Schaffen wir vielleicht die achtzig Sternchen?
Magnus
Nach einem Kaffee und einem Schokoladen Müsli bin ich auf dem Weg zu Ragnor. Vor ihm gab es noch zwei weitere Therapeuten. Aber diese konnten nicht die Vertrauensbasis aufbauen, wie Ragnor es geschafft hatte. Wir waren auf einer Wellenlänge, irgendwie.
Er wurde mir durch die Tagesklinik empfohlen, zu der ich fast fünf Jahre lang täglich gegangen bin. Danach hatte ich dieses Jobangebot bekommen und ich hatte Calvin kennen gelernt. Er wusste nie etwas von meinem Problem. Ich habe es mir immer nie getraut zu sagen. Gelegenheiten gab es sicherlich viele. Aber da war nie diese Verbundenheit die ich zum Beispiel zu Cat und Helen spürte. Es hat sich so angefühlt als hätte er es nie verdient, darüber Bescheid zu wissen. Und gestern hat sich ja bestätigt das mein Gefühl mich damit nicht getäuscht hat.
An der Praxis angekommen ging ich wie jedes mal, die neunzehn Treppen nach oben und klingelte dann. Es surrte kurz und ich drückte die Tür auf. Sofort umschwirrte mich der Geruch von Vanille. Dieser Geruch half mir auf eine gewisse Weise, die innerlich und zugleich deutlich äußerliche Unruhe etwas auszupendeln. Dabei dachte ich immer an total sinnlose Dinge.
In der Praxis fühlte man sich nie wie einer Praxis. Sondern als würde man einen Bekannten besuchen, den man viel zu selten sah, weil man jedes mal nach dem Besuch feststellte, das es doch echt schön war.
Es war alles in einem freundlichen orange Ton. Beruhigend wirkende Bilder waren akkurat angeordnet, wobei ich das ganz linke, welches mir das Meer zeigt, immer etwas gerade rücken muss.
Der Laminat Boden gibt keinen Ton von sich als ich gerade zu auf den weißen Tresen zu laufe. Dahinter führt ein Gang zu dem Wartezimmer. Kurz davor befindet sich eine Tür, wo meistens die Therapien und Gespräche statt finden.
"Mr. Bane, schön sie wieder zu sehen. Was kann ich für sie tun?" Die Frau an der Anmeldung lächelte mir freundlich entgegen. Ich konnte mir noch nie ihren Namen merken. Sie war auch mehr zu Hause als auf Arbeit. "Kaktus." sage ich dann nur.
Das war mein Wort, welches ich immer im Notfall benutzte oder wenn etwas vorgefallen war. Ich hatte noch mehrere Wörter, die eigentlich nur noch meine besten Freundinnen wussten. "Kaktus?" Verwirrt sieht mich, ich blicke kurz auf das Namensschild, Maureen an. Ich kann nur meine Augen verdrehen. Ihr wisst ja in welche Richtung.
Kaktus deswegen, weil sie eigentlich harmlos aussehen und das tue ich auch in einem Notfall. Erst wenn man sie berührt und in meinem Falle in mein inneres schaut, spürt man die Schmerzen die, die Nadeln verursachen. Bevor ich es ihr erklären kann, kommt schon Ragnor mit einem Patienten aus seinem Zimmer. "Dann sehen wir uns in vier Wochen wieder. Von.. äh wie hieß sie noch gleich. Ach Maureen bekommen sie noch einen Termin." Er schüttelt die Hand des Mannes und erblickt mich dann. "Magnus? Ist der Kaktus Fall eingetreten?" Seine Stimme war ruhig wenn auch etwas fest. Ich frage mich ob es jemanden gab, der eine ruhige und gleichzeitig auch samtige Stimme hatte. Der man stundenlang zuhören könnte und immer konzentriert an den Lippen hing.
Ich kann nur nicken. Ragnor hält einladend die Tür auf und so schlüpfe ich schnell herein. Er möchte mir seine Hand reichen aber zieht sie dann doch schnell zurück. Ich mochte die Geste des Hände schütteln aber durch mein kleines Geheimnis, habe ich so meine Probleme damit. Zudem mag ich kein Desinfektionsmittel. Es macht nur die Hände kaputt.
Ich lasse mich auf den dunklen Sessel fallen und falte meine Beine dann zu einem Schneidersitz. So wie ich es immer tue. Außer ich weine. Dann ziehe ich sie an meinen Körper. "Wie geht es dir Magnus?" Ich fange an, mit dem Saum meiner Socke zu spielen. "Gesundheitlich und körperlich gut. Nur in meinem Kopf spielen sich so viele Sachen ab. Die Unruhe ist wieder ein Bestandteil. So viele Gedanken die noch gar nicht alphabetisch geordnet sind und der Elefant auf meiner Brust, der mir das Atmen schwer macht. Ich fühle mich von allem so erdrückt. In den letzten Monaten habe ich immer wieder innerlich den Alltag verflucht. Diese Normalität. Erst auf dem Weg hier her ist mir aufgefallen, das es gar nicht normal war. Irgendetwas war komisch." platzt es dann aus mir heraus.
Ragnor hat noch nie mitgeschrieben. Er findet es als vollkommenes Klischee. "Calvin hat mich betrogen und meinen Job habe ich auch verloren. Genau so wie diesen Alltag." gebe ich dann etwas trotzig zu. Wobei ich nicht weiß woher das kommt.
"Aber du fühlst dich nicht so traurig. Und darüber bist du vielleicht ein wenig sauer?" Hilflos zucke ich mit den Schultern. "Ja ich vermisse nur einen Alltag mit dem ich zufrieden bin. Solange wünsche ich mir einfach mal, das ein Zeitpunkt in meinem Leben kommt, wo ich mich trotz allem normal fühle."
Ich balle meine linke Hand, die wieder anfängt zu zittern, zu einer Faust. "Ich habe ein Haus in Neuseeland gewonnen. Cat und Helen haben gesagt das ich da hin ziehen soll." Ragnor sieht mich neugierig an. "Neuseeland soll sehr schön sein und auch die Menschen sollen etwas ausgeglichener sein. Vielleicht würde es dir helfen. Auch um mal etwas anderes zu sehen. So oder so. Du wirst wieder eine Weile brauchen um in einen Alltag und Routine herein zu finden. Das geht genau so gut auf einen anderen Kontinent. Mal weg von allem. Hier ist so viel vorgefallen. Soviel prägendes."
Ich erinnere mich an alles ziemlich genau. Auch wenn ich das nicht gern tat. Denn im Endeffekt wurde alles gut. Nur bis dahin war es ein steiniger Weg, der mir keine Sicherheit geboten hat und jetzt suchte ich diese krampfhaft.
"Sie meinen, ich soll den Schritt wirklich machen?" Ragnor nickt und richtet sich dann etwas auf. "Nur, weil du es versuchst heißt es noch nicht das es klappt. Und es heißt auch nicht das du da bis an das Ende deiner Tage bleiben musst. Wenn es nichts wird, dann kommst du mit dem nächsten Flieger wieder zurück."
Ich sehe auf meinen Schoß. "Schau dir doch einfach mal ein paar Bilder an. Du musst dich ja nicht sofort entscheiden."
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Falling in Love - Malec Story
FanfictionMagnus Freund hat mit ihm Schluss gemacht. Dazu hat er noch seinen Job verloren. Durch reines Glück gewinnt er ein Ferienhaus. Da ihn in seiner Heimatstadt Los Angeles nichts mehr hält, packt er, auf anraten seiner besten Freundinnen seine Koffer un...