8. Weckruf

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Zugegeben.. Nach den letzten Ereignissen, fiel es mir schwer mich noch auf irgendetwas in meinem Leben zu konzentrieren. Zwar hatte ich mir vorgenommen meine Arbeit besser zu machen, doch auch dieser Plan fiel achtlos ins Wasser. Meine Konzentration war auf den Tiefpunkt gesunken und ich konnte mich nicht einmal mehr wegen Addison ärgern, die mir die idiotischsten Aufgaben auferlegte, die auch jeder Praktikant erledigen konnte.

Sogar Joseph blockte ich in letzter Zeit komplett ab. Und im Hunt hatte ich mich ebenfalls seit einiger Zeit nicht mehr blicken gelassen.

Seit dieser Sache mit Lucas schien meine Welt auf dem Kopf zu stehen. Immer wieder dachte ich daran zurück, wie er mich in seinen Armen gehalten hatte, mich wortlos getröstet und ich ohne Scharm vor ihm geweint hatte. Danach hatten wir auch nicht mehr miteinander geredet.

Obwohl er sich, an diesen Abend, immer wieder bei mir entschuldigt hatte, wusste ich dennoch nicht so richtig, was ich davon halten sollte. Es hatte einen Grund dafür gehabt, wieso er mich so lange gemieden hatte. Ob es an ihm lag oder an mir. Vielleicht aber auch an uns beiden. Dennoch wollte er mir die Wahrheit nicht sagen. Es standen so viele Geheimnisse zwischen uns, die es mir verdammt schwer machten ihm zu glauben.

Doch obwohl ich all diese Gefühle in mir trug, war da noch immer dieses Gefühl der Sicherheit in mir. Da war diese eine kleine und leise Stimme, die mir immer wieder zuflüsterte, dass ich diesen Mann dennoch vertrauen konnte. Dass er mir nie etwas schlechtes antun würde.

Obwohl ich meinem Inneren Ich immer trauen konnte und es mich nie enttäuscht hatte, hegte ich dieses Mal dennoch Zweifeln daran. Ich zweifelte daran, ob ich meinen eigenen Gefühlen trauen konnte, gerade weil noch so vieles verborgen blieb.

Vielleicht aber konnte ich diese Zweifel loswerden, wenn ich mehr Zeit mit ihm verbringen würde. Vielleicht konnte ich das Gefühl der vollkommenen Sicherheit wieder erlangen, die ich schon damals Lucas gegenüber gespürt hatte.

So vieles hatte sich in mir angestaut. So viele Gefühle und Gedanken, mit denen ich einfach nicht zurecht kam. Lange hatte ich über all das nachgedacht, dennoch war ich noch zu keinem Entschluss gekommen.

Eines stand jedoch für mich fest. Ich wollte ihn wieder sehen. Ich wollte wieder mit ihm reden. Ihm wieder in die Augen sehen können, nur damit ich mir immer wieder sicher gehen konnte, dass er es wirklich war. Denn dieses Wiedersehen fühlte sich manchmal an, als wäre es nur ein schöner Traum gewesen.

Manchmal, wenn ich in meinem Bett aufwachte und an die Decke starrte, fragte ich mich, ob die Sache wirklich geschehen war. Ob er mich wirklich in dieser Gasse gerettet hatte. Ob er mich wirklich in seinen wohltuenden Armen gehalten hatte.

Jedes mal, wenn ich darüber nachdachte, spürte ich diesen stechenden Schmerz in meiner Brust. Was, wenn es doch nur ein Hirngespinst war? Nur ein schöner Traum?

Manchmal verwischten die Grenzen, zwischen Traum und Realität, sodass ich beinahe glaubte meinen Verstand zu verlieren.

Mein Zustand trug sogar dazu bei, dass ich öfters als sonst mit meiner Mutter telefonierte. Was ihr wiederum noch mehr sorgen bereitete.

>>Liebling, meinst du nicht, dass es vielleicht besser wäre doch noch einen Therapeuten aufzusuchen?<<

Mit den Augen rollend, ließ ich den Kopf hängen. Ich lag rücklings auf der Couch, wobei ich meine Beine über die Lehne gelegt hatte. Oft lag ich so, wenn ich länger mit meiner Mutter telefonierte, als üblich.

>>Du weißt, dass das nichts bringt. Ist nur raus geschmissenes Geld.<<

>>Versuche es wenigstens. Es geht einfach nur darum mit einer neutralen Person zu sprechen. Sich die Probleme von der Seele zu reden<<, versuchte sie es weiter, doch ich ging nicht darauf ein.

Night Walker ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt