It still hurts

502 41 26
                                    

Also eigentlich war an der Stelle etwas anderes geplant... aber naja @/splatterwitch made me do it. Und so kam dieses kleine Übergangskapitel, ebenfalls wieder aus T's Perspektive, zustande. Ich hoffe dir gefällts, und allen anderen natürlich auch. (:

xoxo Cat

_________________________________________

Seine Welt war grau und kalt geworden. Die letzten Tränen waren vor Stunden aus seinen Augenwinkeln geflossen, seine Kehle fühlte sich staubtrocken an und seine Augen brannten. Er wusste nicht wie er es geschafft hatte sich in sein Schlafzimmer zurückzuziehen. Er wusste nicht wann er seine Kleidung abgestreift und sich nur in Unterwäsche in die Decken verkrochen hatte. Irgendwo in der Ferne seines Bewusstseins hörte er, wie sein Handy klingelte. Er ging nicht ran, wusste nicht mal wo es sich aktuell befand. Die Wärme seines Bettes drang nicht zu ihm durch, heizte lediglich die Haut ein wenig von außen auf. Gegen die Kälte in seinem Inneren konnte er nichts unternehmen.
Immer wieder versank er in unruhige Träume, die sich nur um ihn drehten. Wieder und wieder riss er die Augen auf, nur um festzustellen das er allein war, auch wenn er dank der Dunkelheit nichts erkennen konnte. Aber er wusste instinktiv, das niemand hier sein konnte. Die restliche Nacht verlief schlaflos und endete mit imaginären Löchern in der Decke.
Irgendwie war er am nächsten Tag in der Uni gelandet, beziehungsweise sein Körper war es. Effektiv bekam er kein Wort von dem mit, was die Dozenten vor sich hinredeten. Seine Gedanken waren irgendwie nirgendwo aber doch bei einer ganz bestimmten Person. Es tat weh, aber er hatte kein Recht in Selbstmitleid zu versinken. Er war selbst Schuld. Die mitleidigen und auch besorgten Blicke seiner Kommilitonen bemerkte er nicht. Oder er ignorierte sie, im Grunde wusste er das selbst nicht so genau.
Auch zu Hause, insofern er diese Wohnung denn so nennen konnte, hatte er keine Chance sich auf die Skripte zu fokussieren. Die Worte verschwammen vor seinen Augen zu einem undefinierbaren Haufen an Buchstaben, den er nicht vernünftig entziffern konnte. Sein Magen knurrte, Hunger hatte er keinen. Sein Mund war trocken, trotzdem blieb die Wasserflasche auf dem Tisch unberührt. Seine Augen fielen ihm beinahe zu, aber an Schlaf war nicht zu denken. Alles war leer, der Schmerz nur noch dumpf. Er wünschte sich das es anders wäre, nur um sich daran zu erinnern das er noch am Leben war.

"Wie lange geht das jetzt schon so?" Er zuckte die Schultern. Zeitgefühl hatte er keins mehr. Es könnten Tage, Wochen oder sogar Monate sein. Ein frustriertes Schnauben seines Gegenübers, weil die Antwort ausblieb. "Kann es sein das du depressiv bist?" Dumme Frage. "Vielleicht." Emotionslos, kalt aber dennoch schmerzverzerrt klang seine Stimme. Er hatte sie selbst schon lange nicht mehr wahrgenommen. "Verdammt du musst da wieder raus. Dich in deinem Liebeskummer zu ertränken bringt dir nichts." Ein erneutes Schulterzucken war die Antwort. Er wollte das eigentlich nicht. Denn der dumpfe Schmerz erinnerte ihn daran das die Dinge, die passiert waren, echt waren. Das sie beide für einen Moment echt gewesen waren. Bevor er es zerbrochen hatte, als hätte er ein Glas gegen die Wand geschmettert. "Du schuldest mir übrigens noch immer eine Erklärung."
"Frag ihn doch. Lass mich in Ruhe."
"Haha, sehr witzig. Ich bin der letzte mit dem er reden würde."
"Nicht mein Problem." Seine Stimme brach, seine Kehle schmerze. Er wusste nicht das Sprechen so anstrengend sein konnte.

Irgendwie lief sein Leben weiter. Mehr schlecht als recht aber irgendwie blieb er nicht stehen. Wie er das schaffte, er wusste es nicht. Vermutlich weil die Leute von außen gehörig nachhalfen. Allein wäre er vermutlich nicht einmal mehr am Leben. Selbst zum Essen und Trinken musste er gezwungen werden. Er verlor Gewicht, aber zumindest überlebte er. "Du solltest vielleicht doch mal über eine Therapie nachdenken. Du musst da wieder rauskommen. Ich meine, das ganze ist jetzt über 1½ Jahre her. Aber du versuchst nicht einmal darüber hinwegzukommen."
"Halt den Mund Luna. Ich brauche keine Hilfe. Ich komm klar." Es nervte. Er wollte keine Hilfe. Er wollte das ihn der Schmerz bis ans Ende seines Lebens begleitete, ihn kontinuierlich daran erinnerte was er verbockt hatte. Er verdiente es nicht, sich ok zu fühlen. Das einzige was er verdient hatte, war das durchgehend schmerzhafte Pochen seines Herzens, welches seinen Körper irgendwie am Leben hielt.

Es tat auch nach 4 Jahren immernoch weh. Aber er kam damit klar, hatte eingesehen das es nichts brachte wenn er sich in Selbstmitleid ertränkte. Denn auch dieses Mitleid verdiente er nicht. Seufzend speicherte er die Worddatei auf seinem PC und schaltete diesen aus. Irgendwie hatte er sein Studium hinter sich gebracht und arbeitete mittlerweile bei einem Marktforschungsinstitut. Er wäre lieber irgendwo in einer Redaktion gelandet, aber das Leben verlief schließlich selten so, wie man es sich vorstellte. Und irgendwie mochte er den Job mittlerweile, zumindest reichte es aus um jeden Tag pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. "Hey T, du machst mal pünktlich Feierabend?" Sein bester Freund lehnte lässig im Türrahmen seines Büros."Sehr lustig Ardian. Du weißt ich halte meine Versprechen immer."
"Bis auf ein einziges. Wann hast du vor das einzulösen?"
"Ich werde ihn nicht mehr wiedersehen. Er war damals sehr deutlich."
"Aber fragst du dich nicht was aus ihm geworden ist? Wie es ihm geht und was er macht?" Sie beide vermieden es bewusst, den Namen laut auszusprechen. Das hielt er noch immer nicht aus. "Natürlich. Aber es geht mich nichts mehr an. Ich habe kein Recht darauf es zu erfahren."
"Liebst du ihn noch? Genauso wie vor 4 Jahren?" Die Frage traf ihn unvorbereitet, direkt ins Gesicht. Ardy kannte die Antwort darauf, mit Sicherheit tat er das. Trotzdem fragte er nach, wollte es aus dem Mund seines besten Freundes hören. "Natürlich." Es war eine nüchterne Feststellung, eine Tatsache die sich in diesem Leben nicht mehr ändern würde. Taddl würde Simon bis zu seinem letzten Atemzug lieben. "Hast du was anderes erwartet?" Das Lachen seines besten Freundes erhellte den Raum. "Nein hab ich nicht."
"Warum fragst du dann?"
"Samuel hat angerufen. Kim hat nächste Woche Geburtstag und sie möchte uns gern dabei haben. Ganz besonders dich."
"Obwohl ich sie schon so lange nicht mehr gesehen habe?"
"Gerade deswegen du Idiot."
"Ist er auch da?"
"Bestimmt."
"Dann kennst du meine Antwort." Wenn Blicke töten könnten wäre er jetzt sicherlich hier und jetzt, auf der Stelle umgefallen. Ardys Blick war finster. "Hör auf dich zu verstecken. Dafür hattest du lang genug Zeit. Taddl warf ihm einen genervten Blick zu, nickte aber schlussendlich doch. Solche Diskussionen waren reine Zeitverschwendung. Es war besser wenn er sich gleich ergab.

Er fühlte sich fremd auf der Party, obwohl solche Zusammenkünfte bis vor einigen Jahren noch so etwas wie sein zweites Zuhause gewesen waren. Aber irgendwie war er nach all dem Vorfall nicht mehr an all dem interessiert gewesen. Im Gegenteil, es hatte ihn angeekelt wie sich die Leute mit Alkohol zugeschüttet und sich einander wie rollige Hunde an den Hals geschmissen hatten. Diese Art von Begierde war nichts als ein Schein, genährt durch Substanzen die Bewusstsein und Wahrnehmung manipulierten. Kaum einer dieser Leute wusste wohl, was es wirklich bedeutete jemanden zu begehren und in einem Sturm aus Liebe und Leidenschaft zueinander zu finden. Und er selbst hatte nur kurz von dieser sinnlichen Frucht kosten dürfen. Aufgrund dieser plötzlich Ablehnung hatte er sogar den Job gewechselt, einfach weil er weder den Anblick ertrug, noch bereit dazu war diese Gelage weiter anzufachen.
Und trotzdem war er hier geendet, in seiner Hand hielt er sogar ein Bier. Der Geschmack ekelte ihn mittlerweile an, aber er hielt es gerade noch aus. Ardy und Luna waren schon längst verschwunden und hatten sich mit Samuel in eine Ecke verzogen, vermutlich um zu lästern. Denn das beherrschten die 3 außerordentlich gut, auch wenn man das kaum vermuten würde. Kim wurde hingegen durchgehend belagert und mit Glückwunschen und Geschenken nur so überhäuft. Irgendwo am anderen Ende des Raumes hatte er Niko und Ivan entdeckt, an die er sich nur flüchtig erinnern konnte. Er hatte die beiden gemocht, aber kannte sie nicht genug um die Tanzfläche zu überqueren und ein Gespräch mit ihnen anzufangen. Frustriert blickte er sich erneut um, in der Hoffnung die 3 Lästertanten irgendwo ausfindig machen zu können. Stattdessen blieb sein Blick an einem anderen Gesicht hängen. Die grünen Augen leuchteten ihn durch das dunkle Makeup über die Entfernung hin an. Und an der Art, wie das bis gerade eben amüsierte Lachen von seinen Lippen verschwand, wusste er das Simon ihn ebenfalls bemerkt hatte.

Seelenpuzzle #SlowbrickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt