14. Schattengestalten

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Fest in meine Jacke geschlungen ging ich durch die beleuchteten Straßen und versuche den abgemachten Treffpunkt zu erreichen.

Ich musste zugeben, dass mir wirklich unwohl dabei war, alleine und ohne Schutz hier zu sein. Es war immerhin wiedermal tief in der Nacht, in der sich so einiges an Gesindel auf diesen Straßen herumtrieb. Ich fühlte mich nicht sicher. Und vor allem, fühlte ich mich beobachtet.

An jeder Gasse, an der ich vorbeikam zuckte ich zusammen und hoffte nur, dass keiner dieser Verbrecher mich schnappen und entführen würde. Ja, die schlechten Erfahrungen machten schon was aus sich. Und dieses mal würde mich keiner retten kommen, dessen war ich mir sicher.

Luke wäre dieses mal nicht da, um mich zu beschützen.

Bei diesen Gedanken krampfte sich etwas in mir zusammen. Schon wieder hatte ich ihn verloren. Wieder einmal hatten wir seit dem letzten aufeinandertreffen keinen Kontakt mehr zueinander. Und es tat wirklich weh. Vor allem, da wir uns gerade erst wieder gefunden hatten. Beziehungsweise ich ihn wieder gefunden hatte. Erneut hatte ich ihn in mein Leben gelassen und erneut war er ohne weiteres verschwunden.

Ja, ich hatte ihn damals mit meinen Fragen in die Ecke gedrängt und ja, ich verstand auch mittlerweile seinen Ausbruch. Er selbst spielte bei einigen üblen Leuten mit, dessen war ich mir sicher. Und vermutlich wusste er genau das, was ich nun herauszufinden versuchte.

Doch ich wusste auch, wieso er es mir nicht sagen wollte. Nicht, weil ich ihn dadurch in den Knast bringen konnte. Nein.. durch seine grobe Art wollte er mich vor mir selbst schützen. Und vor meinem Drang die Wahrheit zu erfahren. Das hatte ich ebenfalls nach sehr langen nachdenken begriffen.

Er wollte nicht, dass ich mich in die Sache einmischte und dadurch mein Leben gefährdete, doch in diesen Augenblick tat ich genau das, was er zu verhindern versuchen wollte.

Nach einiger Zeit erreichte ich endlich den Treffpunkt. Es war der Hinterhof eines Restaurants. Wieso Julia gerade diesen Ort gewählt hatte war mir schleierhaft, doch ich hinterfragte nicht weiter. Es war ihre Entscheidung gewesen und anscheinend fühlte sie sich an diesen Ort sicher. Was man von mir nicht wirklich behaupten konnte.

Jedenfalls war ich die erste, die dort angekommen war und sah mich deshalb schon mal ein wenig um.

Um mich herum waren nichts weiter als Steinmauern, einige kahle Sträucher und große Müllcontainer, die nicht gerade appetitlich rochen. In dem Hinterhof befand sich außerdem auch nur eine einzige Laterne, die die Umgebung jedoch nicht gerade viel erhellte.

Ich begab mich unter das schützende Licht, denn alles was sich jenseits befand, weckte ein ungutes Gefühl in mir. Unter dem Licht fühlte ich mich wenigstens, wie von einer schützenden Mauer umgeben. Etwas jedenfalls.

Immer wieder sah ich mich um und vergewisserte mich, ob ich tatsächlich alleine war. Irgendwo, jenseits der Mauern waren fahrende Autos zu hören, sowie auch der Wind, der zwischen den Gebäuden heulte.

Als ich mich umdrehte, zuckte ich vor Schreck zusammen und verharrte auf der Stelle. Keine Ahnung, ob mir mein Kopf oder die schürende Angst mir Streiche spielte, doch ich glaubte weit hinten in der Dunkelheit einen Schatten gesehen zu haben. Eine Gestalt, die mich beobachtete. Aber als ich dann für eine winzige Sekunde die Augen zusammenkniff und diese wieder öffnete, war der Schatten wieder fort.

Hatte ich mich etwa doch geirrt? War es vielleicht doch nur der Schatten eines Baumes gewesen?

Noch bevor ich mir selbst die Frage beantworten konnte, wurde die Hintertür des Restaurants geöffnet und eine recht blass aussehende Julia kam zu mir in den Hof hinaus.

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