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07.01.2020
Seo Changbin
„Ich will einfach nur zu Felix und mehr nicht."
„Ich hab das Gefühl, ich rede bei dir immer gegen eine Wand, Changbin. Eine fucking Betonwand...", meinte Seungmin leicht genervt und massierte sich seine Schläfen. Changbin seufzte leise und legte seine mit Handschellen bestückten Hände auf den Tisch vor sich ab, gut sichtbar für beide sich gegenübersitzenden Parteien.
„Dr. Kim, Sie können mich doch nicht für die Ewigkeit in der Isolationshaft lassen. Sie sagen doch selbst immer, dass wir Häftlinge soziale Kontakte brauchen.", redete Changbin in das nicht vorhandene Gewissen des Psychologen ein. Ein kleines bisschen Hoffnung hatte der Häftling noch, um irgendwie an den anderen zu appellieren.
„Netter Versuch. Irgendwie bemühen sich momentan viele von euch mir in meine Arbeit einzureden oder in meinem Privatleben zu schnüffeln. Zuerst Minho und jetzt du. Ihr seid allesamt schreckliche Menschen."
„Sie sind die einzige Person, zu der ich nett sein muss, wenn ich hier nicht in einer Einzelzelle versauern möchte. Ich spiele nur intelligent mit. Sie dachte wohl, dass ich nichts in der Birne habe und immer sofort zuschlagen, aber das stimmt nicht. Grundlos tue ich nichts."
„Du bist nicht dumm. Das habe ich sofort erkannt.", gestand Seungmin und tippte mit seinem Kugelschreiber auf dem Papier herum, „Ich kann dich aber noch nicht unter die anderen lassen. Du hast dein letztes Opfer auf die Intensivstation befördert. Das geht nicht in Ordnung. Du bist eine wandelnde Gefahr auf zwei Beinen und mit zwei kräftigen Fäusten."
Changbin runzelte seine Stirn und blickte finster zu dem Psychologen, welcher durch ein paar Seiten blätterte, leise einige Dinge mitzählte und anschließend mit der Zunge schnalzte.
„Unter guter Führung kommst du hier nicht mehr heraus. Du warst allein letztes Jahr 16-mal in Isolationshaft, seit Felix hier ist. Du hast wirklich einen Narren an ihm gefressen. Ist es Liebe oder Besessenheit?", fragte Seungmin neugierig nach und starrte Changbin so gut er konnte in die Seele, -in die schwarze Seele-, in der nichts zu erkennen war.
„Ich weiß es nicht.", antwortete der Häftling mit einem seltsamen Unterton. Er klang recht trotzig. Er hatte keinen Bock mehr auf Seungmin und blockte nun ab. Es hatte keinen Sinn mehr für ihn heute mit dem Psychologen zusprechen, deshalb spielte er sich nun auf und tat so als hätte er keine Ahnung. Changbin glaubte schon, dass Liebe mit im Spiel war. Sein Herz begann immer schneller zu schlagen, wenn er Felix sah. Seine Augen wollten nie von ihm wegsehen. In seinem Inneren begann es immer vor Wut zu brodeln, wenn jemand sich falsch gegenüber dem jungen Australier verhielt. Changbin sah einfach rot, wenn jemand Felix gegen seinen Willen berührte. Und er fühlte die Sehnsucht nach Felix, wenn er für längere Zeit in der Isolationshaft saß.
„Ich verstehe.", murmelte Seungmin und notierte sich etwas in der Akte des Insassen. Der Psychologe wusste immer genau, wann es in der Sitzung nicht mehr weitergehen würde und sie nur noch auf einer Stelle herumtreten würden. Changbin beobachtete aufmerksam, wie Seungmin's Hand unter der Tischkante verschwand, um dort neben dem Notfallknopf noch einen weiteren Knopf zu betätigen, damit das Wachpersonal kommen würde, um Changbin zurück in seine Einzelzelle zu geleiten. Seungmin seufzte leise und klappte die Akte zu.
„Weißt du, Changbin... Es ist schwierig mit jemanden wie dir zu reden. Du hast Aggressionsprobleme, die sich nie in den Sitzungen zeigen. Ich weiß einfach nicht, wie wir das in den Griff bekommen sollen. Manchmal bist du für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln. Kooperieren tust du auch selten. Du willst immer Gegenleistungen.", meinte der Psychologe und wirkte anschließend nachdenklich, „Was wäre vielleicht, wenn wir mal gemeinsam mit Felix eine Sitzung haben oder...?"
Changbin kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen. Sein Kopf ratterte. Was wollte Seungmin ihm mit dem letzten nicht gesagten Teil mitteilen? Changbin zuckte nicht zusammen, als sich die Zimmertür plötzlich öffnete und zwei Wachmänner den Raum betraten. Mit festen Griffen würde der Häftling an den Oberarmen gepackt und hochgezogen.
„Du bleibst noch einige Tage in der Isolationshaft. Wir werden uns nochmal sprechen. Ich habe bereits eine Idee und diese wird dir ganz und gar nicht gefallen, Changbinnie.", sagte der Psychologe und erhob sich von seinem Stuhl.
„Was soll das heißen?", hakte Changbin skeptisch nach, während man ihn zur Tür führte. Seungmin schüttelte bloß mit einem dunklen Grinsen seinen Kopf.
„Hey! Was meinst du damit, Seungmin?!", wurde der Häftling etwas lauter, da es ihm überhaupt nicht passte, wie der Psychologe in Rätseln sprach. Da verlor Changbin auch deutlich die Geduld und auch die Formalien. Seungmin winkte nur ab und verschwand nur aus einer anderen Tür. Changbin wollte ihm noch hinterherrufen, wurde aber unsanft von Wachmännern aus dem Sprechzimmer gezogen.
Changbin hatte nun äußerst schlechte Laune. Er wusste, dass Seungmin gerne mit seinen Patienten spielte, wenn er nicht mehr weiterwusste. Er war einfach nur unglaublich unzuverlässig, wenn es darum ging den Leuten im Gefängnis wirklich helfen zu wollen.
Durch den Flur gezerrt und in sein kleines dunkles Einzelzimmer geschubst, stöhnte Changbin genervt auf. Zum Glück hatte man nicht vergessen ihm vorher noch die Handschellen abzunehmen, weshalb er sich durch seine schwarzen Haare strich und leicht gegen das klapprige Bettgestell trat.
Irgendwie sammelte sich in seinem Kopf das Hirngespenst, dass Seungmin irgendwas mit Felix plante. Changbin hoffte bloß, dass er nicht mal wieder seine Autorität ausnutzen würde, um etwas in Changbin's Inneren zu provozieren und ihn so aus seiner Reserve zu locken. Das könnte ziemlich hässlich enden, wie der Insasse fand. Bloß für wen es hässlich enden würde, stand für Changbin nicht fest.