Kapitel 35

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Das Mädchen kniete sich neben mich und holte eine Packung Taschentücher heraus. Sie streckte es mir entgegen. Ich nahm es und drückte es auf meine aufgeplatzte Lippe.
"Alles in Ordnung?", fragte sie ruhig. Von der Unruhe und dem Ärger, die zuvor in ihrer Stimme mitgeschwungen hatten, merkte man nichts mehr. "Hmmm", brummte ich, das Taschentuch immer noch an die Lippe gedrückt. Nun ließ sich das Mädchen komplett neben mich sinken. Ich starrte einfach weiter gerade aus. Das jemand so für mich eingestanden hat, der mich nicht kannte, hatte ich noch nie erlebt. Nicht viele hatten den Mut einzugreifen, zu dem Leitwesen der Betroffenen. Um so dankbarer war ich.
"Danke.", sagte ich schließlich. Meine Stimme war eher ein Flüstern.
Das Mädchen blinzelte ein paar Mal und schaute mich aus großen braun-grünen Augen an.
"Du brauchst dich nicht bedanken.", sagte sie, "Ich hätte das für jeden getan." Ich nickte etwas abwesend. "Doch, ich muss mich bedanken.", sagte ich schließlich, "Nicht viele bringen den Mut auf jemandem zu helfen." Das Mädchen schaute auf ihre Hände. "Ich kann Ungerechtigkeit nicht leiden.", sagte sie, " Niemand hat es verdient beschimpft oder geschlagen zu werden." Ihre Stimme zitterte leicht, "Und niemand hat es verdient, dass man einfach nur weitergeht."

Diese Einstellung verwunderte mich. Hätte ich dieses Mädchen auf der Straße gesehen, hätte ich nicht vermutet, dass sie so einen Mut aufbrachte.

Ich stand auf. Mein Rücken machte ein ekliges Knackgeräusch. Ich biss die Zähne zusammen. Das Mädchen schaute mich besorgt an. "Geht's? Das klang ja unnatürlich."
"Ja geht.", sagte ich, "Ich muss nach Hause. Meine Geschwister machen sich bestimmt schon Sorgen." Das Mädchen nickte.

Ich drehte mich um und wollte gehen, aber einmal drehte ich mich noch einmal um. "Wie heißt du eigentlich ?"
Das Mädchen lächelte. "Anni."
Ich grinste. "Ich bin Alec. Also mach es gut Anni. Und nochmal vielen Dank."
Sie winkte ab. "Da nicht für Alec." Sie stand auf und klopfte mir zum Abschied auf die Schulter.

Magnus:
Zuhause ließ ich mich aufs Sofa fallen und holte mein Handy aus der Tasche. Ich starrte es an, als könnte es mit mir reden oder als würde es sich selbstständig machen. Sollte ich Alec anrufen? Ich starrte das Handy weitere Minuten an bis ich mich seufzend auf den Rücken fallen ließ. Das Handy konnte mir auch keine Antwort geben.

Wenn ich Alec jetzt anrufen würde, würde er mir wahrscheinlich einen Vortrag halten, dass ich das nicht wegen ihm hätte tun sollen. Ich grinste. Das möchte ich an Alec. Seine Besorgnis um andere. Ich lächelte noch breiter, als ich daran dachte, wie er aus der Wäsche schauen würde, wenn ich plötzlich in seiner Klasse aufschlagen würde. Würde er rot werden? Oder würde er lächeln? Oder beides? Eine wirklich süße Vorstellung.

Ich entschied mich ihm nichts zu sagen. Ich wollte den Überraschungsmoment auf meiner Seite haben und sein verdutzes Gesicht sehen. Sein wunderschönes Gesicht mit den ausdrucksstarken hellblauen Augen, die durch seine schwarzen Haare noch besser zur Geltung kamen und in denen ich mich jedes Mal verlieren konnte...

Konzentriere dich Magnus! Erstmal musst du beim Sekretariat anrufen und dir einen Platz besorgen und aes abklären. Also setzte ich mich seufzend wieder auf und griff erneut zum Telefon.

Es gab so lange kein Kapitel mehr. Es tut mir leid! 😟 Ich hoffe ich kann mich bald wieder aufraffen weiter zu schreiben. 🙂

Dance for me- Malec ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt