Magnus und seine Gedankenwolke

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Magnus

Als es bereits dunkel ist, laufen Alec und ich wieder in unseren normalen Klamotten zu der Pension. Wir haben den Ofen komplett sauber bekommen. Da wir zwischendurch vom reden, uns gegenseitig ärgern und in meinem Falle, ihn anstarren abgelenkt waren, haben wir es nicht mehr geschafft ihn zu reparieren. Das wollten wir dann morgen machen.

Der Wind ist frisch. Die kleinen Kieselsteine drücken sich in meine, in Schuhe steckenden, Füße. Ich merke jeden Muskel in meinen Körper. Aber vor allem die, die sich in meinem Bauch befinden fühlen sich leicht überfordert. Selten habe ich soviel gelacht. Außer Cat war in meiner Nähe. Aber noch nie mit einem anderen Mann. Zu ihnen war ich immer ernst und nur selten konnte ich auch meine humorvolle Seite zeigen. Bei Alexander allerdings scheint es das einfachste zu sein. Solange ich fähig bin zu reden, das sabbern zu verhindern und gleichzeitig ihm auch noch folgen wenn er etwas erzählt. Immer wieder lenkt mich sein äußerliches ab. Aber auch, weil ich mich Frage ob hinter diesen lustigen Fassade nicht doch etwas sitzt was ganz anders aussieht.

Wahrscheinlich hatte ich noch nie so ein großes Bedürfnis jemanden kennen zu lernen. Nur bestand die Frage ob ich das jemals tun würde? Schließlich hatte ich im Hinterkopf immer noch Los Angeles.

"Und was spielt in deinem Leben noch so eine Rolle außer ein geregelter Tagesablauf?" Ich habe ihm nur einen kleinen Anteil erzählt. Schließlich standen wir am Anfang von... ja von was eigentlich?

"Klopapier... ist auch noch so eine wichtige Rolle in meinem Leben." Ich grinse ihn von der Seite an. Leise lacht er. Ein Geräusch was ich förmlich in meine Bronchien sauge und in meinen Kopf fest mit dem noch vorhandenen funktionierenden Anteil verbinde.

Grinsend schüttle ich den Kopf. "Eigentlich gibt es nur noch meine zwei besten Freundinnen. Mit Cat würdest du dich prima verstehen. Sie hat die gleiche Ironie wie du. Und Helen ist eher die gute Seele von uns drei. Immer zu gut für die Welt und viel zu romantisch." Ich vermisse die beiden schon sehr. Wahrscheinlich wird es mal wieder Zeit mit ihnen zu telefonieren. Sie müssten eigentlich noch wach sein.

Bei der Pension bleiben wir stehen. "Soll ich dich morgen wieder von hier abholen?" Alexander fängt wieder an so sanft zu lächeln. Dabei trägt er immer etwas geheimnisvolles mit sich. Etwas was ich anfange zu mögen. Ich habe das Gefühl unseres Spinnrad spinnt bei jedem intensiveren Blickkontakt weiter die Fäden, die uns irgendwann so sehr binden wird, das wir nichts anderes mehr können.

Die Fragerunde in meinem Kopf puffte wieder wie eine Gedankenwolke auf. Fühlt er sich genau so? Bin ich allein mit meinen schrägen Gedanken? Erwartet er jetzt irgendetwas von mir? Möchte ich diese Fäden überhaupt zwischen uns? Ist diese gute Laune nicht nur eine Phase? Verbindet uns nicht einfach nur dieser Umbau? Ohne diesen würde er doch sicherlich nichts mit mir machen, oder?

Auf seine Frage, die ich bei seinem Anblick und der Wolke in meinen Kopf schon wieder vollkommen vergessen habe, kann ich nur nicken. Mein Sprachzentrum hat sich bereits wieder verabschiedet. So wie alle anderen Funktionen in meinem Körper. Nur mein herz schlägt regelmäßig schnell gegen meine Brust.

"Gut dann sehen wir uns morgen. Gute Nacht." Ich sehe ihm noch hinter her, bevor ich die letzten Treppen zu meinem Zimmer hoch gehe. Dort angekommen greife ich mir sofort mein Telefon und wähle die Nummer von Cat. Ich brauche Ablenkung.

"Na bist du schon dem Candyman wieder einmal über den Weg gelaufen?" Das ist definitiv das falsche Thema. Ich bleibe ruhig. "Oh.. hast du beim anlecken doch gemerkt das er Salz ist?" Kurz mustere ich verwirrt das Handy was flach in meiner Hand liegt. Schon immer telefoniere ich mit Lautsprecher. Ich mag es nicht wie das Handy an meiner Wange klebt. Vor allem wenn man lange telefoniert.

Als ich jedoch wieder daran denke, das ich Alexander anlecke, blicken in mir alle Alarmleuchten. Nur nicht das Atmen vergessen! "Oder war es ungenau? So ungefähr wie salziges Karamell?" Ich kann nur lächeln. "Haben deine Geschmacksnerven versagt? Müssen wir vielleicht zu den Pflanzen umschwenken? Muss ich vorbei kommen?"

Ich ziehe meine Augenbraue hoch. "Was haben jetzt Pflanzen damit zu tun?" Ist der erste Satz oder Frage die ich heraus bringe. "Naja ich bin zwar kein Botaniker, aber ich erkenne eine Pissnelke, wenn sie vor mir steht."

Den Bauch vor lachen haltend, lasse ich mich auf das weiche Bett fallen. Es ist so bequem. Ich merke die Müdigkeit, bin allerdings noch viel zu aufgedreht um an das schlafen zu denken.

"Cat du bist mal wieder eine große Hilfe." sage ich nachdem ich Luft geholt habe. "Nein eigentlich ist alles ok. Nur mein Kopf..." Bevor ich weiter sprechen kann, funkt mir Cat dazwischen. "Ich weiß schon du machst dir bei Dingen wie Gedanken, Hoffnung und Nudeln immer zu viel."

Empört schnaube ich. "Ungekochte Nudeln wirken aber auch immer so wenig in der Verpackung." Ich kann sie förmlich die Augen verdrehen sehen. Aber die weiße Decke mit den Balken ist auch ganz attraktiv. "Sie quellen noch auf und außerdem wer um Himmels willen isst ein Kilo Nudeln?"

Mal wieder fällt mir auf wie einfach mich Cat ablenken kann, ohne das sie wusste das, das meine Intention war. Na gut, vielleicht hätte ich zum reden auch Helen angerufen. "Oh du hättest gerade hier sein müssen." Als ich genauer hinhöre, fallen mir die Verkehrsgeräusche im Hintergrund auf.

"Gerade ist ein Mann auf einem E-Scooter an mir vorbei gefahren." Diese Frau ist einfach nur verwirrend. Ein Amen an den Mann der sie irgendwann heiratet. "Und was ist daran besonders? Die sieht man doch in Los Angeles fast mehr als Autos."

Hätte ich mich jetzt aufgerichtet, dann könnte ich die ruhige Landschaft von Neuseeland sehen. Hier gab es E-Scooter glaube ich noch gar nicht. "Er trug einen Anzug und einen langen Mantel, der im Fahrtwind geflattert hat. Damit sah er aus als würde er zu seiner Arbeit in das Ministerium für Zauberei und Hexerei fliegen."

Ich brachte ein "Au" hervor als ich wieder anfing zu lachen. Mein Bauch tat wirklich weh. "Danke, Cat." bringe ich noch heraus. "Wofür? Ich weiß nicht was du meinst." Nachdem wir nur noch kurz über ihre Arbeit geredet haben, legen wir auf. Recht schnell habe ich mich Bett fertig gemacht und schlafe so mit meiner Schlafmaske und Stitch im Arm ein.

Mal sehen was morgen noch so passierte.

Falling in Love - Malec StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt