Magnus zaubert ein Missverständnis

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Magnus

Ich wische mir über das Gesicht und verschmiere sogleich nur noch mehr meinen Eyeliner. Aber da ich sowieso katastrophal aussehen, ist mir das gerade herzlichst egal. Mein Spinnrad mit seinen Haspeln hatte heute auch die Arbeit eingestellt. Nur manchmal machte es weiter. Aber nicht so schnell eher ruhiger. So als hätte es schmerzen. Ich gehe zur Tür und nachdem ich tief durch geatmet habe, öffne ich sie.

Ungläubig sehe ich die Person vor mir an. "Ragnor?" Niemals hätte ich ihn hier erwartet. "Du siehst nicht nach dem Kaktus aus. Eher wie eine Blume, die zu lange kein frisches Wasser mehr bekommen hat." Ich kann nur mit den Schultern zucken. Vielleicht würde jetzt nicht mal eine Therapiesitzung bringen.

"Was machst du hier?" frage ich ihn dann schwach. Er lächelt mich leicht an. "Bei deiner letzten Sitzung habe ich dir erzählt, das ich für eine Weiterbildung ebenfalls nach Neuseeland fliegen muss. Du hast mich gebeten, bei dir vorbei zu schauen, wenn du nicht schon längst wieder in Los Angeles bist. Helen hat mir dann gesagt, in welcher Pension du momentan lebst."

Jetzt entsinne ich mich ebenfalls. Damals dachte ich noch, das dieser Fall sowieso nicht eintreten wird. Ich wollte ja eigentlich sofort wieder zurück. "Was hältst du davon, wenn wir ein Stück gehen? Das haben wir am Anfang schon immer gern gemacht." Ich kann nur nicken und vor die Tür treten. Ich hatte heute morgen nicht mal meine Schuhe ausgezogen.

Ich bin irgendwie froh das Clary oder sogar Alec uns nicht über den Weg laufen. Nur das klirren von Geschirr und Besteck, lässt mich erahnen, das die anderen Gäste gerade Abendbrot essen. Doch ich verspüre keinen Hunger. Noch weniger möchte ich Gesellschaft. Es erinnert mich etwas an den Anfang von meiner Therapie. Da hatte ich auch nie Lust hinzugehen, noch über die Probleme zu reden. Solange bis ich erkannt habe, das es mir danach immer etwas besser ging.

"Wie war die Weiterbildung?" versuchte ich in das Gespräch zu starten. Dabei blickte ich auf den geschotterten Weg. Wir gingen in die gegengesetzte Richtung von der Farm.

Ich musste wie so oft an Alexander denken. An den einen Abend waren wir so in unseres Gespräch vertieft, das wir an der Pension vorbei gelaufen sind. Irgendwann taten uns die Füße weh, was uns zurück in die Realität gebracht hatte. Daraufhin hatten wir uns in das Gras gesetzt und uns nur angelächelt. Ich vermisse es. Dieses Lächeln auf seinen rosafarbenen Lippen. Es war so präsent, das mir erneut eine Träne entfloh.

"Gut, wir haben über unausgesprochene Gefühle geredet und welche Folgen so etwas haben kann." Ich nicke abwesend bevor ich seine Worte in meinem Kopf wiederhole. Ich sehe ihn mit großen Augen von der Seite an. Cat und Helen hätten nichts sagen können. Sie wussten noch nicht mal über meine jetzige Lage bescheid.

"In all den Jahren wo du schon zu mir kommst, habe ich dich noch nie verweint gesehen. Du hast noch nie irgendetwas vergessen, was ich dir gesagt habe. Ich habe noch nie dieses schmerzhafte Lächeln gesehen, wenn du dich an irgendetwas erinnerst. Ich habe nur Geschlussfolgert, das jetzt der Moment gekommen ist, der bis jetzt noch nie eingetroffen ist."

Abwartend sehe ich ihn an. "Du bist verliebt." Ich richte meinen Blick wieder gerade aus. "Gehört das jetzt auch zu deinen Aufgabengebieten?" frage ich dann etwas genervt. Er könnte mir ebenfalls keinen Mut schenken. Warum also dann dieses Gespräch führen?

"Du weißt das ich mir jedes Problem von meinen Gästen anhöre." Ragnor nannte seine Patienten immer Gäste. Denn wir besuchten ihn, tranken vielleicht auch mal ein Tee und redeten. Außerdem schien er so eine kleine Vertrauensbasis zu schaffen. Man fühlte sich nicht so abnormal, weil man zu einen Psychotherapeuten ging.

Falling in Love - Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt