Vielleicht lag es an dem Überschüss an Endorphinen und Adrenalin, der durch seine Adern gerauscht war. Vielleicht lag es an dem Gefühl der Euphorie, welches sich in seinem Körper ausgebreitet hatte Vielleicht lag es an dem Vertrauen, welches er ihm ohne zu zögern schenkte ohne das er sich dessen wirklich bewusst war. Vielleicht war es aber auch die Mischung von all dem, was ihn in diese Situation befördert hatte. Ihr Auftritt war großartig gelaufen, es war als wären nur sie beide in dem Raum gewesen, als wäre all das um sie herum nicht existent. Der tosende Applaus der tanzenden Menge bekräftigte sie nur darin, dass sie es großartig machten. Das sie großartig waren. Taddls Hand, die seine umschloss als sie sich am Ende bei dem Publikum bedankten und ihnen begeisterte Schreie entgegenschallten, sorgte dafür das Simon sich schwindelig fühlte. Er taumelte beinahe hinter die Bühne, stolperte in die Arme des Größeren. Aber er begriff nicht richtig, alles fühlte sich neblig an, fast als wäre er auf Drogen. Aber keine Substanz auf dieser Welt vermochte es ihn in solch einen Zustand zu versetzen. Simon dachte nicht nach, schlang die Arme um Taddls Hals und strahlte ihn dümmlich an, erntete dafür sogar ein leichtes Lächeln. Es war anders als sonst, zärtlich und beinahe liebevoll. "Komm Kleiner, ab nach Hause mit dir. Sobald dein Adrenalinschub nachlässt bist du vermutlich zu müde für irgendwas."
"Ich will aber nicht noch irgendwo hinlaufen müssen." Er schmollte, schob die Unterlippe vor und klimperte mit seinen langen Wimpern. "Soll ich dich jetzt tragen Prinzesschen?"
"Ja? Ich verstehe die Frage nicht."
"Nö vergiss es."
"Bitte bitte bitte?" Der Blauhaarige murrte leise. In jeder anderen Situation käme sich der Blonde lächerlich vor. Aber irgendwas lag in der Luft und er wollte mehr davon. Viel mehr.
Schlussendlich waren sie zu einer Art Deal gekommen. Simon würde zwar bis nach draußen laufen müssen, aber Taddl würde ihn tatsächlich in seine Wohnung tragen. Daraufhin grinste der Jüngere von beiden die ganze Zeit vor sich hin. Die intensiven Seitenblicke bemerkte er nicht. Und als sie schließlich gemeinsam aus dem Taxi stiegen klammerte sich der Blonde sofort wieder an dem Blauhaarigen fest und wurde tatsächlich bis in seine Wohnung getragen. Und er spürte, wie sich die Müdigkeit tatsächlich langsam in seinen Körper schlich und von ihm Besitz ergriff. Sein Kopf legte er auf der warmen Schulter ab, der Griff um den Hals wurde noch etwas fester und er atmete Taddls Duft ein. Ein leichter Geruch nach Schweiß und Kaffee haftete an seiner Haut, aber beides wurde deutlich von dem sinnlichen Parfümduft eingedämmt, obwohl dieses längst verflogen sein müsste. Sinnlich, intensiv, mysteriös kamen ihm sofort in den Kopf. Er konnte die Nuancen des Parfüms kaum auseinanderhalten, lediglich ein Hauch nach Lavendel und Zitrus stach aus dem sonst holzig, dunklem Geruch hervor. Es passte einfach perfekt, als würde es nur für Taddl hergestellt werden. Simon presste seine Nase in die Halsbeuge und atmete gegen die weiche Haut, was dem Älteren eine Gänsehaut bescherte.
Ruckartig wurde er abgesetzt, als sie irgendwie die Türschwelle übertreten hatten. Taddl versuchte sich aus dem Klammergriff zu winden, allerdings hatten sich die Arme des Blonden wie ein Schraubstock um ihn gelegt. "Bleib hier. Ich kann sonst nicht schlafen."
"Und was soll ich dagegen unternehmen? Dir ein Schlafliedlichen trällern?"
"Nein, das ist albern."
"Du verhälst dich gerade albern Simon. Wie alt bist du nochmal? 5?"
"Darf ich als erwachsener Mensch nicht auch einfach kuscheln wollen?" Er klang jetzt tatsächlich wie ein trotziges Kleinkind, schob es auf die stärker werdende Müdigkeit. "Und warum sollte ausgerechnet ich mit dir kuscheln wollen?"
"Du hast mich vorhin geküsst. Und du hast schon mit mir geschlafen. Was ist dann das Problem mit Kuscheln?"
"Ich hab dich vorhin nur geküsst damit du deine verdammte Klappe hälst und nicht weiter so sinnloses Zeug faselst."
"Dann probiers doch jetzt nochmal. Vorhin hats funktioniert."
"Willst du mich verarschen Simon?!"
"Na komm schon. Küss mich. Jetzt und hier. Keine Ausreden. Oder hast du etwa Angst?"
"Ich glaube lediglich das du immernoch nicht wieder ganz klar in der Birne bist."
Der Blonde stellte sich auf die Zehenspitzen, blickte ihm herausfordernd in die Augen, ließ seine Stirn mit der von Taddl kollidieren. "Für dich spielts doch eh keine Rolle. Ein Kuss mehr oder weniger machts auch nicht mehr. Das hier ist doch eigentlich eh schon komplett verkorkst."
"Ich wills aber nicht noch mehr versauen ok?!" Ruckartig wurde er von dem warmen Körper weggestoßen. Der Blauhaarige wandte sich um und griff bereits nach der Türklinke. "Warum nicht? Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl das es dich in irgendeiner Form juckt was hier eigentlich abgeht. Woher der Sinneswandel?"
"Ich knutsche weder mit meinen Freunden rum, noch schlafe ich mit ihnen. Diskussion beendet."
"Dann hättest du mich vorhin auch nicht küssen dürfen."
"Notlösung." Seine Hand sackte herunter und der wandte sich wieder um. "Simi ich weiß das du sehr emotional bist und das du dir über Kleinigkeiten zu viele Gedanken machst. Deswegen wäre es besser wenn wir es dabei belassen. Ich gehe jetzt, wir vergessen das was Backstage war und reden nicht mehr drüber."
"Ist es das was du willst Taddl? Ist es das was du wirklich willst?"
"Ja. So und nicht anders. Ich will mit dir befreundet sein und damit Schluss." Simon überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit wenigen Schritten und küsste ihn. Damit er jetzt aufhörte zu reden. Sofort wurde die Geste erwidert, lange filigrane Finger schlichen sich in sein wirres Haar und krallten sich in diesem fest. Wie schon beim letzten Mal fanden ihre Münder im Einklang zusammen, ihre Körper drängten sich aneinander und dem Jüngeren entglitt beinahe ein heiseres Keuchen als er gegen die Wand gepresst wurde. Die Hände lösten sich aus seinen Haaren, packten ihn an der Hüfte und hoben ihn hoch, der Abstand zwischen ihnen wurde noch geringer. Doch plötzlich riss sich Simon von ihm los, schnappte kurz nach Luft und blickte dem Älteren herausfordernd ins Gesicht. Die Wangen waren bereits jetzt gerötet und auf den sonst so klaren Augen lag der Hauch eines Schleiers. "Sag das nochmal Taddl. Sag mir hier und jetzt das du das, das du mich nicht willst. Und wage es dir nicht zu zögern. Sollte dir doch nicht schwerfallen, so sicher wie du dir gerade eben noch warst."
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Seelenpuzzle #Slowbrick
RomanceSeelenverwandte nach dem Gesetz der Polarität bedeutet, das perfekte Gegenstück zu jemandem zu bilden, sich perfekt zu ergänzen. Keine andere Beziehung kann auf Dauer funktionieren und das Zerbrechen dieser Bindung hinterlässt ewig währende Wunden. ...