15. Die schwarze Krähe

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So gut ich konnte, schlich ich mich an die Halle heran. Nachdem ich die Lage abgecheckt hatte und mir sicher war, dass sich die bösen Kerle alle vor der Halle versammelt hatten, beschloss ich den Hintereingang zu benutzen.

Viel Deckung hatte ich zwar nicht, doch ich nutzte die, die mir blieb voll aus. Und zu meinem Glück hatte ich mich bereits so oft und sehr gut verstecken können, sodass ich ziemlich viel Übung darin hatte und mich keiner dieser Leute bemerken konnte.

So gelangte ich ohne Probleme zum Hintereingang und setzte meinen bescheuerten Plan durch. Vorsichtig und ganz leise zog ich die Metalltür auf und begann zu beten, dass keiner der sich innen befand, das quetschende Geräusch zu hören bekam.

Ebenso leise betrat ich die Halle schloss die Tür wieder hinter mir und befand mich augenblicklich in einem dunklen Gang, sodass ich kaum meine eigene Hand vor den Augen sehen konnte.

Mehrmals blinzelnd versuchte ich mich an die Dunkelheit zu gewöhnen, was nicht gerade einfach war und machte die ersten Schritte vorwärts.

Weit am anderen Ende des Ganges konnte ich einen Durchgang sehen - eine offene Tür, die zu einem beleuchteten Raum führte. Darauf steuerte ich gezielt zu und versuchte dabei nicht gegen irgendwelche Gegenstände zu stolpern oder Krach zu machen.

>>Alles sauber<<, sagte mit einem mal eine tiefe Stimme jenseits des Durchgangs. Augenblicklich drückte ich mich gegen die Wand und hielt die Luft an. Dabei betete ich wieder mal, dass keiner den Gang, in dem ich mich befand, betreten und mich damit entdecken würde.

Ich lauschte den Schritten, die sich glücklicherweise immer weiter von mir entfernten und dann gänzlich verstummten. Doch dann hörte ich weitere Stimmen. Leiser und weiter weg. Das war mein Stichwort, um endlich weiterzugehen. Also stieß ich mich von der Wand ab und schlich weiter den gang entlang.

Am Durchgang angekommen sah ich zunächst die Paletten, auf denen sich hoch gestapelte Kisten mit irgendwelchen Zeug befanden.

Geduckt und auf leisen Sohlen machte ich einen Schritt nach dem anderen, um mich zwischen den Kisten zu verstecken und dabei dennoch einen guten Überblick über das darauffolgende Geschehen zu haben.

Mitten in der Halle befanden sich ebenfalls bewaffnete Männer, die sehr offensichtlich zu zwei unterschiedlichen Gruppen gehörten. Gefährlich standen sie sich gegenüber und waren bereit dafür sein Gegenüber abzuknallen, sobald dieser auch nur eine falsche Bewegung machte.

Und zwischen diesen Männern standen zwei weitere Personen. Ohne Waffen in den Händen und gut gekleidet. Der eine war ein kleinerer Mann asiatischer Herkunft, mit einem kahlgeschorenen Schädel, - wobei sein Kinn von einem grauen Bart bedeckt war - und gekleidet in einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug.

Die andere Person war eine Frau. Ebenfalls älter und mit gräulichen, hochgesteckten Haaren. In einem schwarzen Kleid stand sie da und strahlte so viel Autorität, so viel Macht aus, dass es sogar mir die Knie weich werden ließ. Ihr ausdrucksloses und kaltes Gesicht jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Ihr gesamtes Auftreten strahlte nur eines heraus. Tödliche Gefahr. Sie war verdammt gefährlich, das wusste ich sofort. Und dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, sie irgendwoher zu kennen.

>>Wieso treffen wir uns hier?<<, fragte mit einem mal der Asiate mit eindeutigen Akzent.

>>Weil ich es so sage<<, antwortete die Frau und sogar ihre harte und ausdruckslose Stimme hörte sich eisig an.

Ich biss mir fest auf die Unterlippe. Ich sollte nicht hier sein. Überhaupt nicht. Ich sollte abhauen, bevor ich erwischt und auf der Stelle hingerichtet wurde. Doch irgendwas in mir hielt mich davon ab. Irgendetwas ließ mich auf der Stelle verharren. So als wäre ich am Boden festgewachsen. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen. Etwas in mir hielt mich gefangen und zwang mich dazu dort zu sein. Zwang mich dazu das alles mitanzusehen.

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