Akt XVI

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17.01.2020

Hwang Hyunjin

Es war dunkel in ihrem Zimmer. Es war tiefste Nacht. Ruhe herrscht und alle schliefen tief und fest. Alle bis auf Hyunjin. Sein Herz klopfte schnell und seine Atmung ging ebenfalls hastig. Wut brodelte in ihm. Nur durch das wenige Licht, welches durch den Türspalt drang, konnte Hyunjin zumindest die Konturen einiger Möbelstücke erkennen. Er stand einfach vor Jeongin's Bett und hielt mit zitternden Händen sein Kopfkissen in der Hand. Er wird es tun. Er kann nicht zulassen, dass dieser kleine dreckige Mistkerl ihm alles versaut. Jeongin wusste zu viel. Er wusste alles über Hyunjin und das machte ihm Angst. Es bedrängte ihn, wie ein Wolf, der seine Beute in die hinterste Ecke gedrängt hatte. Hyunjin mochte dieses Gefühl nicht. Er mochte es nicht, wenn jemand anderes, Macht über ihn hatte. Nein, das ging nicht. Hyunjin kontrollierte alles, aber niemand kontrollierte ihn. Er war nicht die Beute. Nein, nie. Es war unmöglich.

Hart schluckte er und beugte sich vor. Er müsste nur noch sein Kissen ganz fest auf Jeongin's Gesicht drücken und zusehen, wie dieser zappelte und versuchen würde, sich zu befreien. Changbin würde nicht einmal etwas davon mitbekommen, der schlief immer wie ein Stein. Neben ihm könnte eine Atombombe explodieren und er würde immer noch sein Kissen knuddeln und von Felix träumen. So ein Lappen, dachte sich Hyunjin und starrte wie besessen auf das eigentlich doch so niedliche Gesicht von Jeongin. Aber er musste sterben...

Es klang einfach, jemanden umzubringen. Jeongin einfach mit einem Kissen zu ersticken, war nicht die kreativste Art und es würden alle sofort daraufkommen, dass es Hyunjin war. Schließlich war er der Wahnsinnige in ihrer Dreierzelle. Changbin war zwar gewalttätig, aber er tat nichts, ohne dafür einen Grund zu haben und den hatte er bei Jeongin nicht. Sie schienen sich erschreckenderweise sogar zu verstehen. Hyunjin verzog sein Gesicht. Seine vollen Lippen zierten ein entstelltes und grässliches Grinsen, welches nie jemand zu Gesicht bekommen würde.

Tief holte Hyunjin Luft. Sein Herz schlug wild gegen seine Brust. Gleich wäre es vorbei, dann wäre Jeongin Geschichte. Hyunjin beugte sich langsam vor und drückte nach kurzem Zögern das Kissen auf das Gesicht des Jüngeren. Augenblicklich kam Leben in den zuvor schlafenden Körper. Zur Wehr setzend begann Jeongin sich zu bewegen und umfasst mit seinen Händen die Handgelenke von Hyunjin. Verzweifelt kratzten die Fingernägel über seine Haut, aber Hyunjin würde einen Teufel tun und jetzt sein Vorhaben abbrechen.

Jeongin gab erstickte Laute von sich, die von dem Kissen geschluckt wurden. Langsam wurden die Bewegungen des Jüngeren lahmer, bis sie gänzlich erschlafften und seine Hände kraftlos hinab glitten. Hyunjin nahm das Kissen wieder weg und besah sich stolz sein Werk. Weit aufgerissene Augen und offenstehender Mund. Blasse Haut. Jeongin war tot. So einfach konnte es gehen.

Hyunjin freute sich. Er hätte am liebsten laut aufgelacht und die Hände geklatscht, wie ein glückliches Kleinkind. Niemand würde ihm mehr Angst machen.

„Hyunjin!", erklang laut Changbin's Stimme, wodurch Hyunjin heftig zusammenzuckte, „Steh endlich auf!"

Brummend drehte sich Hyunjin zur Seite und öffnete einen klitzekleinen Spalt breit seine Augen. Es war alles nur ein Traum gewesen. Changbin maulte genervt herum, während Jeongin quicklebendig seine Bettdecke zusammenlegte.

„Fuck...", murmelte Hyunjin, zog seine Decke über seinen Kopf und schrie in sein Kopfkissen. Das war alles nur ein dummer Traum. Der Giftzwerg war immer noch hier und hatte alle Macht in seiner Hand, um ihn zu Fall zu bringen.

∞Матрёшка∞

„Ich wollte ihn umbringen. So sehr wollte ich es, glaub es mir.", gab Hyunjin verzweifelt wieder, während Seungmin sich etwas in der Akte notierte. Der Häftling hatte keine Anstalten gemacht, seinem geliebten Psychologen nichts von seinem sehnlichen Traum zu erzählen. Selbst seine Sorgen hatte er dem anderen ausnahmsweise anvertraut. Seungmin nickte leicht und klappte die Akte mit einem leisen Geräusch zu. Sein Blick hob sich und visierte Hyunjin genau an. Mit zu Schlitzen verengten Augen tippte der Psychologe nachdenklich mit seinem Kugelschreiber auf der Akte herum.

„Das hört sich sehr beunruhigend an.", gestand Seungmin und ließ seine Hände unter dem Tisch verschwinden. Hyunjin kannte den anderen gut genug, um sagen zu können, dass der Jüngere sich seine schweißnassen Handinnenflächen an dem Kittel abwischte. Er war gestresst, ließ es sich aber so gut wie möglich nicht anmerken. Vor Hyunjin konnte er es aber trotzdem nicht verbergen.

„Was soll ich jetzt machen? Er hat mich in der Hand. Ich will das nicht.", sagte der Häftling klagend und wirkte beinahe wie ein verzweifeltes Kleinkind, „Was sollen wir jetzt machen?"

„Ich muss nachdenken. Verhalte dich unauffällig und tu nichts Unbedachtes.", entgegnete Seungmin und schob geräuschvoll seinen Stuhl nach hinten. Hyunjin's Mund klappte einfach sprachlos auf. Fest ruckelte er an seinen Handfesseln, die um die Stuhllehnen befestigt waren. Der Insasse wirkte hilflos. Wollte Seungmin ihn einfach so mit seinem Problem alleine lassen? Gerade Hyunjin?

„Nein! Du kannst mich doch nicht einfach so-"

„Beruhig dich. Ich finde eine Lösung.", unterbrach der Psychologe den anderen und blickte beim Gehen leicht über seine linke Schulter. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf die Lippen von Seungmin, welches Hyunjin ein wenig Zuversicht geben sollte. Der Ältere sackte schlaff in seinem Stuhl ein, schließlich machte ihn eines dieser seltenen Lächeln seines Psychologen schwach. Hyunjin war höchstwahrscheinlich auch der Einzige auf dieser gottverdammten Welt, der dieses Lächeln zu Gesicht bekam.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand Seungmin aus dem Raum. Hyunjin saß noch wenige Sekunden in dem stillen Zimmer, bis sich die Tür hinter ihm öffnete und das Wachpersonal kam, um ihn zu entfesseln und zu seiner Zelle zugeleitet. Er hoffte einfach inständig nach dieser doch sehr verzweifelten Sitzung nicht sofort auf Jeongin zu treffen. Hyunjin brauchte einfach erstmal seine Ruhe. Ein kleines bisschen fühlte er sich im Stich gelassen, während er wie ein kraftloser Kartoffelsack durch die Gänge gezogen wurde. Er spürte stets Woojin's Blick in seinem Rücken, welcher hinter ihm ging und als Vorgesetzter die Arbeit seiner Kollegen beobachtete. Hyunjin wollte einfach nur in sein Bett und schlafen. Ohne irgendwelche Träume, die ihn auf dumme Ideen bringen könnten. Ohne dumme Ideen, die nicht nur ihm Schwierigkeiten bereiten könnten.

Law Of Total MadnessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt