5. Gefährliche Gassen

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Mit einem tiefen Seufzen rieb ich mir erschöpft über die geschlossenen Augenlider. Meine Augen schmerzten und ich war hundemüde. Ich saß auf dem Boden in meinem Wohnzimmer, inmitten von unzähligen Papieren und natürlich auch meinem Laptop. Addison hatte mich mit tausenden Dingen beauftragt. Als Strafe, dass ich mich ihr Widersetzt hatte.

Den Überblick über die ganzen Berichte und die Korrekturen, die ich für sie erledigen sollte, hatte ich bereits vor Stunden verloren. Mittlerweile bestand alles nur noch aus Buchstaben, die immer weniger Sinn ergaben.

Es war mitten in der Nacht, doch ich hatte noch so einiges zu tun. So sehr ich diese gnadenlose Frau für ihr Talent bewunderte, so sehr hasste ich sie für ihre Bestrafung.

Gähnend ließ ich mich nach hinten auf den Rücken fallen und hörte dabei unter mir das knistern des Papiers. Das alles machte keinen Sinn. Mit dem Unterarm über meinen Augen, versuchte ich wenigstens eine Minute an Ruhe zu fassen, doch sogar dabei drehten sich meine Gedanken nur über meine Aufgabe. Ich verfluchte diese Frau innerlich dafür, dass sie mir meinen Schlaf raubte.

Das alles führte zu nichts. Mein Kopf wollte nicht mehr arbeiten und mein Körper gehorchte mir beinahe auch nicht mehr. Ich musste ins Bett. Dann würde Addison eben etwas länger auf ihre Berichte warten. Darauf würde es auch nicht mehr ankommen.

Mit ungeheuren Nackenschmerzen und verkrampften Beinen, stand ich letztendlich auf und torkelte ins Schlafzimmer. Dabei ließ ich alles, so wie es war auf dem Boden verteilt und machte mir nicht mal die Mühe irgendetwas davon wegzuräumen.

Im Schlafzimmer angekommen, krabbelte ich sofort auf die Matratze und kuschelte mein Gesicht ins Kissen. Nur gut, dass ich bereits Shirt und Jogginghose trug. So musste ich mich nicht auch noch umziehen.

Tief inhalierte ich den frischen Duft meiner frischen Bettwäsche und fühlte mich sofort ruhiger. Als mir dann aber doch noch langsam die Luft ausging, legte ich den Kopf zur Seite und starrte mit halb geschlossenen Lidern das Fenster an. Und anstatt, dass ich endlich mal den Kopf abschalte, dachte ich wieder daran, wie die Krähe bei mir eingebrochen war ohne, dass ich es überhaupt bemerkt hatte.

Ungeschützt und ahnungslos befand ich mich mit diesen Kriminellen in einem Raum. Er hätte sonst was tun können und ich hätte nichts davon mitbekommen.

Bei diesen Gedanken jagte es mir eiskalt den Rücken runter. Augenblicklich setzte ich mich wieder auf, ohne meinen Blick von dem Fenster zu nehmen. Ich musste zugeben, dass ich mich dadurch in meinem eigenen Zuhause nicht mehr sicher fühlte. Auch, wenn in dieser Nacht nichts passiert war. Es hätte nun mal etwas geschehen können. Es hätte immerhin jemand anderes sein können, mit ganz anderen Absichten. Wir lebten in gefährlichen Zeiten und außerdem hatte ich einige Feinde, die mich am liebsten Tod sehen würden.

>>So ein Mist<<, seufzte ich und stand auf. An Schlafen war in dem Augenblick überhaupt nicht mehr zu denken. Jedenfalls nicht, wenn ich alleine war. Die letzten Tage hatte ich nur Schlaf finden können, weil Joseph bei mir war. Doch noch bevor er irgendwann auch noch hier eingezogen wäre, hatte ich ihn gebeten zu gehen. Ich hatte ihm versichert, dass ich es auch alleine schaffen würde, doch wie es aussah, tat ich es nicht.

Am Fenster angekommen, schob ich die Vorhänge zur Seite und schaute kurz hinaus, ehe ich das Fenster entriegelte und es öffnete. Kalte und frische Luft kam mir entgegen und ließ mich erzittern.

Die Temperaturen gingen immer weiter runter und der Sommer war schon längst vorbei. Ich war wohl eher der Herbsttyp, denn mir gefiel die Frische und die bunten Blätter. Auch, wenn so manche Kälte unangenehm war, fühlte ich mich zu dieser Jahreszeit immer gleich besser.

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