Das Ass im Ärmel

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Wieder kassierte Simon einen verbalen Schlag ins Gesicht. Auch wenn es "erst" das zweite Mal gewesen war, dass Taddl ihn so weggestoßen hatte ging er davon aus, dies würde Alltag werden sobald sie sich in irgendeiner Art und Weise näher kamen. Beinahe als wollte ihm das Schicksal ins Gesicht spucken und sich über ihn lustig machen. Oder der Blauhaarige selbst, je nachdem wie man es nun betrachten wollte. Fest stand, auf Dauer würde er das nicht aushalten. Andererseits stand er der ganzen Situation aber grundsätzlich unbewaffnet gegenüber, er hatte keinen blassen Schimmer wie um Himmels Willen er damit umgehen sollte.
Träge schleppte er sich aus dem Bett, riss das Fenster auf um frische Luft in sein Schlafzimmer zu bekommen und begab sich danach unter die Dusche, um den Geruch nach Taddl von seiner Haut zu waschen, der aus irgendwelchen seltsamen Gründen regelrecht an ihm zu kleben schien. Naja, vermutlich steigerte er sich einfach nur zu sehr in die ganze Situation rein, das war schließlich sein Fachgebiet.

Irgendwie war Simon dennoch in der Lage gewesen, seinen Tag einigermaßen produktiv zu verbringen. Wenn er von dem kleinen Heulkrampf in der Dusche absah, als er begriffen hatte, wie billig er ausgenutzt worden war. Aber immerhin hatte er seine Wohnung etwas aufgeräumt und sich noch zumindest kurz hinter seine Skripte geklemmt, um die Klausuren nicht vollends zu verhauen.
Er hätte sich sicherlich auch noch länger damit ablenken können, wenn nicht Samuel und Kim am frühen Abend ungebeten in seiner Wohnung aufgetaucht wären. Warum hatte er ihnen nochmal den Zweitschlüssel gegeben? Vielleicht eine der dümmsten Entscheidungen seines Lebens, wie er feststellen musste. Genervt blickte er die beiden an: "Was wollt ihr denn hier?" Simon ahnte bereits das Schlimmste, als die beiden ihn mit einem Grinsen anstarrten, mit dem sie der Grinsekatze locker Konkurrenz machen konnten. Eine Antwort gab es allerdings nicht sofort, erst als sich der Blick des Blonden verdunkelte, gab sich die Freundin seines besten Freundes geschlagen und erzählte freudestrahlend von einem riesigen Projekt, welches sie tatsächlich organisieren durfte. Nun gut, nicht allein aber sie war zur Projektleitung ernannt worden und wollte das zum einen mit ihren Freunden feiern und zum anderen brauchte sie Leute, die gewillt waren dort eventuell einen kleinen Auftritt zu spielen. Gegen Bezahlung, verstand sich. Simons Gehirn ratterte und er musste sich die ganze Sache mehrfach erklären lassen, da er das ganze nicht sofort begriff. Ob es daran lag das Kim schneller sprach als ein Wasserfall? Möglich war es jedenfalls. "Also, nochmal zum Mitschreiben für Leute wie mich. Du willst JETZT mit uns Essen gehen und ICH soll einen kleinen Auftritt auf diesem Event hinlegen?" "Du hast es erfasst Simon. Das wäre eine riesengroße Chance für dich und außerdem müssen wir das Feiern weil ich monatelang für die Leitung dieses Projekts gekämpft habe und man sie mir ENDLICH übertragen hat." "Ich freu mich ja wirklich für dich und das ist super aufregend, aber ich weiß weder wer heute noch mitkommen soll noch was für ein Event das sein soll. Ich brauch ein paar Zusatzinfos." "Naja zu dem Essen haben wir nur noch Taddl, Ardy und dessen Freundin eingeladen. Und worum es bei dem Event geht würde ich euch gern beim Essen erklären." Das war doch schon wieder ein absolut beschissener Scherz. Klar Samuel und Taddl arbeiteten zusammen und schienen miteinander auszukommen, aber erstens seit wann war der Blauhaarige mit den beiden so Dicke, dass sie ihn zu so etwas einluden? Und zweitens seit wann kannten die beiden Ardy und Luna gut genug um sie ebenfalls dabei haben zu wollen? Simon verstand die Welt nicht mehr und kämpfte um sein Pokerface. Würde er jetzt zugeben, dass er wegen Taddl unmöglich mitkommen konnte würde er den beiden Erklärungen schulden, die er unter keinen Umständen abgeben wollte, weil er sich dafür insgeheim in Grund und Boden schämte. Ein komplett alberner Umstand, sich dafür zu schämen Sex gehabt zu haben. Aber das war nicht einmal das Problem, sondern die Situation danach. Er war wie ein Spielzeug in die Ecke gepfeffert worden, weil T genug gehabt hatte.
Er verzettelte sich so sehr in seinen Gedanken, dass sein emotionsloser Gesichtsausdruck einer verzweifelten und grübelnden Miene wich, was im Endeffekt doch für Nachfragen sorgte. Leise knurrend presste er daraufhin nur ein: "Spielt keine Rolle!" hervor, sagte allerdings im nächsten Satz bereits zu, damit sein Sandkastenfreund auf keinen Fall einen Rückschluss auf Taddl ziehen konnte. "Wieviel Zeit hab ich zum Umziehen?" "Eine halbe Stunde mein Lieber." Der 21-Jährige nickte und verschwand im Schlafzimmer, um sich einigermaßen schicke Kleidung überzustreifen.

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