Magnus tankt Hoffnung

891 111 49
                                    

Magnus

Als ich am späten morgen, durch das vibrieren in meiner Hosentasche aufwache, fühle ich mich sofort sicher und geborgen. Ich liege halb auf Alexander. Dieser scheint noch in seinem Traumland zu wandern. Von ihm geht eine viel zu große Hitze aus und auch seine rötlichen Wangen sind Grund zur Annahme, das er Fieber hat.

Mit aller Sanftheit die ich besitze streife ich durch seine Haare. Selbst jetzt sieht er wunderschön aus. Und er ist immer noch mein'. Mein Königreich, welches ich ab sofort immer beschützen werde. Meine Heimat, bei der ich immer wieder meine Ruhe finden werde. Er ist einfach mein ganzes Sein, mein ganzes Ich.

Das erneute vibrieren lässt mich inne halten. Meine Augen liegen immer noch auf Alexander als ich mein Handy heraus ziehe und ohne drauf zu schauen, heran gehe. "Ist da wieder diese bekloppte Mailbox Stimme oder bist du es wirklich Magnus?"

Ich spanne meinen Kiefer an. Cat klingt nicht wirklich freundlich. Nein, eigentlich eher ziemlich sauer und besorgt. Da ich meinen Freund nicht wecken möchte, löse ich mich vorsichtig aus seinen Armen. Sofort sitzt mein Kreislauf in so einer Free Fall Achterbahn. Diese rauscht gerade mit voller Geschwindigkeit herunter. Die ganze Welt scheint sich zu drehen. Zudem tanzen kleine schwarze Punkte vor meiner Nase herum. Ich sollte mich wieder hinlegen. Die Kopf schmerzen, die auch gleich mal hallo sagen wollen, sehen es ähnlich.

"Gib mir kurz fünf Minuten." hauche ich leise und eher auf meine Atmung konzentriert in das Telefon. "Oh du bekommst auch fünf Stunden, solange du an diesem Telefon bleibst." faucht Cat. Sie konnte es noch nie leiden, wenn ich mich ohne Worte in mein Schneckenhaus zurück ziehe. Genau so wenig mag sie es, wenn ich Nachrichten oder Anrufe ignoriere. Ich muss ihr wohl einiges erklären.

Mein Blick wanderte zur Uhr. Es war bereits schon zwölf Uhr. Wir hatten den ganzen Abend, die Nacht und den Morgen verschlafen. Aber das hatten wir auch gebraucht.

Mein Kreislauf wollte nochmal die Achterbahn fahren, als ich meine Füße auf den Boden stellte. Die letzten Tage waren wahrscheinlich jetzt doch zu viel für meinen Körper. Aber das war auch kein Wunder.

Irgendwann schaffte ich es aufzustehen und mich auf die vorletzte Treppenstufe zu setzen. In dem Flur war es etwas frisch und ich sehnte mich sofort wieder nach Alec. Zu lange waren wir voneinander getrennt. Zeit konnte man nicht mehr nachholen. Genau so wenig wie schlaf. Umso mehr wollte ich jetzt jede Sekunde mit ihm genießen. Solange ich atme, wird mir Alexander keiner weg. Ich werde ihn nie wieder gehen lassen. Lieber sperre ich uns beide irgendwo ein, nur damit wir eher über unsere Gefühle, Ängste und Gedanken sprechen. Mir egal, was wir machen müssen, ich will das, das was wir haben, für immer bleibt.

"Es tut mir leid, Cat." bringe ich als erstes hervor. Ich höre sie schnauben. "Ja klar, Magnus. Ist ja nicht so das wir vollkommen in Los Angeles saßen und uns Gedanken gemacht haben, was los sein könnte. In der Vergangenheit warst du ja auch immer total stabil."

Fest presse ich meinen Kiefer zusammen. "Du bist gemein." sage ich dann so bockig wie ein kleines Kind. Dabei möchte ich nicht zugeben, das ich sie verstehe. Mir wäre es genau so gegangen. Aber Cat war schon immer so stur und dickköpfig. "Ich bin nicht mein. Nur unheimlich ehrlich."

Ich blieb ruhig. "Was war bei dir los, Magnus?" fragte sie dann einfühlsamer. Ich erzählte ihr alles. Von Jem, dem Flugticket, die Zeit ohne Alec. Geduldig hörte sie mir zu und so wie ich sie kannte, tigerte sie gerade in der Wohnung herum oder kritzelte irgendetwas auf ein Blatt Papier. Das tat sie immer.

"Da kann man ja eigentlich nur Veni, Vidi, Violini sagen." Verwirrt zog ich meine Augenbraue zusammen. "Du kamst, sahst und hast es direkt vergeigt. Aber dafür mag ich dich. Du stolperst so durch das Leben." Sie stoppte kurz. "Außer wenn du mit ihm zusammen bist. Es ist mir schon das letzte mal aufgefallen. Wenn du bei Alec bist, dann scheinst du angekommen zu sein. Ich weiß, das du immer ein zu Hause gesucht hast. Mit ihm hast du es gefunden und ich bin froh, das du den Mund aufbekommen hast."

Ich lächle leicht. Gern würde ich sie jetzt in den Arm nehmen. "Du hast immer das Glück gesucht. Aber das Glück ist irgendwie auch wie pupsen. Wenn du es erzwingst, wird es eben Kacke." Leise lache ich. Wo sie recht hat, hat sie recht.

"Nein ernsthaft Magnus, ich hoffe du behältst ihn." Unbewusst fahre ich über meine Lippen. "Das kann ich dir versprechen." Ich sehe zu der angelehnten Tür. Er scheint immer noch zu schlafen. "Ach Cat, kannst du mir dein Rezept für die Hühnersuppe schicken?" Ihre Suppe war so lecker, die aß man sogar gern, wenn man nicht krank war.

"Klar, ich kann auch vorbei kommen und sie für dich kochen." Meine Gehirnzellen scheinen noch zu schlafen, denn ich sage. "Das wäre super, könntest du..." Ich stoppe mich selbst, als ich nochmal über ihre Worte nachdenke. "Was heißt, du kannst vorbei kommen?"

Aufgeregt und vor allem neugierig wippe ich mit meinen Bein auf und ab. Mich nervte es immer, wenn das andere Menschen in unmittelbarer Nähe machten. Und jetzt tat ich es selbst.

"Naja es ist viel passiert, seitdem wir das letzte mal miteinander gesprochen haben." gibt sie dann zu. Im Hintergrund höre ich jetzt viele Stimmen. Ich glaube es ist Helen und Aline. Ich hörte es kurz rascheln.

"Helen und ich haben uns entschieden, das wir dich einfach nicht alleine lassen können. Man sieht ja was du alles anstellst, ohne uns. Deswegen haben wir das Leben in Los Angeles aufgegeben und sind jetzt hier. In der Pension."

Meine Kinnlade fand plötzlich den Boden ganz anziehend. Mir stockte der Atem. Ich war sprachlos. "Atmen nicht vergessen, Magnus." Helen klingt fröhlich und das Grinsen höre ich deutlich heraus.

"Aber wie.. ich meine.." Ich fand keine Worte für diese Situation. "Wir können dir alles später erklären. Aber jetzt sag erstmal was du alles brauchst." Ich bin Cat und Helen so unendlich dankbar. Ich nenne ihnen alles, was ich brauche und lege dann auf.

Kurz bleibe ich noch auf der Treppe sitzen. Die beiden sind echt verrückt. Es kam mir so unrealistisch vor, das sie wirklich plötzlich hier sind und das für eine sehr, sehr lange Zeit. Mir steigen glatt die Tränen wieder in die Augen und bevor ich noch emotionaler werde, gehe ich zurück zu meinen Freund. Er schläft immer noch.

Ich setze mich neben ihn, betrachte seine Schönheit und verhakte unsere Karabiner. Das Spinnrad arbeitete wieder und darüber war ich sehr froh. Jetzt musste einfach alles gut werden.

Es verging eine Stunde bevor Cat mir schrieb, das sie jetzt da war. Leise schloss ich die Tür zum Wohnzimmer und machte dafür die Haustür auf. Davor standen wirklich meine zwei besten Freundinnen. Sie strahlten mich beide an. Ich schmiss mich einfach in ihre Arme.

"Ich bin so froh, das ihr hier seid." Ich bat sie herein. Schon beim letzten mal hatte ich ihnen zusammen mit Alec das Haus gezeigt. Helen liebte es. Cat war damals noch skeptisch gewesen. "Ich bin auch so glücklich. Jetzt sind wir wieder vereint." brachte dann unsere Romantikerin hervor, was Cat mit einem "Iiihhh Liebe." quittierte.

Ich klärte sie darüber auf, das Alec wahrscheinlich Fieber hatte und Cat als Krankenschwester, musste natürlich gleich nach ihm schauen. Er bekam davon nichts mit, denn er schlief immer noch. Schlaf half immer. Nur bei Liebeskummer nicht.

Ich zog Alexander die Sachen, die Clary meinen zwei Chaoten mitgegeben hatte, an. Sie waren bequemer als eine Jeans und auch etwas wärmer. Meine Molly Decke breitete ich ebenfalls über ihn aus. Langsam wurde die Sorge um ihn immer präsenter.

Nur Cat konnte mich durch ihr wissen etwas beruhigen. Während des Kochens unterteilten wir uns natürlich. Immer darauf bedacht schön leise zu sein, damit Alec sich komplett ausschlafen konnte.

Ich tankte an diesem Tag sehr viel Hoffnung und fing an, mich bereits auf den neuen Tag zu freuen. Morgen würde es Alec sicherlich auch schon wieder besser gehen.

Falling in Love - Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt