17. Das Opfer

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Als ich aufwachte, zischte ich gleich schmerzhaft auf. Jeder einzelne Knochen in meinem Körper tat weh. Nach diesen furchtbaren Gespräch und meinen darauffolgenden Zusammenbruch, was ich doch tatsächlich auf dem Boden, in meiner hockenden Haltung eingeschlafen.

Meine Augen waren verquollen und brannten höllisch, da ich einfach nicht aufhören konnte zu weinen. Mein Hals fühlte sich an wie ein Reibeisen, bei jeden Geräusch, das es verließ und meine Stimme hatte sich ebenfalls von mir verabschiedet.

Immer wieder aufstöhnend versuchte ich aufzustehen und gleichzeitig ganz vorsichtig meine Glieder zu strecken. In dem Moment fühlte ich mich, als wäre ich hundert Jahre alt.

Ich stemmte mich langsam an der Wand hoch und blieb einen Augenblick stehen, weil mir plötzlich schwindelig wurde. Meine Gedanken drehten sich, genauso wie die gesamte Einrichtung um mich herum. Ich erinnerte mich wieder einmal daran, was gestern geschehen war und konnte erneut diesen zerreißenden Schmerz in meiner Brust spüren.

Noch immer konnte ich nicht fassen, was geschehen war. Es wollte einfach nicht in meinen Kopf eindringen, dass Lucas die schwarze Krähe war. Und das obwohl er es mir auch noch gestanden hatte.

Seufzend fuhr ich mir mit der Hand übers Gesicht und schlürfte in die Küche, um etwas zu trinken. Durch das ganze Weinen, war meine Kehle so trocken, wie die Wüste und es tat sogar das Einatmen weh.

Erschöpft stützte ich mich am Waschbecken ab, griff nach einem Glas, welches daneben auf der Anrichte stand und befüllte es mit Wasser. So gierig, wie noch nie, trank ich das ganze Glas aus und keuchte schwer nach Luft, nachdem ich fertig war.

Das nun leere Glas wieder auf die Anrichte stellend, stützte ich mich wieder mit beiden Händen am Becken ab und starrte aus dem Fenster vor mir nach draußen. Die Sonne war erst dabei aufzugehen und tauchte den Himmel in verschiedene Farben ein. Doch so schön der Anblick auch war, so konnte ich ihn kein bisschen genießen.

Stattdessen stellte ich mir immer wieder die Frage, was ich jetzt tun sollte? Jahrelang hatte ich versucht die schwarze Krähe zu finden. Hatte versucht ihn zu demaskieren. Und nun wusste ich, wer sie in wirklich war. Wer sie schon immer war. Wie sollte ich es jetzt noch zu ende bringen?

Mit dieser erschütternden Wahrheit war meine gesamte Arbeit binnen eines Wimpernschlages ruiniert. Und selbst wenn mich diese Wahrheit so sehr gebrochen hatte, so konnte ich Lucas einfach nicht ausliefern. Da hielt sich sogar die knallharte Journalistin in mir zurück. Trotz alldem bedeutete mir dieser Mistkerl einfach viel zu viel.

Langsam die Luft ausstoßend schloss ich die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. Ich steckte tief in einem Dilemma fest. Aber mit diesen Wissen konnte ich meine Arbeit einfach nicht länger fortführen. Für die Zeitung konnte ich einfach nicht länger hinter schwarzen Krähe her sein. Was hatte das noch für einen Sinn? Es war vorbei, denn ich wollte ihn dennoch nicht in Gefahr bringen. Ich wollte ihn einfach nicht an die Öffentlichkeit und auch nicht an die Polizei ausliefern. Ich musste Addison irgendwie beibringen, dass ich raus war. Und das obwohl mich der Gedanke beinahe so sehr umbrachte, wie der Verrat von Luke.

Wie von selbst wanderte meine Hand zu meinem Herzen. Ich legte diese auf meine Brust und krallte die Finger in mein Shirt hinein. Noch immer merkte ich den Schmerz in der Brust, doch alles andere fühlte sich einfach nur taub an.

Kurze Zeit später ließ ich den Kopf wieder hängen und stieß mich vom Waschbecken ab. Mit schwachen Beinen ging ich ins Badezimmer und wollte die Anstrengung und die Geschehnisse der letzten Nacht von mir abwaschen.

Zu schade, dass ich auch nicht die Erinnerungen mit dem Wasser wegspülen konnte.

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 Lustlos saß ich an meinem Schreibtisch und wippte auf dem Stuhl vor und zurück. Keine Ahnung, was ich machen sollte. Geschweige davon, wieso ich überhaupt zur Arbeit gegangen war. Na ja, ich hatte gehofft, dass es mich irgendwie ablenken würde, doch dem war nicht so.

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