Schwach geworden

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(Kurzer Sichtwechsel zu Taddl an der Stelle, einfach weil es sich irgendwie angeboten hat.)

Es mussten mehrere Stunden vergangen sein, als Taddl zum ersten Mal das Gefühl hatte wieder zu Atem zu kommen. Er riskierte einen Blick zu dem Mann neben ihm, dessen blonde Haare klebten verschwitzt an seiner Stirn, die Lippen geschwollen von unzähligen Küssen, der Oberkörper mit dunklen Malen sowie Kratzern übersäht und auch er schien ein wenig um Luft zu ringen. Selbst dabei sah er einfach umwerfend sexy aus und am liebsten hätte er Simon ihn dafür geschlagen. Das musste doch verboten werden so verführerisch auszusehen, vorallem nach all dem. Generell musste es verboten werden das Taddl jemals wieder auf die Idee kam ihn zu so etwas zu verführen, weil Himmel er hatte noch nie etwas so intensives mit irgend jemandem erlebt oder geteilt und er wusste jetzt schon das er so viel mehr davon wollte. Das alles hatte ihn jetzt schon absolut süchtig gemacht und wie sollte er jemals wieder weniger wollen als genau das. Der bekloppte Plan mit der Freundschaft war nun endgültig bereit für den Sondermüll, weil er nicht in der Lage gewesen war sich zurückhalten zu können, nachdem Simon ihm so über das Gesicht gestreichelt hatte. Vermutlich in dem Glauben er würde noch schlafen. Das hatte ihn einfach schwach gemacht, er hatte mehr davon gewollt. Mehr Berührungen, mehr Küsse, mehr Nähe. All das, wovon er in der Nacht davor schon gekostet und sich nur aufgrund von Simons Alkoholpegel massiv zusammengerissen hatte. Obwohl es rückblickend betrachtet cleverer gewesen wäre, um sich irgendwie rausreden zu können. Aber nein, die Vernunft hatte natürlich zum falschen Zeitpunkt gesiegt und dafür verfluchte er sich lauthals, zumindest innerlich. Nach außen musste er einen tiefenentspannten Eindruck machen, das wusste er selbst. Sowas sah man ihm nie an und gerade in dieser Situation war das sein großer Triumph.
'Das hätte einfach nicht passieren dürfen, ohne Diskussion. Ich hatte einfach zu lange keinen Spaß mehr, deswegen werde ich so sentimental!' redete er sich selbst zu. Genau! So und nicht anders war es gewesen. Alles andere was er gerade gedacht hatte, dass musste am Restalkohol liegen und deswegen konnte er noch nicht klar denken. Das musste er jetzt nur noch Simon irgendwie klar machen, nicht das der Kleine am Ende noch sonstwas von ihm erwartete oder glaubte, dass das irgendeine tiefere Bedeutung hatte.
Ohne groß darüber nachzudenken stand er auf, sammelte seine Kleidung auf und zog sie sich über. "Was wird das jetzt?!" fuhr ihn der Blonde an. Er klang ziemlich wütend, aber es war ja nicht das erste Mal das sich Taddl in so einer Situation befand. Meist waren seine Bettpartner beleidigt wenn er einfach wieder ging. Aber damit musste man leben, wenn man sich auf ihn einließ. "Ich ziehe mich an mein lieber Simon. Das lernt normalerweise schon jedes Kleinkind. Tut mir leid das du sowas nicht zu wissen scheinst." Ein arrogantes Grinsen stahl sich auf seine Züge. "Das ist mir durchaus bewusst aber warum-" "Weil ich jetzt gehen werde mein Lieber deswegen. Ich meine, das war alles nicht schlecht und du bist auch nicht gänzlich untalentiert aber hüte dich davor dem eine zu große Bedeutung zu geben. Wir hatten unseren Spaß, das war es dann aber auch wieder." Als er ihm dabei ins Gesicht blickte sah er förmlich wie dem Jüngeren die Gesichtszüge entglitten und er aschfahl wurde. Aber das war ihm egal! Er würde jetzt gehen, er war Simon nichts schuldig und niemand hatte verlangt das er sich auf den Älteren einlassen sollte. Wenn ihm das tatsächlich wehtat, war das nicht sein Problem. Absolut nicht!
Trotzdem musste er sich beinahe von dem Anblick losreißen, bevor er die fremde Wohnung verließ...und so sehr er es auch leugnete, er verspürte zum einen ein schlechtes Gewissen und zum anderen war da dieses ganz leichte schmerzhafte Stechen in der Brust, was das Gedankenbild von Simons entgeistertem und verletztem Gesicht in ihm auslöste. Erst als er auf sein Handy sah, bemerkte er das er erneut fast die Kontrolle über sich verloren hatte.

26.01.2020
10:37

"Es tut mir leid."


Schnell löschte er die Nachricht wieder, noch bevor der Jüngere sie hätte lesen können.

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