Simon nahm nichts mehr wirklich wahr. Die schlanken Finger die sein Kinn umschlossen, der intensive Blick aus tiefblauen Augen der seinen gefangen hielt, die Stirn die gegen seine andere stieß, warmer Atem der sein Gesicht streifte. Für einen Moment war alles wie in Watte gepackt und für einen Moment zweifelte er an der Echtheit dieser Situation. Vorallem dann als er sich selbst nach vorn lehnte und den letzten Abstand zwischen ihnen überbrückte. Seine Finger fanden von selbst den Weg in das weiche, blaue Haar und krallten sich in jenem fest als ihre Lippen regelrecht aufeinanderprallten. Der Kuss hatte nichts sanftes an sich, schmeckte nach unerfüllter Begierde.
Sie passten perfekt zueinander. Nichts hatte sich jemals so natürlich und richtig angefühlt wie hier, in diesem riesigen menschenleeren Raum, leidenschaftliche Küsse zu teilen um der Sehnsucht nacheinander einen Ausdruck zu geben, wie es Worte niemals hätten tun können. Instinktiv konnten sie spüren, wonach sich der andere in dieser Sekunde verzehrte und ließen es sich nicht nehmen einander genau das zu geben. Simons Zähne gruben sich in die Unterlippe des Älteren, zogen forsch daran und entlockten diesem damit ein tiefes Seufzen. Taddls Hände gruben sich in die Hüfte des Jüngeren, förderten immer und immer wieder ein Keuchen zutage. Plötzlich wurde er unerwartet näher gezogen und fand sich in der nächsten Sekunde auf dem Schoß des Blauhaarigen wieder. Simon löste seine Finger aus eben jenen Haaren und ließ sie über Taddls Rücken und dessen Arme gleiten. Zärtlich streichelte er die Wirbelsäule entlang, erkundete die Muskeln unterhalb des Shirts und schmiegte sich nur noch näher an ihn. All seine Aktionen wurden mit wohligen Seufzern gegen seine Lippen quittiert und auch erwidert. Eine Hand löste sich von der Hüfte des Blonden und glitt über den Oberkörper nach oben und legte sich an seinen Hals, während der Daumen die Kieferkante nachzeichnete. Mit dem anderen Arm wurde der Jüngere umschlungen und mittlerweile dürfte nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen sie passen. Langsam aber sicher schlich sich doch ein Hauch von Zärtlichkeit ein, ohne dabei auch nur die geringste Menge an Leidenschaft einbüßen zu müssen. Ihre Herzen schlugen im Einklang, ihre Berührungen passten sich einander an und sie bildeten eine Einheit. Als wären sie nur dafür geboren, in dem anderen dieses unfassbar sinnliche Gefühl auszulösen und einander auf Wolken schweben zu lassen. Simon fühlte sich wie ein Watte gepackt und glaubte noch nie etwas schöneres in seinem Leben gefühlt zu haben.Keiner wusste ob Minuten oder Stunden vergangen waren, als sie sich das erste Mal wieder voneinander lösten. Die Haare von beiden waren komplett zersaust, die Wangen gerötet, die Unterlippe des Älteren blutete leicht während der Jüngere deutlich die Spuren fühlen konnte, welche die Hände des Anderen hinterlassen hatten. Sie schnappten nach frischer Atemluft, keiner wagte es zuerst aufzusehen. Simon hatte das Gefühl sein Herz schlug so heftig gegen seinen Brustkorb, dass es jeden Moment herauszuspringen musste und das Blut rauschte in den Ohren. In seinem Kopf herrschte ein unbeschreibliches Chaos, einen klaren Gedanken fassen, um zu begreifen was gerade eigentlich passiert war, stellte sich als unmöglich heraus. Der Blonde rang mit sich, versuchte irgendwie aus der Situation herauszukommen aber jede Faser seines Körpers fühlte sich versteinert an, auch wenn die heftigen Reaktionen eine andere Sprache zu sprechen schienen. Schlussendlich war es Taddl, der sich kurz räusperte, nur um sich im nächsten Moment schon wieder aus dem Staub machen zu wollen. Ein Ruck ging plötzlich durch den Körper des Jüngeren, er würde garantiert nicht zulassen, dass er JETZT allein gelassen wurde. "Bleib hier, bitte!"
"Warum sollte ich denn? Gib mir einen Grund." Da war er wieder, kalt und distanziert wie eh und je. Ganz im Kontrast zu vor einigen Minuten, als sie einander noch in den Armen gelegen hatten.
"Ich...also naja...darüber sollten wir schon reden...oder?" Seine Stimme bebte vor Unsicherheit, zögerlich blickte er den Blauhaarigen dabei an. Dieser zuckte nur unbeeindruckt die Schultern. "Du wolltest die Zunge in den Hals gesteckt bekommen, hast deinen Willen gekriegt und damit fertig. Case closed." Klatsch, die nächste verbale Ohrfeige. Er sollte es langsam vielleicht doch aufgeben, es endete doch jedes Mal so.
"Aber, wieso? Du...warum solltest du-"
"Keine Ahnung, mir war danach, wollte dich vielleicht auch einfach nur bisschen teasen. Keine große Bedeutung." Simon schluckte, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Er verstand einfach nicht, wie jemand ihm so gemischte Signale senden konnte. Alles an Taddls Verhalten sobald sie sich näher kamen versprach ihm Dinge, die seine unterkühlten Worte wieder zunichte machten. Wie konnte er ihn in der einen Sekunde SO küssen, nur um dann zu behaupten es würde nichts bedeuten? Auf diese Weise küsste man niemanden einfach so, oder war er einfach nur geblendet von seinen eigenen Wünschen und Sehnsüchten, ließen diese ihn die Situation einfach nur verschoben wahrnehmen? Nein, diese Küsse waren echt gewesen, genauso wie die Berührungen die sie einander hatten zukommen lassen. Nur was, wenn es doch keine Rolle spielte? Den Gedanken konnte er beinahe nicht zu Ende denken, verdrängte ihn aus seinem Kopf. "Aber du kriegst ja von mir anscheinend nicht genug." fügte der Ältere plötzlich noch hinzu und riss den Blonden aus seinem Gedankengang. "Bullshit." Er wollte sich nur noch schützen, aus Angst noch einen verbalen Schlag zu kassieren. Abstreiten und leugnen als neue Strategie."Wer wollte hier von wem abgeknutscht werden?"
"Und wer von uns hat wen beim letzten Mal verführt?" Ein tiefes Lachen löste sich aus Taddls Kehle. "Das kannst du nicht verführen nennen. Du warst mir doch verfallen bevor ich dich überhaupt angerührt habe."
"Schwachsinn"
"Beweis es mir Simi." Wieder dieses überhebliche, beinahe gefährliche Grinsen. Der Jüngere ahnte bereits in der hintersten Ecke seines Kopfes wie dieser 'Beweis' aussehen könnte und das er kläglich dabei versagen würde dem Älteren klarzumachen, dass er sich nicht mit allem was er hatte nach ihm sehnte. Rein rational wäre es also die klügste Entscheidung, diese Aufforderung abzuschlagen, aber was spielten Logik und gesunder Menschenverstand schon für eine Rolle wenn die Gefühle am Ende des Tages so oder so die Überhand gewannen? "Dann erklär mir mal wie." Er würde diese Worte bereuen, dessen war er sich sicher.
"Schlaf nochmal mit mir. Und erkläre mir danach ganz ausführlich warum du mir noch NICHT komplett verfallen sein solltest." Obwohl er es nicht wollte, nickte er. Mechanisch und ruckartig. Aber das war egal, um diese Entscheidung wieder zu revidieren war es schon davor zu spät gewesen.
Und in diesem Moment fühlte sich Simon, als hätte er sein Todesurteil unterzeichnet.
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Seelenpuzzle #Slowbrick
RomanceSeelenverwandte nach dem Gesetz der Polarität bedeutet, das perfekte Gegenstück zu jemandem zu bilden, sich perfekt zu ergänzen. Keine andere Beziehung kann auf Dauer funktionieren und das Zerbrechen dieser Bindung hinterlässt ewig währende Wunden. ...