two people - two lies

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"Sie hat was getan?!" Louis ballte seine Hand zu einer Faust, als ich wieder bei den anderen angekommen war. Perrie stand noch immer am Strand, geschockt von der Tat, die sie soeben begangen hatte. Was war bloß mit ihr los? Ich kannte One Direction schon seit vier Tagen, Perrie seit drei, auch wenn ich mich mit ihr auf der selben Wellenlinie befunden hatte. Und dann war eben dieser eine Vorfall passiert. Und seit dem ging alles drunter und drüber. Ich merkte ja, wie leid es ihr tat, aber wieso schlug sie mich dann? Weshalb schlug sie Eleanor ? Sie hatte doch genau gewusst, was alle über sie dachten. Ich musste mir ihr sprechen. Schleunigst. Auch wenn sie immer wieder ausrasten könnte, ich hatte einfach zu viele Fragen an sie.

Zayn neben mir schüttelte nur den Kopf. "Ich weiß nicht mehr, was ich so recht von ihr halten soll." "Ich red mal mit ihr okey?", schlug ich vor und wechselte die hoffnungsvollsten Blicke zwischen Zayn und Louis. Die anderen waren schon gegangen, weil sie das Thema nur noch genervt hatte, es wurde kaum noch über etwas anderes gesprochen.

"Nein wirst du nicht", sagte Louis und starrte mich verständnislos an. Dabei konnte ich dir eigentlich egal sein. Eigentlich konnte ich dir jetzt sogar sagen, was Eleanor von eurer Beziehung hält. "Louis, ich bin erwachsen okay?!" "Ja und du weißt trotzdem nicht, was in ihr vorgeht! Sie kann immer wieder ausrasten. Das willst du doch nicht oder?!" Ich zuckte nur mit den Schultern und schielte zu Zayn hinüber, der sich mit hängenden Kopf auf den Boden gesetzt hatte. "Alles in Ordnung?", fragte ich ihn und hockte mich daneben. "Was ist schon in Ordnung..." Ich seufzte, als mir einfiel dass das ja eigentlich die Hochzeitsreise hätte sein sollen und jetzt vielleicht sogar mit der Trennung enden könnte. Und laut Medien hatte ich schon mal gehört, dass Perrie ihr Kleid schon längst ausgesucht hatte. Und ich hatte mich schon total auf die Hochzeit gefreut. Aber andererseits.... Andererseits fürchtete ich mich auch ein bisschen davor. Denn an diesem Tag würde Eleanor wieder kommen und das ganze Theater um mich herum würde von vorne beginnen.

In diesem Moment setzte sich Louis zu Zayns rechte, sodass dieser nun in der Mitte war. Und ich konnte ja wohl nicht einfach zusehen, wie er litt. Ich würde mich gegen Louis' Wort sträuben und Perrie ansprechen. Ich wollte ihren großen Tag retten. Und das Vertrauen wieder aufbauen.
Ohne ein Wort zu sagen, erhob ich mich. "Was machst du?", hörte ich Louis hinter mir sagen. Leise, flüsternd. Doch ich erwiderte nicht, weil es dann wieder nur zu einem Streit kommen würde, denn Perrie wäre ja soooooo gefährlich und lauter so Schwachsinn. Man musste nur gut mit ihr umgehen, langsam herauszufinden, was sie bedrückt und vor allem den Grund, warum sie das alles gemacht hatte.

Ich hatte Glück. Perrie saß verzweifelt am Strand, in exakt der selben Position, wie Zayn vor den Hotelanlagen hockte und grübelte, wie es weitergehen könnte. "Perrie?", fragte ich vorsichtig und näherte mich ihr langsam. Doch auch bei diesen Worten drehte sie sich erschrocken um. "Ach, du bist es nur....", flüsterte sie nur. Erleichtert. Enttäuscht. Froh. Traurig. Ein einziges Chaos der Gefühle. Ich setzte mich zu ihr auf den von der untergehenden Sonne erhitzten Sand.
"Es tut mir leid." "Ich weiß", seufzte ich nur und redete mir ein, dass es auch bestimmt so war. Aber allein vom klang ihrer Stimme konnte ich feststellen, dass sie die Wahrheit sprach. In diesem Moment fühlte ich wieder den stechenden Schmerz auf meiner Wange, den sie mir zuvor verpasst hatte. "Warum bist du hier?", erklang auf einmal die heisere Stimme von Perrie. "Ich will mit dir reden." "Dass mich alle hassen?" "Nein, ich will dir helfen. Ich will, dass du mit Zayn wieder glücklich bist. Dass dir alle wieder vertrauen können", erklärte ich rasch. "Oh", antwortete Perrie und starrte zum Horizont hinaus. Nur diese kleiner Interjektion drückte schon alle Emotionen aus, die sie gerade fühlte. Negative Emotionen. Wut und Trauer. Unschuld.
"Warum hast du das gemacht?", fragte ich und bereitete mich wieder auf das schlimmste vor doch es kam nur ein: "Warum hab ich was getan?" "Mich beinahe unter Wasser erstickt." "Es war nicht meine Absicht gewesen, wir haben alle rumgealbert und wenn Louis das machen durfte, wollte ich auch. Und du warst früher ja in einem Tauchclub, da hab ich eben gedacht, dass du noch ein Weilchen aushalten würdest." Ich? Taucherclub? Nie im Leben! "Außerdem war ich mit ganz anderen Gedanken beschäftigt...." Andere Gedanken? Darauf würde ich später

zurückgreifen. "Hmm, okay. Und warum hast du mich... Geschlagen?" Beim letzten Wort fühlte sich meine Kehle wie zugeschnürt an. Ich wollte nicht auf dieses Gebiet eingehen, machte es aber dennoch. Zu Perries besten.
"Ich bin einfach ausgerastet. Wenn man dir sagt, dass dich alle hassen, würdest du dann anders reagieren?" Ich runzelte die Stirn, "Also ich hasse dich nicht." "Echt lustig", murmelte Perrie niedergeschlagen, "Gerade du müsstest mich hassen! ich hätte dich fast umgebracht." "Aber auch nur fast."

Perrie wollte es einfach nicht verstehen. War Eleanor vom Charakter her etwa eine, die ziemlich lange angefressen auf jemanden war? Ich nämlich nicht. Ich verzieh immer sofort alles, soweit es nicht beabsichtigt war, mich - egal ob körperlich oder mental - zu verletzen. "Und wie fühlst du dich gerade?", wollte ich noch wissen und kam mir dabei wie eine Therapeutin vor. "Scheisse." "Warum?" "Dumme Frage. Er will mich nicht mehr heiraten." "Doch, doch", widersprach ich, "das will er schon." "Aber...?" "Aber er will wissen, was in dir vorgeht." Perrie schluckte, "das kann ich ihm nicht sagen." "Warum denn nicht?" "Dann würde er mich noch weniger heiraten wollen als jetzt. "Wie gesagt, er will schon. Nur will er eben auch wissen, was sich in dir gerade abspielt. Immerhin bist du seine Verlobte, er hat das recht dazu, alles, was dich gerade fertig macht, zu erfahren."

"Es ist unmöglich." "Nichts ist unmöglich." "Doch, Zayn würde nie damit klar kommen", murmelte Perrie mit bedrückter Stimme. "Sag's mir." "Versprich, es niemanden zu erzählen." "Ich verspreche es." "Versprich, dass du mir verzeihst." "Wie gesagt, hab ich das schon."
In diesem Moment stand Perrie auf, ich ahmte es ihr nach, sodass wir jetzt auf Augenhöhe waren. Nervös umspielte sie mit ihren neonpink gestrichenen Fingernägeln ihren Anhänger an der Silberkette. "Was jetzt", hakte ich nach. Immerhin hatten wir nicht den ganzen Tag zeit.

"Ich", hob Perrie an und sah mir mit ihren grauen Augen in die meinen und ihre Mundwinkel hingen bei beiden Seiten hinunter. Ich konnte ihren Herzschlag förmlich hören. "Also....ich...", weiter kam sie nicht, weil ihr in diesem Moment eine Träne aus dem Augenwinkel rann. "Alles ist gut okay", versuchte ich sie zu beruhigen, "Ich werde immer zu dir stehen, auch wenn sich der Rest der Welt gegen dich stellt." Würde ich das tatsächlich machen? Naja, was sollte ich denn sonst so großartiges sagen, wenn ich nicht mal eine Ahnung davon hatte, was Perrie so bedrückte.

"Es wird mir alles zu viel." "Und?" "Was uns?" "Das kann dich unmöglich alles sein." Und wie kann eine Hochzeitsreise anstrengend sein? Ach sie meint ja die Situation, ich dummes Kind. ... Meinte sie doch oder? "Du verheimlichst mir etwas", wisperte ich leise, kaum hörbar. Und ich dir auch etwas ...

Perrie nickte, "Ja... Das ist es ja auch, was mich so fertig macht. Das, was unmöglich ist, Zayn einfach so ins Gesicht zu sagen." "Du liebst ihn nicht mehr?", schätzte ich, auch wenn das vielleicht wieder ein Grund für einen Ausraster von Perrie sein konnte, doch sie blieb völlig ruhig. "Natürlich liebe ich ihn! Ich war noch nie zuvor so verknallt gewesen." Sehnsucht.... "Was ist es denn sonst?" "Dreimal kannst du raten...", murmelte Perrie und strich sich ihr Sommerkleid glatt und da ging mir ein Licht auf. "Du bist doch nicht.....", stellte ich fassungslos fest. "Doch, El. Ich bin schwanger."

Meine Gedanken spielten verrückt. Perrie war schwanger. Von Zayn? Natürlich, von wem denn sonst! Wie lange schon?... So gemein es auch klingt, das Baby würde Perries und Zayns Karriere ruinieren und soviel ich wusste hatten sie erst in Jahren dran gedacht, Kinder zu kriegen. Und jetzt war es geschehen. Und Perrie konnte nicht damit klarkomme, fürchtete dass es Zayn genauso sehen würde und deshalb hatte sie ihren Frust an mir ausgelassen. Und wahrscheinlich war das Baby der Gedanken gewesen, weshalb sie mich unter Wasser durch Ablenkung beinahe umgebracht hatte, weshalb sie jetzt noch deprimierter wäre als sonst. Und sie brauchte mich jetzt mehr als zuvor. Soweit ich wusste.


Doubles | 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐢𝐫𝐞𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt