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Ein Jahr später

"Cassy! Du musst mir helfen. Ich kriege das Kleid nicht zu" hörte Brianna verzweifelt vom Nebenraum rufen. Ich schmunzelte und eilte zu ihr. Sie stand vor dem großen goldenen Spiegel und blickte verzweifelt zu ihrem wunderschönen weißen Kleid herunter.

Die Nervosität stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ich trat hinter sie und machte ihr das Kleid hinten zu. "Du brauchst nicht nervös zu sein. Du siehst wunderschön aus, Brianna" sagte ich und strich ihr beruhigend über die Arme. "Danke meine Liebe. Du siehst auch wunderschön aus." Ich umarmte sie und lächelte sie aufmunternd an.

Kurz bevor ich aus der Tür ging, hörte ich Brianna mich nochmal rufen. Ich drehte mich und schaute sie wartend an. "Er wird heute da sein, das weißt du oder?" Ich lächelte sie traurig an und nickte. "Ich weiß" sagte ich und ging schließlich aus dem Raum.

Nachdem Lennox ohne auf meine Anrufe und Nachrichten zu reagieren aus Stadt ging, hatte ich mich Zuhause zurückgezogen und mit fast niemandem gesprochen. Ich hatte eine ganze Woche lang Tag und Nacht nur geweint und kaum etwas gegessen.

Irgendwann stand Brianna in meinem Zimmer und sagte, dass sie und meine Vater sich sorgen machten. Ich wollte sie von mir stoßen, weil sie mich so sehr an Lennox erinnerte, aber letztendlich lag ich weinend in ihrem Armen und habe ihr alles gebeichtet.

Beide hatten es ziemlich locker gesehen, dass ihre Kinder ohne ihr Wissen eine Beziehung geführt hatten. Sie hatten ständig versucht mich aufzumuntern und Brianna redete mit meine Vater über Lennox nur dann, wenn ich nicht in der Nähe war beziehungsweise wenn sie glaubte, dass ich nicht in Nähe war.

Mit Jason war es anfangs etwas schwierig, aber inzwischen verstanden wir uns sehr gut, jedoch hatte ich ihm von Anfang an klar gemacht, dass ich nicht mit ihm über seinen Bruder reden würde.

Als es endlich so weit war, schnappte ich mir meinen Blumenstrauß und lief gemeinsam mit den anderen Brautjungfern nacheinander zum Altar. Ich lächelte meinen Vater aufmunternd zu als ich an ihm vorbei lief und stellte mich neben die anderen Brautjungfern.

Die Musik ertönte und alle hielten die Luft an, als Brianna durch die Tür kam. Rechts bei ihr eingehakt war Jason und links von ihr war Lennox.

Meine Augen weiteten sich und mein Mund stand leicht offen.

Ich spürte wie sich meine Brust vor Schmerz kurz zusammen zog und ich hoffte sehr, dass man mir von außen nichts anmerkte.

Er hatte sich verändert und zugleich sah er noch genauso aus wie vor einem Jahr. Seine Haare waren kürzer, sein Gesicht markanter und generell wirkte er einfach reifer als früher.

Er wirkte glücklich und lächelte seine Mutter an. Als er von ihr weg blickte, trafen seine Augen auf meine.

Sein Lächeln verrutschte.

Die Zeit schien still zu stehen und wir beide blickten uns einfach nur in die Augen. Seine haselnuss braunen Augen schienen direkt in mich hinein zu blicken. Ich fühlte mich furchtbar entblößt, da ich wusste, dass man mir den Schmerz, den er mir zu gefügt, ins Gesicht geschrieben stand.

Ich hatte das Gefühl nicht atmen zu können. Schließlich schaffte ich es mein Blick von ihm abzuwenden und schaute stattdessen zu Brianna. Sie sah glücklich aus. Ihr Blick ging zu meinem Vater, der sie genauso glücklich anblickte.

Er hatte es verdient. Meine Mutter war alles für ihn gewesen und liebte sie immer noch abgöttisch, aber er hatte endlich eine andere Frau in sein Leben gelassen und gelernt sie zu lieben.

Als alle drei direkt vor meinem Vater zu stehen kamen, drückten die Jungs ihrer Mutter jeweils einen Kuss auf die Wange und übergaben sie meinem Vater, bevor sie sich zu den anderen Herren auf der Rechten dazustellten.

Während der Zeremonie schaute ich überglücklich zu Brianna und meinem Vater und schaffte es nicht mir die Tränen zu verkneifen. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Lennox mich ununterbrochen zu beobachten schien. Ich ignorierte es und lief, nachdem ich dem frischgetrautem Paar gratuliert hatte, zur Toilette, um mir die etwas verschmierte Schminke wegzumachen.

Es war schönes Wetter, sodass die Feier draußen stattfand. Man hatte einen kleinen Pavillon aufgebaut, wo das Essen und die Getränke ausgegeben wurden.

Ich trat mit erneuerter Schminke aus der Toilette und lief den Gang entlang Richtung Hintergarten, bis ich mitten auf dem Weg wie erstarrt stehen blieb. Lennox stand angelehnt an der Wand blickte zu mir.

Mit letzter Kraft sammelnd versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr sein Anblick mich aus der Bahn warf und lief weiter. Mein Blick  war auf die Tür am Ende des Ganges gerichtet.

Als ich direkt neben ihm war und einfach weiter laufen wollte, spürte ich wie er mich am Arm festhielt.

"Geh nicht." hörte ich ihn neben mir sagen.

Beautiful Broken Things ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt