten Tag hat sie mich kontaktiert und erzählt, dass Eleanor verschwunden sei und ich sie für einen begrenzten Zeitraum ersetzen sollte. Und dann hab ich's eben... Gemacht." Meine Stimme klang dabei sehr heiser, trotzdem war ich mir davon überzeugt, dass Louis erst mal ruhig bleiben würde. Mal wieder falsch gedacht.
Im nächsten Moment schlug er mit beiden Handflächen auf die Tischplatte auf und schrie mich an. Ja er schrie... Meine Welt ging soeben unter."WIE LANGE GEHT DAS SCHON SO?!" Ohne aufzublicken antwortete ich "Seit dem 1DDay." "UND WO IST ELEANOR?!" Ich erzählte ihm von dem Telefonat, das ich gerade mit Gemma geführt hatte und hörte, wie die Tür plötzlich aufschlug. Im ersten Moment erwartete ich die geschockte Eleanor Calder, doch es war nur Perrie. Sie starrte mich unverwandt an. Ich starrte sie unverwandt an. Als hätten wir uns nie gekannt. "Warum schreist du so? Man hört dich bis zu uns rüber...", fragte sie unsicher. Wahrscheinlich vermutete sie, ach nur angebrüllt zu werden. "Und wer ist das?" Bei dieser Frage zuckte ich kurz zusammen. "Ich bin... Grace." "Und was machst du hier und wo ist Eleanor?" "Perrie, erstens will ich nix mehr mit dir zu tun haben und zweitens, geh einfach!", fuhr Louis sie an. Was war bloß in ihn gefahren? Dass die Situation so eskalieren würde, hätte ich mir nie erwartet. Und im nächsten Moment war Perrie genauso schnell verschwunden, wie sie auch gekommen war.
"SO JETZT ERZÄHL MIR ALLES NOCH MAL VON VORNE!" Mit zerrissenem Herzen wiederholte ich die ganze Gesichte. Vom Konzert bis hin zum Telefonat. Vom ersten Treffen bis hin zum jetzigen Moment. "Beinahe hätte ich alles schon am ersten Tag abgebrochen. Ich dachte es wäre richtiger, zu warten, bis Eleanor kommt", vollendete ich meine "Geschichte".
Louis hatte sich wieder einigermaßen beruhigt, als er erfuhr, dass ich es alles doch nur gut gemeint hätte und es Eleanor gut ging und bald wieder bei ihm sein würde.
"Bitte lass mich noch eine Nacht hier schlafen", flehte ich ihn an, "morgen bin ich weg. Für immer versprochen." "Ich weiß nicht." "Vergiss nicht, dass ich die letzten drei/ vier Tage auch immer an deiner Seite war", Konterte ich. "Okay", erwiderte mir der heruntergekommene Louis. Dankend sah ich ihn an und fragte mich, ob er sich selbst wohl vorwürfe machte, nicht erkannt zu haben, nur einen Fake vor sich stehen zu haben?Verzweifelt ließ ich mich auf die Couch fallen. Dass an einem Tag so viel passieren konnte. So viel, das dein Leben veränderte. Ruinierte ? Louis saß immer noch auf seinem Stuhl und betrachtete mich die ganze zeit. Ich erwiderte seinen Blick nicht. So schnell sich eine gute Bindung aufgebaut hatte, hatte sie sich schon wieder ins frustriert entpuppt.
Den ganzen Abend erwartete ich Nebels, dass Eleanor jeden Moment kommen würde und mich zusammenstauchen würde, ich wollte ihr angeblich Louis ausspannen. Doch sie kam nicht. Selbst zwei Stunden später als erwartet Gabs noch kein Anzeichen von ihr. Schließlich schlief ich ein. Mit einem Angstgefühl. Mit Nervosität. Mit dem Gedanken, alles falsch gemacht zu haben. Und je länger ich überlegte, desto seltsamer kam mir Gemmas Aussage vor. Aber sie würde mich nie belügen. Wir waren doch Freundinnen. Naja zumindest gewesen. Aber vorher mochten wir uns auch schon ... Als sich meine inneren Stimmen gerade darüber stritten, wie es mit der Freundschaft weiter gehen würde, versank ich in meinen Traum.
Und ich träumte von der Vision, die mir schon am morgen begegnet war. Gemma gegen mich. Ich gegen den Rest der Welt.
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Doubles | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧
FanfictionIch bewegte meine Hand Richtung Kopf und fügte sie an die Stelle, wo sich die Haare in drei Gebiete teilten. "Ich...", hob ich flüsternd an und bemühte mich, nicht vor tiefer Enttäuschung wegzulaufen. Ich wollte das ja alles gar nicht. Ich hatte...